Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
Ihnen mit Onslow geht.«
    Bolitho nickte. »Ich will es mir überlegen.« Er ging zum Niedergang, wobei er sich bücken mußte, um nicht an die Balken zu stoßen. Dann sagte er: »Schönen Dank, Allday. Sie haben ein wirkungsvolles Argument vorgebracht.« Er stieg hastig in das Sonnenlicht und sah schnell zur Cassius hinüber.
    Groß und verläßlich hob sie sich von dem blauen Wasser ab; hinter ihr hatte die andere Fregatte beigedreht.
    Herrick hob die Hand an den Hut. »Die Gig ist klar, Sir.«
    Sein Blick flog fragend zu den gefesselten Männern an der Schanzpforte. »Soll ich sie hinüberschaffen, während Sie beim Admiral sind, Sir?«
    »Wenn Sie so gut sein wollen, Mr. Herrick.« Bolitho bemerkte Allday an der Kajütenluke und setzte kurz hinzu: »Aber behalten Sie Ferguson an Bord. Mit ihm befasse ich mich selber.«
    »Ferguson, Sir?« fragte Herrick verblüfft.
    Bolitho sah ihn kühl an. »Er ist mein Schreiber, Mr. Herrick!
    Haben Sie so schnell vergessen, daß Sie ihn mir empfohlen haben?« Er lächelte kurz und bemerkte die Erleichterung des anderen.
    »Aye, aye, Sir.« Herrick trat an die Reling und ließ für den Kapitän Seite pfeifen.
    Die Pfeifen trillerten, und Bolitho verschwand hinunter in das Boot. Herrick drehte sich um, als Old Proby murmelte: »Wie alt ist er? Fünfundzwanzig, sechsundzwanzig?« Er seufzte tief.
    »Ich bin doppelt so alt und noch was darüber, und an Bord der Phalarope gibt's mehr wie mich.« Seine Augen folgten der kleinen Gig, die durch die Schaumköpfe auf das schwoiende Linienschiff zuglitt. »Und doch ist er wie ein Vater zu uns.« Er schüttelte den Kopf. »Ist Ihnen aufgefallen, Mr. Herrick, wie ihn die Leute jetzt ansehen? Wie Kinder, die bei was Schlechtem ertappt worden sind. Sie wissen, wie ihn die Meuterei getroffen hat. Und daß er unsere Schande doppelt schwer empfindet.«
    Herrick blickte Proby erstaunt an. Selten redete der Steuermann so viel auf einmal. »Ich wußte gar nicht, daß auch Sie ihn bewundern.«
    Proby schob die hängende Unterlippe vor. »Bewundern, dafür bin ich zu alt, Mr. Herrick. Es sitzt tiefer. Unser Kapitän ist ein ganz besonderer Mann. Ich würde mein Leben für ihn hingeben.
    Mehr kann ich nicht sagen.«
    Proby drehte sich plötzlich wütend um. »Verdammt noch mal, Mr. Herrick, wie können Sie mich so daherschwatzen lassen!«
    Er schlurfte geräuschvoll über das Achterdeck.
    Herrick ging zur Reling. Er dachte noch über Probys Worte nach, während er auf die von Seesoldaten bewachten Meuterer hinabblickte, die auf den Abtransport zur Cassius warteten.
    Scham und Schande ihretwegen? Herrick teilte Bolithos Gefühl nicht. Er hätte gern jeden einzelnen eigenhändig gehenkt, wenn dem Kapitän dadurch die Last der Trostlosigkeit genommen worden wäre.
    Er entsann sich des eigenen Jubels, als Okes und Rennie an Bord der Fregatte gekommen waren und ihm klar wurde, daß das plötzlich hochgezüngelte Feuer der Meuterei erstickt worden war. In diesem Augenblick hatte er hinter Bolithos sorgsam zur Schau getragene Maske geblickt und war zu dem Menschen dahinter vorgedrungen. Ja, Proby hatte recht, Bolitho war ein ganz besonderer Mann.
    Fähnrich Neale trat neben ihn und richtete sein Glas auf das Flaggschiff. Herrick sah zu dem kleinen Fähnrich hinunter. Er mußte daran denken, wie Neale sich gedreht und gewunden hatte, als sie seinen eingefetteten Körper durch das Lüftungsloch zwängten. Als er dann plötzlich die Kabelgattür aufriß, mußte das auf die festgesetzten Leute geradezu wie eine Sensation gewirkt haben. Ellice, der Arzt, hatte später gesagt: »Da waren wir nun alle, Mr. Herrick, und dachten an Tod oder Schlimmeres, und plötzlich flog die Tür auf wie die Pforte des Himmels.« Das hochrote Gesicht des Arztes hatte sich zu einem Grinsen verzogen. »Als ich den kleinen nackten Cherubim sah, hinter dem die Sonne stand, dachte ich zuerst, ich wäre gestorben, ohne daß ich es bemerkt hätte.«
    Herrick lächelte vor sich hin. Seit jenem schrecklichen Tag schien Neale gewachsen zu sein. »Wenn Sie sich weiter so halten, wird man Sie in ein paar Jahren genauso befördern wie jetzt Mr. Farquhar.«
    Neale dachte darüber nach und entgegnete dann: »Ich habe nie daran gezweifelt, Sir.« Er errötete und setzte hastig hinzu: »Ich meine, nicht oft.«
    Sir Robert Napier ging steif zu einem kleinen vergoldeten Stuhl und setzte sich. Einige Sekunden fixierte er Bolithos unbewegliche Züge, ehe er trocken sagte: »Sie sind ein sehr

Weitere Kostenlose Bücher