Bruderdienst: Roman (German Edition)
dir hilft, schicke ich dir seine Papiere rüber. Hast du denn noch Leute in Seoul?«
»Eine Notbesetzung, weil der Geheimdienst der Streitkräfte auch da ist. Wie, sagst du, war der Name?«
»Felix Downing, soll ich buchstabieren?«
»Nein, schon gut.«
»Und kannst du mir erklären, warum diese Leute unseren Charlie angegriffen haben?«
»Nein, das kann ich nicht. Ich versuche nämlich gerade herauszufinden, was da gelaufen ist. Dein Charlie soll einen jungen Offizier der Brüder in Südkorea übel misshandelt haben, steht hier. In einem Pissoir, in einem Puff.«
»Das ist mir jetzt neu. Aber du weißt ja, wie hitzköpfig diese jungen Männer manchmal sind. Aber ich werde Charlie gleich danach fragen.« Komm, mein Freund, du willst doch etwas wissen, also frag schon.
»Ist der etwa schon wieder zu Hause?«
»Aber ja. Gerade eben gelandet, ganz heil bis auf einen Kratzer. Neun Millimeter Parabellum, Streifschuss, rechter Oberarm. Das waren deine südkoreanischen Brüder mitsamt dem Downing. Hätte leicht ins Auge gehen können. Vergessen wir das am besten, ist ja weiter nichts passiert.«
»So etwas Blödes sollten wir eigentlich nicht vergessen. Man müsste die Brüder gelegentlich mal übers Knie legen. Und wie geht es dir privat? Was machen die Frau Gemahlin und der ganze Anhang?«
»Alles klar so weit, keine Klagen. Bis auf das, wovon sie mir nichts sagen.«
»Du bist ein echter Schelm, Krause-Darling. Ach, ehe ich es vergesse: Du hast erwähnt, dass dein Charlie den Mann, den ich erwartete, nicht rausgeholt hat. Sondern einen anderen. Was ist denn nun mit dem?«
»Wir wissen es nicht genau, aber wir vermuten, dass er mehr weiß, als er bisher gesagt hat. Ich sagte dir schon: Von seiner Position her ist der Kerl wirklich unbedeutend, eine kleine Nummer im Transportministerium. Hat nichts zu sagen und weiß auch nichts. Sagt er jedenfalls.« Komm schon, Archie Goodwin, frage mich weiter aus.
»Was heißt das: sagte er jedenfalls?«
»Es könnte ja auch sein, dass er beim Geheimdienst war und einfach rauswollte, weil er eine Menge zu erzählen hat. Vielleicht will er Bares für sein Wissen. Kann ja sein, wir wissen es einfach noch nicht. Dein Raketenfachmann ist todsicher ein anderes Kaliber. Aber dieser hier verrät durch viele Kleinigkeiten, dass er vielleicht doch kein so unwichtiger Mensch ist. Na ja, mal sehen. Wir hören ihn uns in Ruhe an, dann wissen wir mehr.«
»Ich muss Teilhabe anmelden. Das verstehst du doch? Schließlich lief die ganze Aktion auf unsere Kosten. Könnt ihr ihn überstellen, damit meine Experten mal nachbohren? Wir teilen das Ergebnis mit euch.«
»Wie beim letzte Mal auch?«, fragte Krause trocken und schnell.
»Nicht doch, der Fall lag doch ganz anders!«, wehrte sich Goodwin.
»Darüber kann man reden, wenn meine Experten ihn befragt haben.«
»Wie lange braucht ihr dafür? Denk daran, wir möchten auch was von der ganzen Sache haben.«
»Das tue ich. Nur ist es ja ohnehin nicht der, den du wolltest. Ihr bekommt ihn, sobald wir durch sind«, sicherte Krause zu.
»Svenja und Doktor Esser«, meldete das Sekretariat.
»In Ordnung«, sagte Krause.
Er sah schon an ihren Gesichtern, dass etwas Entscheidendes passiert war.
Während Esser strahlte, setzte Svenja ihren Chef mit knappen Worten in Kenntnis.
»Dann erhöhen wir jetzt die Schlagzahl«, sagte Krause sachlich. »Ich brauche alles, was wir über diesen amerikanischen Milliardär haben.« Dann setzte er hinzu: »Wissen Sie, ich finde es mehr als erstaunlich, dass wir angesichts der Brisanz des Themas bis jetzt nur einen Toten haben.«
DREIZEHNTES KAPITEL
Am Abend des sechsten Tages, gegen zweiundzwanzig Uhr Ortszeit San Francisco, startete das Flugzeug, das Thomas Dehner schnell und komfortabel aus den Vereinigten Staaten von Amerika zurück nach Europa schaffte, wobei er auffiel wie ein rosa Elefant.
Zwi Goldberg hatte das Ticket erster Klasse von San Francisco nach Frankfurt/Main gekauft. Auf den Namen Manfred Bukowski, geboren in Memphis, Tennessee, Beruf Zahntechniker.
Sie waren am frühen Abend noch einmal zu Onkel Samuel gefahren, der die Verbände erneuert hatte. Auf Dehners rechtem Ohr klebte jetzt ein schneeweißes, großes Quadrat aus Mull und Pflaster. Sicherheitshalber hatte Onkel Samuel eine Bescheinigung ausgestellt, nach der Dehner in einen Unfall verwickelt wurde und einen Riss am rechten Ohr davongetragen hatte. Goldberg hatte erklärt: »Das brauchst du. Unsere
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