Bruderdienst: Roman (German Edition)
sich zu Moshe. »Hast du jemanden in San Francisco, den ich als Feuerwehrmann einsetzen kann? Muss ganz schnell gehen. Und ist auch nicht einfach.«
»Habe ich. Goldberg, ein Wahnsinnstyp, schräger Hund.«
»Gib mir die Nummer.« Dann gab er die Telefonnummer weiter an Sowinski.
»Diese Welt wird immer verrückter.« Moshe schüttelte den Kopf. »Wen hast du da nach Frisco geschickt?«
»Das sage ich dir besser nicht. Ich frage mich, wann die Klinik anruft.«
»Du nimmst mich mit zu Wally«, forderte der Israeli.
»Wann geht dein Flieger?«
»Abends erst.«
»Dann fahren wir jetzt hin. Das Taxi ist bestellt, kommt gleich.« Krause kam zum Thema zurück. »Was wird sein, wenn jemand euch erpressen will?«
»Nichts wird sein. Wir lassen uns nicht erpressen. Haben wir in diesem Krankenhaus die Chance auf ein Frühstück?«
»Vermutlich. Kannst du dir die Satellitenfilme von Nordkorea auch hierher überspielen lassen?«
Moshe grinste. »Du bist ein Gauner.«
»Dafür werde ich bezahlt. Also, kannst du?«
»Kann ich.«
»Und wen rufst du deswegen in Langley, Virginia, an?«
»Du bist ein mieser exzentrischer Spion ohne Zukunft. Das verrate ich dir nicht.«
»Etwa Archie Goodwin?«
»Wie kommst du auf die Nebelkrähe?«
»Weil er nicht sauber ist«, sagte Krause knapp. »Ich will dich nur warnen.«
»Und was soll an ihm nicht sauber sein?«
»Wie er mit Menschen umgeht«, beschied ihm Krause knapp.
»Oh, ein bisschen rücksichtslos sind wir doch alle.«
»Ja, aber nicht so, dass jemand dadurch stirbt.«
»Er unterliegt auch Zwängen«, sagte Moshe seufzend. »Also, ich telefoniere mit Langley wegen der Filme.« Nach ein paar Sekunden setzte er hinzu: »Nicht mit Archie Goodwin.«
Es regnete. Krause zog seinen Trenchcoat über und stellte sich vor die Haustür. Es tat gut, einen Augenblick lang frische Luft zu atmen.
Sein Handy meldete sich, es war Sowinski mit der Frage, ob sich etwas Grundlegendes geändert habe. Die Kanzlerin wolle das wissen.
»Wie du weißt, wissen wir noch nichts«, sagte Krause knapp. »Sag ihr, wir melden uns sofort, wenn es etwas Neues gibt.«
Moshe kam aus dem Haus. »Sie überspielen die Filme in unsere Botschaft. Jetzt.«
Krause hob den Arm und winkte, das Taxi kam herangerollt.
Im Krankenhaus liefen die beiden mit wehenden Mänteln hintereinander durch die Korridore, nahmen den Aufzug, sprachen kein Wort, hielten gelegentlich inne, wenn Krause sich orientieren musste, wo er sich gerade befand und wo das Zimmer seiner Frau lag.
Dann standen sie in dem leeren Zimmer, und Krause sagte mit leichter Resignation in der Stimme: »Verdammt, wir haben Blumen vergessen!«
»Bin schon unterwegs«, sagte Moshe und schoss aus der Tür.
Krause setzte sich in den Sessel, stützte den Kopf in die Hände und flüsterte: »Mach jetzt nur keinen Blödsinn, Weib, werde gesund und mach den gottverdammten Führerschein!« Tatsächlich hatte ihm ihr Vorhaben zeitweilig Probleme bereitet. Wahrscheinlich würde sie danach an jedem Wochenende auf einer kleinen Spritztour bestehen.
Eine Krankenschwester erschien in der Tür, stutzte, als sie ihn sah, und sagte dann mit einem Lächeln: »Da sind Sie ja schon! Ihre Frau ist noch auf der Intensiv.«
»Aha«, sagte er. »Und dort kann ich sie sehen?«
»Ja, ja, bestimmt. Ich frage mal«, sagte sie und verließ das Zimmer.
Kurz darauf erschien Moshe mit zwei riesigen Blumensträußen in Klarsichtfolie und fragte von der Tür aus: »Wo gibt es Vasen?«
»Weiß ich nicht«, sagte Krause, woraufhin Moshe wieder verschwand.
Die Krankenschwester kam zurück und sagte mit einem bedauernden Lächeln: »Also, es wird wohl noch eine gute Stunde dauern, bis sie bei Bewusstsein ist, sagte man mir.«
Dann erschien Moshe mit einer großen Vase und einem der Blumensträuße, ihm folgte eine junge Schwester mit der zweiten Vase und dem zweiten Strauß. Sie stellten die Pracht auf den kleinen Tisch.
»Es dauert noch eine Stunde.«
»Dann kaufen wir uns ein Frühstück«, antwortete Moshe. »Meinst du, ich kriege in diesem Bau eine Kirmeswurst?«
»Die Hoffnung stirbt zuletzt.«
Im Erdgeschoss des Krankenhauses fanden sie eine Cafeteria, und Moshe entdeckte in der Speisekarte aus Plastik Bockwurst mit Kartoffelsalat. »Das ist immerhin etwas«, sagte er zufrieden. »Was hat denn nun dein Charlie in Seoul vorgefunden?«
»Eine glatte Operation«, bemerkte Krause leichthin. »Er ist mit einem Bootsbesitzer in die Inselwelt vor Nordkorea gefahren,
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