Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
mit Allday gesprochen, Sir. Ich weiß, daß es nicht richtig war, aber ich fühle mich zum Teil für ihn verantwortlich.«
    Bolitho sah ihn forschend an. »Fahren Sie fort.«
    »Er gehört zu meinen Leuten, Sir, und es kommt mir so vor, als ob weit mehr hinter der Geschichte steckte, als wir ahnen.«
    Er schloß lahm: »Ich kenne ihn besser als die meisten. Er gehört zu jenen, die beständig sind.«
    Bolitho seufzte. »Nur die Sterne sind beständig, Mr. Herrick.«
    Herrick sagte halsstarrig: »Selbst so gesehen, kann er unschuldig sein.«
    »Und Sie halten das für wesentlich?« Es klang müde. »Sie meinen, daß das Leben eines Mannes, der so gut wie sicher für schuldig befunden werden wird, das Nachdenken wert ist?«
    »Nun, in der Tat, das meine ich, Sir.« Herrick spürte geradezu, wie der Kapitän ihn kalt fixierte. »Die Obrigkeit wird einer halben Geschichte kein Gehör . . .«
    »Hier draußen sind wir die Obrigkeit, Mr. Herrick«, sagte Bolitho ungeduldig. »Und ich werde entscheiden, was zu tun ist.«
    Herrick blickte beiseite. »Ja, Sir.«
    »Aber sonst bin ich ganz Ihrer Meinung, Mr. Herrick.«
    Bolitho schob die Haarlocke aus der Stirn und schenkte Herricks offener Verwunderung keine Beachtung. »Ich wollte es nur noch von einem anderen hören.« Und dann, plötzlich energisch: »Ich gehe jetzt besser nach unten, Mr. Herrick, ohne einen heißen Drink. Morgen werden wir nach Frischwasser suchen und unsere Gedanken wieder auf den Krieg richten.« Er blieb einen Moment bei der Reling stehen. »Aber ich werde auch über das nachdenken, was Sie eben gesagt haben. Es kann unter Umständen für uns alle wichtig sein.« Er machte ohne ein weiteres Wort kehrt und stieg den Niedergang hinab.
    Herrick sah ihm mit weit aufgerissenem Mund nach. »Na, da will ich doch verflucht sein, wenn . . .« Er schüttelte den Kopf und grinste. »Na, da will ich doch doppelt verflucht sein!«

Der Sturm bricht los
    Überraschenderweise wehte der Wind stetig weiter, und zwanzig Stunden nach Probys Vorhersage klatschte der Anker der Phalarope in das klare, tiefe Wasser zwischen einigen flachen, einsamen kleinen Inseln.
    Kurz vor Einbruch der Nacht war es sinnlos, einen Landgang zu versuchen. Doch die Boote wurden ausgeschwenkt, gefiert und mit Wasserfässern beladen, damit sie am Morgen gleich einsatzbereit waren. Und mit dem ersten Tageslicht, lange bevor die Sonne den Rand des Horizonts erleuchtete, knirschten die ersten Boote auf dem schmalen, sanft ansteigenden Strand der ihnen zunächstliegenden Insel.
    Bolitho zwängte sich durch das dichte, dunkle Buschwerk oberhalb des Strands und verfolgte von dort die geschäftigen Vorbereitungen. Die Boote pullten bereits wieder zur Fregatte, um noch mehr Leute zu holen. Die bereits herübergebrachten standen dicht gedrängt beieinander, als fürchteten sie die leere Ungastlichkeit der Insel. Ein paar Matrosen schwankten wie betrunken. Ihre Beine waren so an das Stampfen und Rollen eines Schiffes gewöhnt, daß das feste Land ihnen das Gleichgewicht raubte.
    Maate bellten Befehle und hakten ihre Namenslisten ab. Und als der nächste Haufen Männer an Land war und sich zu den am Ufer wartenden Seeleuten gesellte, griffen die ersten Trupps nach ihren Fässern und Geräten und stolperten landeinwärts.
    Leutnant Okes tauchte am hohen Uferrand auf und führte die Hand an den Hut. »Alle Arbeitstrupps bereit, Sir.« Er wirkte beunruhigt.
    Bolitho nickte. »Sie kennen Ihre Order, Mr. Okes. Folgen Sie der Karte, die ich Ihnen gezeichnet habe, und Sie werden das Frischwasser ohne Schwierigkeiten finden. Treiben Sie die Leute an. Sie werden jeden verfügbaren Mann brauchen, um die vollen Fässer zum Ufer zu schaffen.«
    Er sah den Küfer Trevenen an der Spitze einer anderen Abteilung forteilen, begleitet von Zimmermann Ledward, der seinen Holzvorrat zu ergänzen hoffte. Hier wird er nicht viel finden, dachte Bolitho düster. Diese kleinen Inseln waren öde.
    Bis auf gelegentliches Wasserfassen kam hier niemand an Land.
    Der Erdboden war unter ganzen Lagen verrottender Vegetation verborgen, deren scharfer Geruch sich mit dem von Möwenkot und kleinen Pilzkolonien mischte.
    Weiter im Inneren erhoben sich ein paar rundrückige Hügel, von deren Kuppen aus man in jeder Richtung das Meer sah.
    Okes folgte seinen Leuten. Vor dem grünen Buschwerk zeichnete sich flüchtig Farquhars schlanke Gestalt ab, ehe auch er verschwand. Bolitho hatte den Fähnrich vorsätzlich an Okes' Seite befohlen. Es würde

Weitere Kostenlose Bücher