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Bruderherz

Titel: Bruderherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Hand durch den Kühlergrill, zog an einem Hebel und hob die schwere Motorhaube an. Dann stellte er sich wieder dort auf, wo er bis eben gestanden hatte, in meiner Nähe rechts vom Auto. Jetzt konnte ich nichts mehr sehen, nur meinen Bruder, wie er mit den Männern redete.
    »Werfen Sie wenigstens einen Blick hinein«, stachelte Orson sie an. »Aber wenn Sie eh nichts von Autos verstehen…«
    »Natürlich verstehe ich was von Autos«, sagte eine Stimme. »Blöder Stadtarsch, Hat keine Ahnung von nichts, is es nich so?«
    Der Buick quietschte und senkte sich ein wenig, als kniete jemand auf der Stoßstange.
    »Überprüfen Sie den Kühler«, sagte Orson. »Irgendetwas verursacht eine Überhitzung des Motors.«
    Erneut bewegte sich das Auto. »Nein, innen drin«, meinte Orson. »Ich glaube, irgendwas ist geschmolzen. Sie müssen schon näher ran, um was sehen zu können. Geht mal auf die Seite, Jungs, ihr steht ihm im Licht.«
    Eine gedämpfte Stimme sagte: »Ich hab keine Ahnung, was zum Teufel…«
    Orson ließ die Motorhaube niedersausen. Die beiden Beifahrer schrien auf und sprangen entsetzt zurück. Blut besprenkelte die Windschutzscheibe. Orson hob die Motorhaube noch einmal an und ließ sie erneut niedersausen. Der Fahrer wurde kurz gegen die Motorhaube gequetscht und beschmierte die Windschutzscheibe, als er hinab in den Staub sank.
    »Hol das Gewehr!«, schrie der Dicke, doch niemand rührte sich.
    »Vergesst es, Jungs«, sagte Orson mit der gleichen ängstlichen Stimme. »Ich habe eine Waffe.« Er zeigte mit meinem .357er auf die beiden Männer. »Ich hoffe, ihr seid nicht zu fertig, um zu erkennen, was das ist. Du«, wies er den schlanken Mann an, »du hebst den Kopf deines Kumpels auf.« Der Mann ließ seine Bierdose fallen. »Los, er beißt dich schon nicht.« Der Mann packte ihn an den langen, schmutzigen Haaren und hob ihn hoch. »Und jetzt hier lang, Jungs«, sagte Orson. »Geht schön hier um das Auto rum. Ja, genau so.« Die Männer gingen an der Fahrerseite vorbei, während Orson auf meiner Seite entlangkam. Ich drehte mich um, um durch die Heckscheibe zu sehen, doch der Kofferraumdeckel stand immer noch hoch. Er hatte ihn nie geschlossen.
    »Es tut mir Leid, wegen der Brieftasche…«
    »Los, rein mit euch!«, befahl Orson. Das Auto bewegte sich nicht. »Muss ich euch beiden erst die Kniescheiben durchschießen und euch dort eigenhändig reinziehen? Es wäre mir lieber, wenn es sich vermeiden ließe, dass euer Blut meinen ganzen Wagen besudelt.«
    Als der Abzugshahn gespannt wurde, schwankte das Auto plötzlich und die Männer kletterten unbeholfen in den Kofferraum.
    »Dumme, dumme Jungs«, sagte Orson. »Es wäre besser für euch gewesen, ihr hättet alle drei unter die Motorhaube geschaut.« Er schloss den Kofferraum. Während Orson auf den Pick-up zuging, hörte ich die Kerle weinen. Dann schrien sie und schlugen und traten von innen gegen den Kofferraum. Als Orson in den schwarzen Ford stieg und Scheinwerfer und Fernlicht ausschaltete, hörte ich, dass aus dem Wagen immer noch die gleiche schwermütige, langsame Ballade drang und ein Steelguitar-Solo, das sich in der Wüste verlor. Bis sich meine Augen wieder an die Dunkelheit gewöhnt hatten, war die Musik verstummt. Die Fahrertür des Buicks ging auf und Orson griff nach einem Vierkantholz und einem Seil auf dem Rücksitz.
    Er schloss die Tür und sagte: »Wenn sie so weitermachen, dann sag ihnen, dass du sie umbringen wirst.«
    »Sieh mal.« Ich zeigte auf die Straße vor uns, auf der gerade ein Paar Scheinwerfer in Sicht kamen.
    Orson löste das Taschentuch von der Antenne und lief zurück zum Pick-up. Er kletterte wieder ins Fahrerhaus, warf den Motor an und ließ den Wagen ein paar Meter vorwärts rollen, bis er nach Osten in die Wüste zeigte. Einige Minuten lang machte sich Orson im Fahrerhaus zu schaffen. Die Männer klagten weiter, die Luftnot steigerte ihre Angst und ließ ihr Flehen noch verzweifelter klingen. Ich sagte kein Wort zu ihnen, während die Scheinwerfer immer noch näher kamen.
    Der Ford fuhr in Richtung Wüste davon. Ich schaute ihm erst durch die Windschutzscheibe und dann durch die Seitenscheibe der Fahrerseite hinterher. Innerhalb von zehn Sekunden war er in der Nacht verschwunden. Orson kam atemlos zum Auto zurückgerannt. Er zeigte mit den Daumen nach oben und zog den Fahrer hinters Auto. Dann kam er zu meiner Seitenscheibe.
    »Ich brauche deine Hilfe«, sagte er, während er die Tür öffnete. Er schloss die

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