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Bruder des Schwertes

Bruder des Schwertes

Titel: Bruder des Schwertes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donald A. Wollheim
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indem sie die Fixsterne und die Wandelsterne studierten. Letztere seien Welten wie die unsere, sagen sie, und die Fixsterne seien weit entfernte Sonnen. Und wir haben verschwommene Legende von einer lang, lang zurückliegenden Zeit, in der die Welt nicht stets dieselbe Seite der Sonne zukehrte. Sie wirbelte wie ein Kreisel, so daß jeder Ort abwechselnd Licht und Dunkelheit hatte.«
    Kery zog die Augenbrauen zusammen und versuchte sich dies vorzustellen. Dann nickte er. »Gut, vielleicht war es so. Und weiter?«
    »Die Barbaren glauben alle, die Welt wurde vor vielen Zeitaltern unter Feuer und Donner geboren. Aber einige unserer Denker vermuten, daß diese Schöpfung eine Katastrophe war, die die ältere Welt, von der ich sprach, zerstörte. Es gibt gewisse Legenden, und hin und wieder finden wir uralte Ruinen, Städte, größer als wir sie heute kennen, aber vor so langer Zeit zerstört und begraben, daß selbst die Bausteine fast gänzlich verwittert sind. Diese Denker glauben, daß der Mensch dieser vergessenen Welt, die sich um sich selbst drehte, Mächte sein eigen nannte, die wir heute göttlich nennen. Dann geschah etwas. Wir können uns nicht vorstellen, was. Doch erzählte mir einst ein weiser Mann, er glaubte, daß alle Dinge einander ziehen – dies sei der Grund, warum sie zu Boden fallen, meinte er – und daß eine andere Welt so knapp an unserer vorüberzog, daß ihre Kraft der Drehung der unseren Einhalt gebot und den Mond näher an uns heranrückte.«
    Kery ballte die Fäuste. »Es könnte sein«, murmelte er. »Dies könnte wohl sein. Denn was geschieht einem ungeschickten Reiter, wenn sein Pferd plötzlich hält? Er fliegt über dessen Kopf, nicht? Dieses Abbremsen der Welt mußte Erdbeben mit sich gebracht haben, wie wir sie uns nicht vorstellen können – Erdbeben, die alles zusammenstürzen ließen!«
    »Du hast einen raschen Verstand. Genau das erzählte mir der Mann. Jedenfalls blieben nur wenige Menschen und Tiere am Leben, und von ihren großen Taten erzählen nur noch Legenden. Im Laufe vieler Zeitalter veränderten sich Mensch und Tier – die Tiere noch mehr als die Menschen, die sich ihre Umwelt zu gestalten verstehen. Das Leben drang aus den Tagländern in die Dämmerungszone vor. Die Pflanzen gewöhnten sich daran, mit dem wenigen Licht auszukommen, das ihnen hier zur Verfügung steht. Endlich eroberten die genügsamen Pflanzen selbst die Dunkelländer. Tiere folgten und der Mensch diesen, bis es so war, wie es heute ist.«
    Ihre großen, ernsten Augen blickten ihn an. »Könnte diese Pfeife nicht in den frühen Tagen von einem Mann verfertigt worden sein, der einige der alten Geheimnisse kannte? Kein Gott, sondern ein Mensch wie du, Kery. Und was ein Mann erschaffen kann, das vermag ein anderer auch zu verstehen!«
    Hoffnung wallte in ihm auf und verschwand wieder. »Wie?« fragte er mutlos. Und als er Tränen in ihren Augen schimmern sah: »Oh, es mag wahr sein. Ich will mein Bestes versuchen. Aber ich weiß nicht einmal, wo ich beginnen soll.«
    »Versuche es«, flüsterte sie. »Versuche es!«
    »Aber erzählt niemandem, daß die Pfeife schweigt, Sathi. Vielleicht hätte ich es nicht einmal Euch anvertrauen dürfen.«
    »Warum nicht? Ich bin dein Freund und der Freund deines Volkes. Ich wollte, wir hätten alle Stämme von Killorn hier.«
    »Jonan ist nicht der Ansicht«, erwiderte er finster.
    »Jonan – er ist ein rauher Mann, ja. Aber …«
    »Er mag uns nicht. Ich weiß nicht wieso, aber so ist es.«
    »Er ist ein Sonderling«, gab sie zu. »Von Geburt ist er nicht einmal ein Ryvanier. Er stammt aus Guria, einer Stadt, die wir vor langer Zeit eroberten, deren Bewohner jedoch seit vielen Jahren vollwertige Bürger des Reiches sind. Er möchte mich heiraten, wußtest du das?« Sie lächelte. »Ich mußte lachen, denn er ist so steif. Ebenso könnte man einen eisernen Harnisch heiraten.«
    »Aye … heiraten …« Kery schwieg, und seine Augen bekamen einen träumerischen Ausdruck, als er über die Hügel blickte.
    »Woran denkst du?« fragte sie nach einer Weile.
    »Oh, an meine Heimat«, kam die Antwort. »Ich fragte mich, ob ich wohl jemals wieder Killorn sehen würde.«
    Sie beugte sich näher zu ihm. Eine lange, schwarze Locke streifte seine Hand, und er konnte schwach ihren Duft spüren. »Ist es ein so schönes Land?« fragte sie weich.
    »Nein«, antwortete er. »Es ist rauh, grau und einsam. Sturmwinde streifen darüber, und die See brüllt gegen felsige Strände, und

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