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Bruderdienst: Roman (German Edition)

Bruderdienst: Roman (German Edition)

Titel: Bruderdienst: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacques Berndorf
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wiederkommen?«
    »Nein.«
    »Ich bin so weit«, rief der Dicke von nebenan.
    »Moment, Moment«, sagte Goldberg hastig und hob beide Arme.
    »Zu spät!«, sagte der Dicke lakonisch.
    Es waren zwei Männer, und da die Tür nur angelehnt war, kamen sie sehr vorsichtig hinein. Der erste von ihnen hatte die Hand unter dem Jackett. Sie waren beide vom Typ Manager, und sie wirkten irgendwie uniformiert.
    Goldberg ging, ohne eine Sekunde zu zögern, den auf der linken Seite an, der Dicke den anderen. Sie machten es kurz und schmerzvoll und gründlich. Dehner schloss jedes Mal die Augen, wenn einer der Schläge traf. Die beiden Anzugträger lagen schon nach kurzer Zeit friedlich nebeneinander auf dem Teppichboden.
    »Jetzt aber!«, sagte Goldberg muffig, als sei er ärgerlich über die Störung.
    Dehner hätte ihm am liebsten applaudiert.
     
     
     
    Es war fast zehn Uhr am sechsten Tag. Svenja hatte vier Stunden geschlafen und saß nun allein in einem separaten Raum. »Nicht dass hier noch einer zu husten anfängt!«, hatte Esser warnend verlauten lassen.
    Es gab drei Aufzeichnungsgeräte, zwei davon digital. Der Apparat, mit dem sie telefonierte, war ein ganz normales Telefon, allerdings eines mit sehr vielen Leitungen. Außerdem hatten die Techniker sechs oder sieben kleine graue Metallkästen auf den Schreibtisch gestellt, aus denen dünne Drähte herausragten. Svenja musste nicht wissen, wozu sie dienten, sie musste nur wissen, dass sie notwendig waren. Esser hatte ihr drei DIN-A4-Bögen in die Hand gedrückt. Es waren insgesamt fast fünfzig Fragen, die sie abarbeiten sollte, und sie hatte sofort abwehrend reagiert. »Sie glauben doch nicht im Ernst, dass er geduldig drei Stunden in der Leitung bleibt.«
    »Sie werden das schon machen«, hatte Esser lächelnd geantwortet. »Sind ja nur Anregungen.«
    Sie las die lange Nummer von ihrem Zettel ab und wählte. Es gab keine Verzögerung, und Wu sagte erfreut: »Du bist pünktlich!«
    »Ja, klar. Ich habe dir ja gesagt, für wen ich arbeite. Und damit du gleich Bescheid weißt, ich zeichne dieses Gespräch auf.«
    »Damit habe ich kein Problem.«
    »Hast du deine Liste? Dann schau mal unter dem 10. Juni nach. Du warst in Nordkorea.«
    »Ich habe nachgesehen. Stimmt, ich war in Nordkorea.«
    »Du bist dann über die Grenze nach Yanji in China gefahren. Dann auf Harbin zu. Ist das so richtig?«
    »Ja, das stimmt.«
    »Wo hast du die Ladung hingebracht?«
    »Zum Flugplatz. Die Fracht wurde in ein Flugzeug verladen.«
    »Und woraus bestand diese Fracht?«
    »Aus einer großen Holzkiste.«
    »Ach, Wu, lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen; was war in der Holzkiste?«
    »Aber, Mädchen, das weiß ich doch nicht.«
    »Das glaube ich dir nicht«, sagte sie und lachte. »Du bist ein Gauner, Wu. Aber immerhin hast du mir einmal geholfen, am Leben zu bleiben. Also, jetzt sag schon, was ist da gelaufen am 10. Juni?«
    »Ich habe eine Kiste aus Nordkorea nach China hineintransportiert. Das ist da gelaufen, und sonst gar nichts.«
    »Ich glaube dir kein Wort«, erklärte sie.
    Er lachte schallend, dann räusperte er sich ausführlich. »Sag mir doch einfach, was du wirklich wissen willst. Ihr müsst doch in Deutschland bestimmte Vorstellungen davon haben, was hier bei uns abgelaufen ist. Und du kannst es mir ruhig sagen. Ich bin kein Spion, Sissy, ich bin ein Logistiker.«
    »Wir denken, dass du die verkaufte Atombombe transportiert hast.«
    »Glaubst du im Ernst, sie packen mir eine Bombe in den Truck?«
    »Warum denn nicht?«, fragte sie unschuldig. »Auf dich ist doch Verlass. Was war denn das für ein Flugzeug in Harbin?«
    »Eine Militärmaschine«, sagte er knapp. »Und glaubst du, dass ich eine Atombombe transportiere, die dann in Harbin vom chinesischen Militär übernommen wird? Glaubst du so einen Blödsinn?«
    »Aber irgendjemand muss dir doch angedeutet haben, was in der Kiste war. Wie viel Geld hat dir das denn gebracht?«
    »Sie haben in US-Dollar bezahlt. Zweihundert, plus zweihundert für den Diesel.«
    »Wer sind denn sie , Wu?«
    »Meine Auftraggeber.«
    »Wer genau?«
    »Hier steht das nordkoreanische Transportministerium. Und also haben die auch bezahlt.«
    »Aber die haben doch jede Menge eigene Lkw.«
    »Ja. Hunderte, und keiner von denen läuft. Alles Schrott. Was glaubst du, weshalb sie mir die Aufträge geben?«
    »Aber weshalb fand denn der Transport nicht in einer nordkoreanischen Militärmaschine statt?«
    »Lieber Himmel, wo lebst du denn? Sie haben

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