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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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Kälte. »Aye, Liebling.«
    »Ich versuche zu entkommen, wenn wir aufstehen. Hilf mir, wenn du dazu Gelegenheit hast, aber sieh zu, daß du nicht verletzt wirst. Ich glaube nicht, daß beiden von uns die Flucht gelingt, aber warte in Ganasth auf mich!«
    Lange Zeit schwieg sie. Dann: »Wie du willst, Kery. Und was immer geschieht – ich liebe dich.«
    Er hätte antworten sollen, aber die Worte blieben ihm in der Kehle stecken. Er rollte wieder zurück und schlief einfach ein.
    Er erwachte durch den Schaft eines Speeres, der in seine Seite gestoßen wurde. Er gähnte kräftig und setzte sich auf. Er lockerte den Schlafsack und spannte jeden Muskel in seinem Körper.
    »Am Ende dieses Rittes befinden wir uns in der Stadt«, sagte Mongku.
    Kery erhob sich langsam und schätzte die Entfernungen ab. Neben ihm stand ein Wächter, der den Speer locker in der Hand hielt. Die übrigen waren im Lager verstreut oder drängten sich ans Feuer. Die Pferde bildeten einen dunklen Fleck in einigem Abstand.
    Kery entriß dem Wächter den Speer und trat ihn in den Bauch. In großem Bogen wirbelte er die Waffe um den Kopf, zerschmetterte mit dem schweren Schaft die Kiefer eines anderen und rammte die Spitze durch die Kehle eines dritten. Zugleich setzte er sich in Bewegung.
    Ein Ganasthi brüllte und führte einen Stoß gegen ihn. Kery warf sich auf den Schaft und zog ihn nieder. Er rannte zu den Pferden. Dort standen zwei Mann Wache. Einer zog das Schwert und drang auf den Nordmann ein. Die scharfe Klinge schnitt durch den schweren Umhang und die Unterkleidung und verletzte seine Schulter – allerdings nur leicht. Kery tauchte unter die Deckung des Feindes und hieb ihm die Faust auf das Kinn, worauf er ihm die Waffe entriß, herumwirbelte und den zweiten Wächter angriff, ihm die Axt hinunterschlug und über das Gesicht hieb.
    Die übrigen Männer des Lagers rannten auf ihn zu. Kery bückte sich und durchschnitt die Fesseln des Pferdes neben ihm. Ein Schauer geschleuderter Speere prasselte um ihn nieder, als er auf den ungesattelten Rücken des Tieres sprang. Er verkrallte seine Linke in der langen Mähne, trat das Tier in die Flanken und ritt los. Zwei Ganasthi versperrten ihm den Weg. Er beugte sich tief über den Hals des Pferdes und trieb es mit der Schwertspitze an. Als er die beiden erreichte, führte er einen Streich gegen den einen und sah ihn mit einem Schrei fallen. Der andere gab taumelnd den Weg frei.
    »Haiah!« schrie Kery.
    Die Hufe seines Reittiers klapperten flink über steinige Eisplatten, dem Schutz der dunklen Hügel zu, die im Norden aufragten. Speere und Pfeile flogen hinter ihm her, und er vernahm schwach die Rufe von Männern und das Geräusch von Hufen.
    Er war allein in einem Land voll Feinden, einem Land durchdringender Kälte, wo sein Blick kaum eine halbe Meile reichte, einem Land des Hungers und des Schwertes. Sie waren hinter ihm her, und er würde alle Erfahrungen als Jäger in Killorn und jede Kriegslist, die er sich auf dem Marsch angeeignet hatte, benötigen, um ihnen zu entkommen. Und danach – Ganasth!
     
    *
     
    Die Stadt lag dunkel vor ihm und griff mit steinernen Fingern nach den ewig glitzernden Sternen. Aus schwarzem Stein war sie gebaut, und berggleiche Wälle umgürteten die engen Straßen und hohen, schmalen Häuser. Eine Stadt der Finsternis. Dahinter erhob sich ein Berg, ein dunkler Schatten gegen die frostige Schwärze des Himmels. Es war ein Vulkan, aus dessen Krater eine rote Flamme im beißenden Wind flackerte. Funken und Rauch ergossen sich über Ganasth. In der bitteren Luft lag der heiße Gestank von Schwefel. Das Feuer verlieh dem kalt glitzernden Licht des Mondes und der Sterne auf den Schneefeldern einen blutigen Schimmer.
    Eine Straße führte durch die großen Haupttore, auf der die Bewohner der Dunkelländer ihren Zielen zustrebten. Kery verfolgte seinen Weg unbekümmert durch die Menge und näherte sich immer mehr dem Tor. Er trug das landesübliche Gewand aus Pelzen und Leder, das er in einem einsamen Haus gestohlen hatte. Die Kapuze hatte er tief in die Stirn gezogen, um seine Gesichtszüge zu verbergen. Er ging bewaffnet wie die meisten Männer – das Schwert hing am Gürtel – und da er rasch und ruhig ausschritt, schenkte ihm niemand Beachtung.
    Sollte er entdeckt werden, so wäre es sein Ende. Und alles wäre umsonst gewesen: das Dutzend Schlafzeiten des Rennens und sich Versteckens in den wilden Hügeln, vor Kälte und Hunger bebend, des Jagens nach Tieren, die

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