Bruderdienst: Roman (German Edition)
ist eine original italienische Salami. Der Rest davon. Und nun frag mich mal, wo ich die gefunden habe.«
»Ich habe neulich auf der Terrasse gesessen und einmal reingebissen!«, gestand Krause.
»Ja, da lag sie auch immer noch!«, stellte Moshe fest. »Völlig durchgeweicht. Nicht einmal meine Katze frisst so was.«
Dann telefonierte er erneut, und Krause fuhr hart und unmissverständlich in sein Geplapper: »Schließ jetzt dein Büro, verdammt noch mal. Wir haben zu reden.«
Moshe grinste breit und beendete tatsächlich sein Telefonat.
»Hat Wally angerufen? Oder die Klinik?«, fragte Krause.
»Dein Telefon hier hat nicht geklingelt.«
»Dann zeig mir jetzt deine Filme aus Nordkorea. Und dazu gehen wir ins Wohnzimmer, weil das elektronische Equipment dort das Einzige ist, mit dem ich umgehen kann.«
Moshe trabte hinter ihm her und reichte ihm sechs DVDs. »Das sind die Filme eines Spionagesatelliten unserer geliebten Brüder. Vergiss nicht, ich war niemals hier und du hast diese Filme niemals gesehen. Es sind übrigens Kopien, damit die zu Hause nicht denken, die Filme seien verschwunden.«
»Dann kann ich sie doch behalten«, stellte Krause fest. »Das ist doch viel einfacher.«
»Also, alle sechs Filme zeigen uns das landschaftlich wunderschöne Gebirge im Nordosten Nordkoreas. Du kannst, wenn du willst, den Film anhalten und das Bild näher ranholen. Fachleute nennen das zoomen …«
»Ja, ja, schon gut«, äußerte Krause genervt.
»Also, ich fliege eigens nach Berlin, um ihm zu zeigen, was ich Schönes habe, und er straft mich mit Verachtung. Na ja. Alle sechs Filme zeigen den Verkehr und Nichtverkehr am besagten 10. Juni, also dem Tag, an dem der bisher unbekannte General die Bombe an die nordkoreanische Ostküste gebracht haben will. Also vor rund vier Wochen.« Er ging drei Schritte nach vorn und legte die DVD ein.
»Und los geht’s! Du siehst, dass die erkennbaren Straßen entlang den Flüssen verlaufen. Und wenn du jetzt mal stoppst und dann näher heranfährst, siehst du, dass unten links eine Kette von sechs schweren Trucks praktisch aus dem Nichts zu kommen scheint. Du siehst dort keine Straße, es ist auch keine Straße, es ist einfach ein schmales Band festgefahrener Schotter. Und die Lkw kommen aus einem Berg. Da wir wissen, wo die Atomanlage der Nordkoreaner liegt, wissen wir auch, dass sie nicht in dem Berg liegt. Allerdings könnte dort so etwas wie der Bunker für die bereits fertiggestellten A-Bomben sein. Dieser Truck-Konvoi fährt jetzt nach Kilchu, du siehst das auf den ersten beiden DVDs. Wenn du die vierte DVD einlegst – und das wollen wir jetzt mal machen -, siehst du rechts wieder den Konvoi der Militärlastwagen. Und im linken Bildteil taucht ein merkwürdiges Gefährt auf. Ein großer Truck, der von oben betrachtet wie ein winziges, helles Viereck aussieht. Der Truck eines Chinesen namens Wu, ein GMC-Truck. Keine Ahnung, was …«
»Aber ich«, unterbrach Krause schnell. »Was macht denn dieser Wu nun genau? Und ist er mit dem Konvoi in direkte Berührung gekommen?«
»Ja, ist er. Und das gibt Rätsel auf. Auf DVD fünf – warte, ich lege sie ein und spule gleich vor – ist zu sehen, dass der GMC-Truck rechts oben mit dem Konvoi zusammentrifft. Das Sonderbare ist aber: Sie halten beide nicht an, da steigt niemand aus, und es wird auch keine Ladung ausgetauscht. Der GMC steht an einer Kreuzung und lässt den Konvoi vorbei, dann setzt er sich in Bewegung und fährt auf Yanji zu, das ist eine kleine chinesische Stadt jenseits der Grenze, und von dort über die Schnellstraße nach Harbin. Dort gibt es einen Flughafen. Dann wird etwas in ein Transportflugzeug der chinesischen Streitkräfte geladen.«
»Aha, der letzte Teil ist mir neu. Wu bringt seine Fracht also zu einem Militärflughafen.«
»Wer ist denn dieser Wu eigentlich?«
»Gut, ich erzähle es dir, sonst fängst du noch an zu weinen«, sagte Krause grinsend. Er berichtete schnell und konzentriert. »Und besagte Agentin wird nun telefonisch versuchen zu klären, ob Wu überhaupt etwas wusste oder zumindest hörte.«
»Das ist hervorragend. Ich wusste doch, dass ich nicht umsonst herkomme.«
»So, nachdem wir das geklärt haben, sollten wir beide uns wieder der Kardinalfrage in dieser Angelegenheit zuwenden. Der Frage nach dem Motiv. Wie viele hasserfüllte Muslime habt ihr denn auf der Liste?«
»Etwa zweihundertfünfzig weltweit«, sagte Moshe wie aus der Pistole geschossen. »Und ihr?«
»Dreihundert,
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