Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
noch einige Sekunden. Dann, während Vibart seine Augen langsam über die Gesichter gleiten ließ, trat Brock vor und hob seinen Stock. »Da ist er, Sir. Das ist der mörderische Schuft.«
    Der Stock fuhr im Bogen herunter, und Allday taumelte zurück, von dem Schlag halb betäubt. Die Wochen und Monate versanken. Er war wieder auf der Küstenstraße, und Brock zog ihm mit demselben Stock eins über das Gesicht, während die anderen Mitglieder des Preßkommandos den Vorfall verfolgten.
    Das Blut rann ihm in die Mundwinkel, und ihm dröhnten die Ohren. Stimmen und Rufe ertönten rings um ihn her, doch er konnte sich weder bewegen noch schützen, als Brock zum zweiten Mal zuschlug und der Stock ihn im Nacken traf. Vibart starrte ihn an. Seine Augen waren unter den Brauen kaum zu sehen, während er verfolgte, wie Brock ihn vom Mast wegriß.
    »Er war andauernd mit mir zusammen!« krächzte Old Strachan. »Er kann's nicht getan haben, Mr. Vibart!«
    Vibart schien endlich die Sprache wiederzufinden. Aber seine Worte klangen so gepreßt, als bekäme er vor Wut kein Wort heraus. »Maul halten, dämlicher alter Narr!« Er stieß Old Strachan beiseite. »Oder ich nehme Sie auch mit.«
    Jetzt, da der erste Schreck vorüber war, drängten einige, von den hinteren geschoben, ein paar Schritte vor. Vom Achterdeck gellte ein Kommando, und die Musketen hoben sich. Sie würden feuern, das Glitzern in Sergeant Garwoods Augen ließ daran keinen Zweifel.
    Bolitho stand noch immer an seiner Seite der Reling. Seine Gestalt zeichnete sich dunkel gegen den bleichen Himmel ab.
    »Bringen Sie den Mann nach achtern, Mr. Vibart.«
    Old Strachan stotterte: »Er war dauernd mit mir zusammen, ich schwöre es.«
    Brock stieß Allday vor sich her zum Achterdeck und zischte: »War er das, Strachan, tatsächlich? Die ganze Zeit?«
    Strachan murmelte verwirrt: »Na, bis vielleicht mal auf eine Minute, Mr. Brock.«
    »Um einen Menschen zu töten, braucht man bloß eine Minute«, sagte Brock grob.
    Allday versuchte zu sich zu kommen, während er den Niedergang hinauf und an den Seesoldaten vorbei gestoßen wurde. Es kam ihm vor, als wäre er ein anderer, als schaue er selber der grausamen Wirklichkeit dieser Vorgänge zu. Seine Glieder waren taub, und er hatte keine Gewalt über sie. Selbst die Stellen, an denen ihn Brocks Stock getroffen hatte, schmerzten nicht mehr. Er merkte, daß ihn Leutnant Herrick wie einen Fremden ansah. Und Mr. Proby, der Steuermann, sah weg, als könnte er es nicht ertragen, seinen Blicken zu begegnen.
    Der Kapitän schien aus dem Nichts aufzutauchen, und als er drei Schritte vor ihm stand, hörte er ihn fragen: »John Allday, haben Sie mir etwas zu sagen?«
    Alldays taube Lippen bewegten sich einige Male stumm, ehe er herauswürgte: »Nein, Sir!« In der Tiefe seiner Seele schrie eine Stimme: >Sag' es ihm! Sag' es ihm!< Dann brachte er mühsam heraus: »Ich war es nicht, Sir.«
    Er versuchte, den Schatten, der die Züge des Kapitäns verbarg, zu durchdringen. Er sah die Falten um die Mundwinkel, den Schweiß auf der Stirn. Aber es hatte alles keine Realität, war alles Teil ein und desselben Alptraums.
    »Kennen Sie die?« fragte Bolitho.
    Jemand hielt ihm ein Paar kleine Pistolen unter die Augen.
    Sie blitzten hell und böse in der Sonne.
    Allday schüttelte den Kopf. »Nein, Sir.«
    »Oder das?« Bolithos Stimme verriet nichts.
    Diesmal war es ein Messer mit abgebrochener Spitze und geronnenem Blut auf dem abgegriffenen Schaft.
    Allday stierte das Messer an. »Es ist meins, Sir.« Seine Hand fuhr nach dem Gürtel, die Finger ertasteten die leere Scheide.
    »Die Pistolen wurden zwischen Ihren Sachen gefunden«, sagte Bolitho. »Und Ihr Messer lag unter Mr. Evans' Spind.« Er wartete einen Augenblick, um die Worte wirken zu lassen.
    »Nach dem Kampf blieb es wohl dort liegen.«
    Allday schwankte. »Ich habe es nicht getan, Sir.« Die Worte blieben ihm fast in der Kehle stecken. »Warum hätte ich so was tun sollen?«
    Wie von weit her hörte er Vibarts rauhe Stimme: »Lassen Sie mich ihn an die Rah hängen, Sir. Es gibt den anderen etwas zum Nachdenken, wenn er da oben zappelt.«
    »Ich denke, Sie haben genug gesagt, Mr. Vibart!« entgegnete Bolitho scharf und wandte sich dann Allday zu. »Aufgrund Ihres bisherigen Verhaltens hatte ich große Hoffnung in Sie gesetzt, Allday. Mr. Herrick hat sich bereits für Sie eingesetzt, aber in diesem Fall spricht nichts für Milde.« Und nach kurzer Pause: »Gemäß Absatz I der

Weitere Kostenlose Bücher