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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Doch da erkannte er Hauptmann Rennie, dessen roter Rock wie eine Spiegelung des Blutes wirkte.
    Rennie zwängte sich an ihm vorbei und betrachtete die Leiche. »Ich werde zwei meiner verläßlichsten Leute als Wache herkommandieren«, sagte er. »Bis zur Untersuchung muß die Kajüte versiegelt werden.« Er sah Herrick fragend an. »Sie wissen, was das bedeutet, nicht wahr?«
    Herrick nickte. »Ja.« Er riß sich zusammen. »Ich werde es jetzt dem Kapitän melden.«
    Während er die Leiter hinaufkletterte, rief ihm Rennie hinterher: »Seien Sie vorsichtig, Thomas. Einen Schuldigen, der Ihr Gesicht beobachtet, muß es mindestens geben.«
    Herrick blickte zurück zur Kajütentür und versuchte, sich ein Bild von dem ermordeten Zahlmeister zu machen. »Ich glaube, ich habe so etwas fast erwartet.« Er biß sich auf die Lippen.
    »Aber wenn es dann geschieht, versetzt es einem doch einen Schock.«
    Rennie sah ihm nach und stieg dann vorsichtig über die Leiche hinweg. Ohne Rücksicht auf seine auf Hochglanz geputzten Stiefel durchsuchte er methodisch die verstreute Hinterlassenschaft des Zahlmeisters.
    Mit steinernem Gesicht ging Herrick über das Achterdeck zur Luvseite, wo sich Bolitho noch immer mit Vibart unterhielt. Er hob die Hand an den Hut und wartete, bis Bolitho sich zu ihm umdrehte.
    »Ja, Mr. Herrick?« Das Lächeln auf dem Gesicht des Kapitäns erlosch. »Noch mehr Ärger?«
    Herrick sah sich schnell um. »Mr. Evans ist ermordet worden, Sir.« Er sprach so verkrampft und abgehackt, daß er seine eigene Stimme nicht erkannte. »Maynard hat es vor ein paar Minuten entdeckt.« Er fuhr sich mit der Hand über das Gesicht.
    Es war so eiskalt, als wäre er der Tote.
    »Und was haben Sie in der Sache bisher unternommen, Mr.
    Herrick?« fragte Bolitho. Nichts verriet, was er dachte, seine Züge waren eine teilnahmslose Maske. »Lassen Sie sich Zeit.
    Berichten Sie.«
    Herrick trat näher an die Reling. Seine Blicke lagen auf dem glitzernden Meer. Langsam und tonlos beschrieb er, was von Maynards Auftauchen an Deck bis zur Sekunde der Meldung geschehen war.
    Bolitho hörte stumm zu. Vibart wi egte sich im Rhythmus der Schiffsbewegungen, und seine Hände öffneten und schlossen sich vor Wut oder Schreck über Maynards Entdeckung.
    »Er war noch nicht lange tot«, sagte Herrick schwer, ehe er seine Meldung mit den Worten des Fähnrichs beendete: »Man hat ihn zerfleischt.«
    Hauptmann Rennie kam über das Deck und sagte knapp: »Ich habe Posten vor die Tür gestellt, Sir.« Er sah, daß Bolitho ihm auf die Stiefel blickte, und bückte sich, um einen Fleck von dem sonst spiegelblanken Leder zu wischen, ehe er hinzusetzte: »Ich habe mich gut umgesehen, Sir. Evans' Pistolen fehlen. Wurden höchstwahrscheinlich gestohlen.«
    Bolitho blickte ihn grübelnd an. »Ich danke Ihnen, meine Herren. Sie haben genau das Richtige getan.«
    »Was habe ich Ihnen gesagt, Sir!« stieß Vibart hervor. »Milde ist bei diesem Abschaum sinnlos. Sie gehorchen bloß einer harten Hand .. .«
    »Seine Pistolen, sagen Sie?« fragte Bolitho.
    Rennie nickte. »Ja, zwei kleine. Er war sehr stolz auf sie. Mit Goldverzierungen und ziemlich wertvoll; er hatte sie aus Spanien mitgebracht.« Er schwieg, als riefe er sich, wie die anderen auch, den Zahlmeister vor Augen: einer der bestgehaßten Leute auf dem ganzen Schiff. Man konnte sich gut vorstellen, daß er viele Feinde gehabt hatte.
    Proby kam den Niedergang herauf und tippte an seinen Hut.
    »Darf ich die Freiwache nach unten entlassen, Sir?« Er merkte, daß er störte, und stotterte: »Entschuldigen Sie, Sir.«
    »Die Männer bleiben auf ihren Stationen, Mr. Proby«, sagte Bolitho. Alle sahen ihn an. Seine Stimme klang ungewohnt kalt, und in seinen Augen lag eine Härte, die man sonst nicht an ihm kannte. »Postieren Sie Wachen vor jeder Luke!« befahl er Rennie. »Niemand darf nach unten.«
    »Jetzt sehen Sie es also auch mit meinen Augen, Sir«, murmelte Vibart.
    Bolitho fuhr herum. »Jemand ist schuldig, Mr. Vibart. Aber nicht das ganze Schiff. Ich möchte nicht, daß der Mann durchschlüpft, aber ebensowenig, daß seine Tat allen angekreidet wird.« Danach sagte er ruhiger: »Mr. Herrick, Sie übernehmen mit Mr. Farquhar und dem Bootsmann das Logis. Captain Rennie durchsucht mit seinen Leuten die anderen Unterdecks.«
    Er sah zu den auf den Decks und den Laufplanken wartenden Seeleuten hinunter. »Mr. Vibart, Sie übernehmen zusammen mit Mr. Brock das Oberdeck. Durchsuchen Sie jedes

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