Bruderdienst: Roman (German Edition)
glaube ich. Aber bisher ergebnislos. Wir haben sechzig Leute drangesetzt, die uns alle nach vielen Tagen und Nächten der Überprüfung mitteilen, dass keiner dieser Verdächtigen infrage kommt. Eine solch heikle Operation passt auch nicht in ihre Bewegungsmuster der letzten Monate und Jahre. An wie viele Staaten denkst du?«
»Es könnte der Iran sein. Es könnte Pakistan sein. Das Übliche eben. Dann zwei oder drei Verrückte auf dem afrikanischen Kontinent. Wir haben nicht mehr als insgesamt fünf. Aber wir glauben nicht sehr ernsthaft an eine solche Möglichkeit.«
Krause deutete vage auf den großen Bildschirm. »Eines scheint mir inzwischen sicher: Diese Bombe, nach der wir uns so sehnen, war weder in einem Lastwagen des Militärkonvois noch in dem Monstertruck unseres chinesischen Wu. Und zwar einfach deswegen nicht, weil die Nordkoreaner genau wissen, dass der Satellit über ihnen steht, Tag und Nacht. Und ich betrachte es als eine Kränkung meiner Intelligenz, wenn jemand versucht, mir so eine simple Lösung unterzujubeln. Das ist etwas für eine Laienspielschar, das Ganze war doch extra für den Satelliten in Szene gesetzt. Und ich gehe jede Wette ein, dass Putin ebenfalls weiß, was von den Aussagen des Generals zu halten ist. Nicht vergessen, er ist vom Fach!«
»Was glaubst du, haben sie die falschen Spuren vor oder nach dem Transport gelegt?«
»Natürlich danach«, sagte Krause. »Es muss vor dem 10. Juni passiert sein. Ich schlage dir vor, die amerikanischen Freunde zu bitten, die Aufnahmen der zwanzig Tage vor dem 10. Juni herauszurücken. Aber lass uns noch mal auf die Frage nach dem Motiv zurückkommen.«
»Damit kommen wir nicht weiter. Das Motiv kann nur darin bestehen, jemanden politisch erpressen zu wollen oder aber die feste Absicht zu haben, das Ding hochgehen zu lassen«
»Es gibt eine weitere Möglichkeit, aber über die habe ich noch nicht genügend nachgedacht.«
»Und wenn du genügend nachgedacht hast, rufst du mich an. Ich habe im Moment so viel mit der Hamas um die Ohren, dass ich dir dankbar wäre, wenn du die Posaune bläst.«
»Ist in Ordnung. Verlass dich auf mich. Ich werde mich melden. Und dieses Knäckebrot war grauenhaft. Wo hast du das Zeug gefunden?«
»In dem kleinen Küchenschrank ganz unten hinter einem Glas mit Gurken.«
»Wie geht es überhaupt deiner Frau? Entschuldige bitte, dass ich noch nicht gefragt habe.«
Moshes Gesicht versteinerte augenblicklich. »Nicht gut«, sagte er. »Ich denke, Ruth hat keine Lust mehr. Keine Lust zu leben, meine ich.« Er wandte den Kopf zur Seite, er wollte nicht darüber sprechen.
»Ja, unsere Frauen«, erwiderte Krause. »Ist sie irgendwie krank?«
»Nicht die Spur. Es war diese Sache mit Stephan.«
Stephan? Krause grübelte. Sein Sohn, genau.
»Du meinst deinen Sohn?«
»Er wurde am Gazastreifen erschossen. Es war eine lächerliche Geschichte, weißt du, eigentlich war gar nichts vorgefallen. Keine Auseinandersetzung, keine Kämpfe. Einfach nur ein einziger Schuss. Jetzt haben wir seine Frau und die beiden Kinder im Haus, ein kleiner Trost. Aber Ruth kann mit seinem Tod nicht leben.«
»Das … das …« Krause suchte vergebens nach angemessenen Worten. »Das wusste ich gar nicht.«
»Sie haben mir angeboten aufzuhören. Aber das kann ich nicht. Erst recht nicht nach der Sache mit Stephan. Das Schlimme ist, ich werde immer rabiater, verstehst du? Manchmal denke ich schon wie ein Rechtsaußen. Und das bin ich doch gar nicht.«
»Ich finde es beschämend«, murmelte Krause tonlos.
»Wie? Was findest du beschämend?«
»Dass du erst herkommen musst, um mir etwas zu erzählen, das so wichtig für dich ist. Dieser Beruf macht uns kaputt, er erstickt uns. Wally hat gesagt, sie würde gern Freunde einladen. Und dann entdecken wir, dass wir die Freunde seit Jahren nicht mehr gesehen haben.«
»Wir sind eben Besessene«, sagte Moshe in die Stille. »Eindeutig Verrückte.«
Das rote Handy von Krause meldete sich.
»Sowinski hier. Wir haben ein Problem in San Francisco. Ich brauche dein Okay. Der Mann, den ich geschickt habe, um sich nach dem Nordkoreaner Cheng zu erkundigen, wurde zusammengeschlagen. Er liegt in seinem Hotelzimmer, wohl übel zugerichtet. Es waren drei junge Männer, der Name Sissy Pistor fiel auch. Sie drohten wiederzukommen.«
»Hol ihn da raus. Wie, ist egal. Hast du jemanden da?«
»Nur einen rüden Kerl ohne Rücksicht und Manieren. Kostet was.«
»Okay. Hol ihn raus! Moment mal.« Er wandte
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