Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
Vom Netzwerk:
es aus!, dachte er verärgert. Es hat keinen Sinn, dich zu schonen.
    Kim starrte auf einen unbestimmten Punkt über dem Wasser und sagte leise: »Es war möglicherweise keine gute Idee, mein Land zu verlassen.«
    Müller, du bist ein Arschloch! Du solltest es ihm nicht noch schwerer machen. »Du kannst später zurückkehren, wenn du meine Welt gesehen hast.« Innerlich haderte er erneut mit seiner Oberflächlichkeit.
    »Du weißt ganz genau, dass ich das nicht kann. Es ist eine Reise ohne Wiederkehr, die ich angetreten habe.« Kim lächelte still. »Ich versichere dir, ich bin alt genug, um ohne Wiederkehr leben zu können.«
    »Aber du kannst nach Südkorea zurückkehren«, sagte Müller leise. »Das musst du ausprobieren.«
    »Also gut.« Kim nickte unvermittelt, als habe er keine andere Wahl. »Wir kommen nach Seoul. Wie geht es dann weiter?«
    »Das hängt von dir ab.« Du lieber Himmel, nein! Das hängt nicht von dir ab. Ich werde deine Furcht ausnutzen, damit du bei mir bleibst. Bis nach Europa, bis Berlin.
    Der Skipper kam aus dem Steuerhaus und fragte: »Können wir abrechnen?«
    »Natürlich.« Müller war froh über die Unterbrechung. »Was war ausgemacht?«
    »Ich kriege zweitausend Dollar, plus dreihundert für den Sprit.«
    »Das ist richtig, das hat man mir gesagt.« Er starrte in Richtung der Küstenlinie, wo Häuser und die Hallen des Hafens bereits zu erkennen waren. »Und ich bitte dich um einen Gefallen. Kannst du schnell ein paar neue Klamotten für Kim besorgen? Unterwäsche, Jeans ein paar Hemden, neue Schuhe, zwei Paar. Vielleicht eine Weste im Stil von meiner. Wir warten dann hier an Bord, bis du zurück bist.«
    »Du bezahlst?«
    »Natürlich. Ich gebe dir dreihundert zusätzlich. Okay?«
    »Ja, klar. Aber ihr müsst im Steuerhaus bleiben. Man darf euch auf keinen Fall sehen.«
    »Das machen wir.« Müller ging zum Bug, um seine Weste zu holen. Er zog sie an und fühlte das Gewicht der Waffe wie einen starken, lästigen Druck. Er holte zwei Bündel US-Dollar heraus und zählte die Summe ab. »Zweitausendsechshundert für dich. Den Rest brauchst du nicht abzurechnen. Und vielen Dank für deine erfolgreichen Geradeausfahrten.«
    Der Skipper kicherte, sagte aber nichts.
    Zwanzig Minuten später liefen sie in das Hafenbecken ein.
    »Zweitausendsechshundert schöne amerikanische Dollar für den falschen Mann!«, sagte Kim fassungslos.
    »Shit happens«, erwiderte Müller.

NEUNTES KAPITEL
     
    Krause wachte um neun Uhr auf, und er fühlte sich, als habe er am Vortag schwer gesündigt, zu viel Alkohol getrunken, viel zu fett gegessen. Er ächzte, als er die Beine aus dem Bett schwang.
    Moshe lag nicht mehr neben ihm, wahrscheinlich hockte er irgendwo im Haus und telefonierte. Moshe telefonierte fast pausenlos, Tag und Nacht. Es konnte passieren, dass er auf zwei Leitungen gleichzeitig eine schwierige Diskussion führte, wobei er jedem Beteiligten versicherte, er sei ganz bei der Sache. Er trug immer vier Handys bei sich, und er brachte sie niemals durcheinander.
    Krause stellte sich unter die Dusche und stellte fest, dass Moshe schon vor ihm da gewesen war. Das Badezimmer schwamm. Nachdem er sich nachlässig abgetrocknet hatte, zog er sich hastig an. Auf der Suche nach einer frischen Unterhose riss er versehentlich die ganze Schublade heraus und richtete dabei ein kleines Chaos an.
    »Komm runter, es gibt Kaffee!«, rief Moshe.
    Als Krause die Küche betrat, stand Moshe am Fenster und telefoniert mit dem blauen Handy, wobei Blau das Synonym für höchst Geheimes war.
    Die Kaffeekanne stand auf dem Tisch, auf zwei kleinen Tellern lagen jeweils zwei Scheiben Knäckebrot.
    »In diesem Haus gibt es absolut nichts zu essen«, stellte Moshe zwischendurch vorwurfsvoll fest und beruhigte dann wieder seinen Telefonpartner: »Nein, Eddy, das gilt nicht für dich! War nur die Beschreibung eines elenden Zustandes vor Ort.«
    Krause goss sich einen Becher Kaffee ein, setzte sich an den Tisch und kaute lustlos an dem Knäckebrot, das nach Pappe schmeckte.
    Moshe beendete sein Telefonat, und bevor er einen neuen Partner fernmündlich traktierte, erboste er sich: »Du lässt dich gehen, mein Freund, du sorgst nicht für dich. In dieser Küche herrscht reine Trostlosigkeit. Ich werde Wally davon Meldung machen.«
    »Ich bin doch nie hier!«, verteidigte sich Krause beleidigt.
    »Und was ist das?«, feixte Moshe und streckte seinen rechten Arm vor. Er hielt etwas in seiner Hand, was eindeutig obszön aussah. »Das

Weitere Kostenlose Bücher