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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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aufnehmen können.« Und nach einer Sekunde: »Und es soll alles vorbereitet werden, um die Festgenommenen zur Cassius hinüberzubringen.«
    Maynard hastete den Niedergang hinauf, und Bolitho wandte sich wieder den anderen Offizieren zu. »Nun, meine Herren, endlich haben wir das Flaggschiff gefunden.«
    Vor zwei Tagen hatte die Phalarope die kleinen Inseln hinter sich gelassen. Zwei lange Tage des Nachdenkens über Mord und Meuterei. Bolitho hatte mit seiner üblichen Tageseinteilung gebrochen. Er erschien nicht zu den üblichen Zeiten auf dem Achterdeck, sondern verbrachte lange Stunden in seiner Kajüte, wo er über die Ereignisse nachgrübelte, sich jede Phase vor Augen führte und sich mit Vorwürfen marterte.
    Er blickte auf die Karte und sagte langsam, wie zu sich selbst: »Alldays Beschreibung nach würde ich sagen, daß die Franzosen in voller Stärke ausgelaufen sind. Die beiden Fregatten waren höchstwahrscheinlich Erkundungsfahrzeuge der Hauptflotte von Admiral de Grasse. Wenn dem so ist, haben sie ihre Pläne geändert.« Er tippte mit einem Finger auf die Karte. »De Grasse würde zu solchem Zeitpunkt keine Fregatte zwecklos einsetzen. Ich nehme an, er will die Hauptdurchfahrten meiden und die Dominica-Passage benutzen.
    Auf dieser Route könnte er unseren Patrouillen entgehen.« Er rollte die Karte zusammen und legte sie beiseite. »Ich werde zur Cassius hinüberfahren und mit dem Admiral sprechen.« Er blickte auf die Berichte, die sich auf dem Tisch türmten. »Sir Robert wird über vieles nähere Auskunft wünschen.« Klingt abgedroschen, dachte er bitter, wi e Details im Logbuch, bar aller Wärme oder Menschlichkeit. Aber wie ließ sich die Atmosphäre auf dem Hauptdeck beschreiben, als er das Gebet gesprochen hatte, ehe die in Leinwand eingenähten Leichen über Bord geglitten waren? Leutnant Vibarts sterbliche Überreste neben denen der toten Meuterer. Die Mannschaft hatte schweigend einen Kreis gebildet. Es war nicht nur ein Schweigen der Achtung oder der Trauer, nein, etwas viel Tieferes. Etwas wie ein Schweigen aus Scham und Schuld.
    Bolithos Augen glitten über Okes und Rennie, Farquhar und Proby, ehe er mit gleicher Kürze fortfuhr: »Sie haben große Wendigkeit und Tapferkeit bewiesen. Ich habe es im Bericht ausführlich erwähnt und denke, daß Ihnen gebührende Anerkennung gezollt werden wird.« Er erwähnte nicht, daß ohne einen solchen Bericht des Kapitäns die Geschichte der kurzen wüsten Meuterei für den Admiral und dessen Vorgesetzte alles andere überschatten würde. Aber selbst so reichte es vielleicht nicht aus, den Namen des Schiffes vor weiterer Unehre zu bewahren.
    Er musterte Okes scharf. »Sie übernehmen selbstverständlich den Posten des Ersten Leutnants, und Mr. Herrick übernimmt unverzüglich Ihre bisherigen Pflichten.« Seine Augen glitten zu Farquhar. »Ich habe meinem Bericht über Sie nichts hinzuzufügen. Sie fungieren mit sofortiger Wirkung als Leutnant. Ich zweifle nicht daran, daß die Ernennung schnell bestätigt werden wird.«
    »Danke, Sir«, sagte Farquhar und blickte sich um, als erwarte er, daß sich seine Umgebung mit einem Schlage völlig verändere. »Ich bin Ihnen sehr verbunden.«
    Okes sagte nervös: »Ich kann noch immer nicht glauben, daß Mr. Vibart tot ist.«
    »Der Tod ist das einzig Unabwendbare, Mr. Okes.« Bolitho musterte ihn unbeteiligt. »Und doch ist er das einzige, was wir nie als gegeben hinnehmen wollen.«
    Es klopfte, und Stockdale schaute hinein. »Signal vom Flaggschiff, Kapitän. Sie möchten sich so bald wie möglich zum Rapport melden. «
    »Gut, Stockdale. Ruf meine Bootsmannschaft.« Und zu den anderen: »Vergessen Sie es nie, meine Herren: Die Phalarope wäre beinahe durch Meuterei verloren gegangen.« Er verharrte auf dem Wort. »Jetzt muß sich entscheiden, ob wir durch die knappe Rettung etwas gelernt haben.« Er bemerkte die flüchtig ausgetauschten Blicke. »Entweder ist das Schiff vom Übel gereinigt oder weiter von Schande befleckt. Es liegt bei uns. Bei Ihnen und bei mir.« Er musterte die ernsten Gesichter. »Das wäre es. Sie können gehen.«
    Die Offiziere waren kaum hinaus, als Stockdale wieder auftauchte. Er legte Bolithos Degen und Hut heraus und sagte: »Allday wartet draußen, Kapitän.« Es klang mißbilligend.
    »Ja, ich habe ihn rufen lassen.« Er hörte das Quietschen der Blöcke, als die Gig ausgeschwenkt wurde, und erinnerte sich an Stockdales entsetztes Gesicht, als er mit dem Landkommando von der

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