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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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Gesundheitsbehörden reagieren manchmal etwas panisch.« Dann hatte er lächelnd hinzugesetzt: »Wahrscheinlich nehmen sie an, dass du hundert Gramm Diamanten unter dem Verband trägst.« Dehner hatte beim Durchgang durch die Sicherheitsschleuse wie selbstverständlich diese Bescheinigung vorgelegt, und eine hübsche, blonde Zöllnerin hatte ihm freundlich Gute Besserung gewünscht.
    »Junge!«, hatte Goldberg zum Abschied nur gesagt und ihn herzlich umarmt.
    Er hatte noch von San Francisco aus bei seiner Mutter angerufen. Sechsmal. Sie hatte sich nicht gemeldet, nur der Anrufbeantworter war angesprungen, und jedes Mal hatte er eine Nachricht hinterlassen. Bei der letzten hatte er fröhlich getönt: »Ich bin im Anflug auf Berlin. Bis gleich!« Um jegliches Risiko auszuschalten, hatte Goldberg ihm ein neues Handy in die Hand gedrückt. »Vielleicht ist das alte nicht mehr sicher. Und wirf dieses auch weg, wenn du zu Hause bist.«
     
    Erst als die Maschine auf der Landebahn in Frankfurt aufsetzte, wachte er auf. Weil er sich sehr gut kannte und genau wusste, dass er zuweilen zu Anfällen leichter Hysterie neigte, wenn es um seine Mutter ging, hatte er zweimal eine starke Schlaftablette genommen, und er erinnerte sich nur noch verschwommen an das freundliche Gesicht der Stewardess, die sich mehrmals besorgt nach seinem Befinden erkundigt hatte.
    Dank der Zeitverschiebung war es bereits gegen achtzehn Uhr des folgenden Tages, als er den Chef der Operation anrief.
    »Ich melde mich zurück.«
    »Wir brauchen Sie schnell hier«, sagte Sowinski knapp. »Verlangen Sie den Leiter der Zollbehörde oder seinen Vertreter. Der wird Sie einweisen.«
    Es dauerte eine Weile, ehe er im richtigen Büro stand, und er war dankbar, dass ihm der Mann einen Stuhl anbot, denn er bekam unweigerlich Schmerzen, wenn er zu lange stand. Danach ging alles sehr schnell.
    »Ich habe eine Maschine für Sie«, erklärte der Zöllner, nachdem er, ein Handy am Ohr, vor der Tür telefoniert hatte. Er war vielleicht vierzig Jahre alt und er behandelte Dehner so zuvorkommend, als sei der ein Staatsoberhaupt. »Kann ich noch irgendetwas für Sie tun?«
    »Haben Sie eine Flasche Wasser für mich? Meine Tabletten machen so einen trockenen Mund.«
    »Selbstverständlich, kein Problem.« Der Mann ging zu einem Kühlschrank, holte eine kleine Plastikflasche heraus und reichte sie Dehner. »Jetzt wollen wir mal den Vogel suchen«, lächelte er. Er nahm Dehners Tasche und den Trenchcoat.
    »Bitte langsam«, bat Dehner.
    Schnelle Bewegungen verursachten ihm immer noch Übelkeit, sein linkes Bein tat höllisch weh, er humpelte.
    Noch auf dem Weg durch die Korridore rief er bei seiner Mutter an. Zweimal. Sie meldete sich nicht, der Anrufbeantworter schaltete sich ein, er wartete nicht ab, drückte die Verbindung weg. Er dachte fiebrig: Wahrscheinlich hat der Arzt sie eingewiesen, und sie liegt jetzt im Krankenhaus und ist ganz allein. Dann überlegte er, dass er den Arzt anrufen könnte, aber er hatte die Telefonnummer nicht.
    Der Zöllner vor ihm erreichte eine Tür, in die Drahtglas eingelassen war. Er stieß sie auf und trat hinaus auf eine sehr große Asphaltfläche, auf der sicherlich fünfzehn Hubschrauber in allen Größen standen.
    »Einen Moment bitte noch«, sagte Dehner. »Ich muss unbedingt einen Anruf tätigen. Es ist sehr wichtig.«
    »Natürlich«, sagte der Mann vom Zoll verständnisvoll und entfernte sich diskret ein paar Schritte.
    Dehner wählte die Nummer der Auskunft und landete in einer Warteschleife. Plötzlich fiel ihm der Vorname des Arztes nicht mehr ein. Das war doch unmöglich, der Mann sorgte seit vier Jahren für seine Mutter, er war inzwischen schon so etwas wie ein Familienmitglied, und sie duzten sich sogar. Wieso fiel ihm jetzt der Vorname nicht ein?
    »11833. Bitte haben Sie einen Moment Geduld. Wir sind gleich für Sie da«, wiederholte eine Frauenstimme ein ums andere Mal.
    Dann tutete es dreimal und eine Frau sagte: »11833. Mein Name ist Birgit Scholz. Was kann ich für Sie tun?«
    »Ich brauche eine Nummer in Berlin«, sagte er mit trockenem Mund. »Doktor Werrelmann, Arzt. Den Vornamen habe ich leider nicht.« Er atmete tief durch.
    »Ich habe hier einen in Berlin-Marzahn. Ist das richtig?«
    »Richtig.«
    »Die Rufnummer wird angesagt. Darf ich Sie gleich verbinden?«
    »Ja, bitte!«, sagte Dehner vollkommen verkrampft.
    Ein Band sagte die Berliner Nummer durch, dann tutete es mehrmals in der Leitung, bis sich endlich eine

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