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Bruderherz

Titel: Bruderherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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und stieg wieder in seinen Van. Mein Bruder winkte den Kindern auf dem Rücksitz zu und sie winkten erfreut und kichernd zurück. Während der Van davonfuhr, beobachtete ich, wie seine Schlusslichter im Rückspiegel immer blasser wurden.
    Das nächste Auto war jetzt ganz nah. Es wurde langsamer, bevor es uns erreichte, scherte auf unsere Straßenseite aus und kam etwa drei Meter vor der vorderen Stoßstange von Orsons Buick zum Stehen. Aus dem schwarzen Ford Pick-up, einem dieser beeindruckenden neuen Modelle mit einer Reihe blendender Fernscheinwerfer über dem Führerhaus, stieg auf der Fahrerseite ein untersetzter Mann mit einer deutlich wahrnehmbaren Bierfahne aus. Er ließ den Motor laufen und die Frontscheinwerfer blendeten meine Augen. Aus den Lautsprechern drang Countrymusic, während der Fahrer, offensichtlich betrunken, mit schwankenden Schritten auf Orson zukam. Zwei weitere Männer stiegen auf der Beifahrerseite aus und näherten sich ebenfalls meinem Bruder.
    »Hallo, meine Herren«, sagte Orson, als sie sich im Kreis um ihn herum aufgestellt hatten. Jeder von ihnen kaute zwischen Zähnen und Unterlippe auf einem Zahnstocher herum. Die beiden Mitfahrer trugen Cowboyhüte und der Fahrer hielt eine alte Redskins-Kappe in den Händen. Sein langes, verfilztes und fettiges Haar hing ihm im Gesicht.
    »Stimmt was nich mit dem Wagen?«, fragte der Fahrer. Er spuckte auf die Straße, fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund und wischte sich dann die Hand an seinem schwarzen Trägerhemd mit einem blausilbernen Ford-Emblem über der Brust ab. Er hatte sich seit längerem nicht rasiert.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Orson. »Ich hatte gehofft, es würde jemand anhalten, der ein bisschen Ahnung von Autos hat.« Die beiden Mitfahrer kicherten betrunken und der Fahrer schaute sie an und lächelte. Ihre Zähne waren von exzessivem Saufen grau und gelb verfärbt, doch wenn man von ihrer miserablen Körperpflege einmal absah, wirkte keiner der Männer älter als dreißig Jahre.
    »Wo kommst du her, Junge?«, fragte einer der Beifahrer.
    Orson wandte sich dem langen, dünnen Mann ganz links zu und lächelte. »Missouri.«
    »Ganz schöne Ecke weg von zu Hause, was?«, fragte der Mann und trank einen Schluck aus seiner Bierdose.
    »Stimmt«, sagte Orson, »und ich wäre Ihnen sehr dankbar für Ihre Hilfe.«
    »Könnte Sie aber was kosten«, meinte der Fahrer. »Könnte sogar ‘ne Menge kosten.« Er schaute wieder zu seinen Kumpeln und alle lachten.
    »Ich möchte keinen Ärger haben.«
    »Wie viel Geld ham Sie’n dabei?«, fragte der dicke Mann in der Mitte. Mit seinen dunklen buschigen Koteletten und den Haaren auf dem Bauch, der zwischen einer schwarzen Jeans und einem weißen, mit Fettflecken übersäten T-Shirt herausquoll, sah er so abstoßend ungepflegt aus, dass ich meinte, ihn durch die Windschutzscheibe riechen zu können.
    »Ich weiß nicht«, sagte Orson. »Ich müsste erst meine Brieftasche holen und nachschauen.«
    Orson ging vorsichtig an dem Fahrer vorbei zum Kofferraum, grinste mich an und winkte mir zu, als er an meinem Fenster vorbeikam. Ich hörte, wie der Kofferraum geöffnet wurde und Plastik raschelte.
    Der Fahrer sah, dass ich ihn durch die Windschutzscheibe anstarrte.
    »Was zum Teufel glotzt du so, Junge?«, wollte er wissen. Orson kam wieder an meiner Tür vorbei und blieb rechts von der Motorhaube stehen. Die drei Männer beäugten ihn misstrauisch, allerdings zu betrunken, um zu bemerken, dass er jetzt schwarze Handschuhe trug.
    »Dein Freund kriegt gleich den Arsch versohlt, wenn er mich weiter so anstarrt.«
    »Er ist harmlos«, sagte Orson. »Schauen Sie, ich könnte Ihnen zwanzig Dollar geben. Ist das genug?«
    Der Fahrer glotzte ihn dümmlich an. »Lass mich mal deine Brieftasche sehen«, sagte er schließlich.
    »Warum?«
    »Arschloch, ich hab gesagt, gib mir deine Brieftasche.« Orson zögerte. »Bist du blöd, Junge? Brauchst du erst ‘ne Tracht Prügel?«
    »Seht mal, Jungs, ich habe gesagt, dass ich keinen Ärger will.« Orson ließ seine Stimme ängstlich klingen.
    »Dann rück deine Brieftasche raus, Scheißkerl!«, fuhr der fettleibige Beifahrer dazwischen. »Wir brauchen mehr Bier.«
    »Werden Sie denn mein Auto reparieren?« Die Männer brachen in Lachen aus. »Ich habe mehr als zwanzig Dollar«, flehte Orson. »Werfen Sie doch wenigstens einen Blick unter die Motorhaube, um zu sehen, ob Sie feststellen können, was kaputt ist.«
    Orson trat vor den Buick. Er fasste mit der

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