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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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»Mach, was du willst.« Er wartete, bis er Ferguson fortgehen hörte. Dann drehte er sich um, gerade als Onslow vom Großmast aus Ferguson in den Weg trat, grinste und ihm auf die Schulter klopfte.
    »Was meinst du?« brach Pochins harte Stimme in seine Gedanken, »meinst du, daß Onslow richtig handelt?« Es klang beunruhigt. »Wenn es noch Unruhe auf diesem Schiff gibt, sind wir alle mit drin und müssen Farbe bekennen.«
    »Du wärst schön dumm, wenn du auf so einen hören würdest.« Allday versuchte, seinen Worten Gewicht zu verleihen. »Außerdem wird der Kapitän sowieso kurzen Prozeß mit ihm machen, wenn er etwas versuchen sollte.«
    »Vielleicht.« Pochin wiegte zweifelnd den Kopf. »Unter einer französischen Breitseite sterben, ist eins, aber ich will mein Leben auch nicht für solche Kerls wie Onslow aufs Spiel setzen.«
    Die Pfeifen trillerten, und die Matrosen machten sich wieder an die Arbeit. Allday hob nicht die Augen, als Bootsmann Quintal und Bootsmannsmaat Josling heraufkamen, um die Back zu inspizieren. »Ich habe eben gesehen, daß die alte Cassius signalisiert hat, Mr. Quintal«, sagte Josling.
    »Aye, wir schwenken gleich in unser Patrouillengebiet ein«, antwortete Quintal mit tiefer Stimme. »Wird sich hinziehen, die Sache. Ich denke, Sie müssen die Leute immer gut beschäftigt halten. Nichts ist der Disziplin so abträglich wie zu viel freie Zeit.« Das Übrige konnte Allday nicht verstehen, weil die beiden zum Bugspriet gingen. Aber er hatte genug gehört.
    Die Phalarope würde also wieder allein sein, außerhalb der Sicht des Flaggschiffs. Der Bootsmann hatte recht. Die Hitze und die Eintönigkeit einer Patrouillenfahrt konnten gut und gern den Boden schaffen, auf dem Onslow Unruhe säen würde, wenn er Gelegenheit dazu fand. Er schielte auf seine stummen Gefährten, jeder war anscheinend in seine Arbeit vertieft, und doch dachte jeder bestimmt an den grünen Streifen Land, den sie vor kurzem hinter sich gelassen hatten. Kein Matrose hatte den Fuß an Land gesetzt. Einige waren seit Jahren nicht von Deck gekommen. Es überraschte kaum, wenn Leute wie Onslow eine willige Zuhörerschaft fanden.
    Allday legte die Hand über die Augen und blickte zur Kimm.
    Der Zweidecker kam ihm schon kleiner vor. Der Rumpf der Cassius verschwamm im Hitzedunst, der sich unter dem klaren Himmel ausbreitete. Ihre Segel hatten sich zu einer einzigen leuchtenden Pyramide zusammengeschoben, und während er hinüberblickte, sank sie immer tiefer unter den glitzernden Horizont. Noch eine Stunde, und die Cassius würde völlig verschwunden sein. Und danach, überlegte Allday nüchtern, konnte man niemandem mehr trauen.
    Tief unter der Back, auf der Allday gedankenverloren saß, lag das Kabelgatt der Phalarope. Im Hafen war es ein geräumiger, leerer Raum, doch jetzt, während die Fregatte lautlos über das ruhige Wasser glitt, füllten es die dicken Ankertrossen bis zu den Decksbalken. Ducht auf Ducht türmten sich die schweren, vom Salz hart gewordenen Trossen, und ihr Geruch vermischte sich mit dem sauren Gestank der Bilge und den Gerüchen nach Teer und Hanf. Starke, senkrechte Ständer beiderseits der geschwungenen Bordwand hielten das Kabelgut von den Spanten ab, damit man jederzeit an die Außenhaut herankonnte.
    Diese Zimmermannsgänge, wie sie genannt wurden, liefen unterhalb der Wasserlinie um den gesamten Rumpf, damit die Außenhaut inspiziert und notfalls während eines Gefechts ausgebessert werden konnte. Sie waren kaum breiter als ein Mensch und gewöhnlich völlig finster. Doch jetzt, während die Bugwelle träge um die Planken platschte und Ratten auf ihrer endlosen Futtersuche hin und her huschten, fiel aus einer kleinen, abgeblendeten Laterne ein gespenstisches Licht auf die aufgetürmten Kabel. Verschwommen wurde es auf die Gesichter der Männer zurückgeworfen, die sich in dem schmalen Gang drängten.
    Onslow hob die Laterne höher und musterte die wartenden Matrosen. Er brauchte sie nur zu zählen, um sicherzugehen, daß sich niemand eingeschlichen hatte. Er kannte jedes Gesicht, jeden Namen. »Wir müssen schnell machen, Jungs. Sie vermissen uns, wenn wir zu lange weg sind.«
    »Gebt acht, was er sagt«, e rtönte wie ein Echo Pooks Stimme.
    Onslows Zähne schimmerten in der Dunkelheit. Seine Beine zitterten vor Aufregung, als hätte er auf leeren Magen Rum getrunken. »Wir drehen von den anderen Schiffen ab. Ich glaube, es ist bald soweit. Dauert nicht mehr lange, bis wir unseren Plan

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