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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Insel auf das Schiff zurückgekehrt war. Er stierte damals auf die Blutflecken, auf die Leichen und dann auf seinen Kapitän, ehe er abgehackt sagte: »Ich hätte Sie nie allein lassen sollen, Sir. Keinen Augenblick.« Es wirkte, als sei er der Meinung, Bolitho im Stich gelassen zu haben. Als nähme er an, daß es, wäre er an Bord geblieben, nie zu der Meuterei gekommen wäre.
    »Schick ihn herein«, sagte Bolitho. »Er ist ein guter Seemann, Stockdale. Ich habe ihm Unrecht getan.«
    Stockdale schüttelte den Kopf, stapfte jedoch zur Tür, um den Mann zu holen, der der Meuterei den ersten Stoß versetzt hatte.
    Und unter welchem Risiko! dachte Bolitho. Allday hatte sich dem Suchkommando gestellt, obwohl er genau wußte, daß ihn jeder für schuldig hielt und ohne eine Erklärung abzuwarten niederschießen konnte. Allday war auf Okes und Farquhar gestoßen. Wie es schien, hatten sie beschlossen, daß Allday versuchen sollte, das Schiff zu erreichen, nur begleitet von Ferguson. Ein richtiger und tapferer Entschluß. Hätte Onslow gesehen, daß sich eine ganze Bootsladung dem Schiff näherte, hätte er bestimmt auf das Boot feuern lassen.
    Es klopfte, und Allday betrat die Kajüte. In der weißen Hose, dem karierten Hemd und mit dem hinten mit einer Angelschnur zusammengebundenen Haar sah er genauso aus, wie sich eine Landratte einen Seemann vorstellte. Über eine Wange und den Hals zogen sich, wo ihn Brocks Stock getroffen hatte, diagonal zwei Narben. Bolitho sah Allday einige Sekunden an, ehe er sagte: »Ich habe Sie rufen lassen, um Ihnen für das, was Sie getan haben, zu danken, Allday. Ich wünschte, ich wüßte, wie sich das Ihnen zugefügte Unrecht wieder gutmachen ließe.« Er zog die Schultern hoch. »Aber ich kenne keine solche Möglichkeit.«
    Alldays Spannung lockerte sich ein wenig. »Ich verstehe, Sir.
    Aber es ist ja alles gut ausgegangen. Zuerst habe ich ein bißchen Angst gehabt, wenn ich das sagen darf, Sir.« Seine Augen wurden hart. »Aber als ich dann Onslow sah, faßte ich mich. Ich bin sehr froh, daß ich ihn zur Strecke gebracht habe.«
    Bolitho musterte Allday mit neuem Interesse. Ein scharfgeschnittenes, kluges Gesicht. Wäre ihm eine Ausbildung zuteil geworden, hätte er es sicher weit bringen können.
    »Onslow soll uns allen eine Lehre sein, Allday.« Bolitho trat an das Heckfenster und dachte an das, was ihn seit der Meuterei am meisten belastete. »Sein Leben und die Umstände haben ihn verdammt. Wir müssen darauf achten, daß weder durch Grausamkeit noch durch Mangel an Verständnis neue Onslows geschaffen werden.« Er drehte sich um. »Nein, Allday. Ich habe im Falle Onslow versagt. Er war genauso ein Mensch wie wir alle. Nur daß er von Geburt an keine echte Chance gehabt hatte.«
    Allday sah den Kapitän erstaunt an. »Aber Sie hätten ihm nicht helfen können, Sir. Entschuldigen Sie, wenn ich das sage.
    Er war einfach schlecht, ich habe schon früher ein paar von der Art kennengelernt.«
    Maynard steckte den Kopf durch die Tür. »Wir sind mit dem Flaggschiff auf gleicher Höhe, Sir. Die Gig ist klar zum Abfieren.
    «
    »Gut.« Bolitho sah Allday an. »Kann ich irgend etwas für Sie tun?«
    Allday trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Da wäre eine Sache, Sir.« Er hob den Kopf, seine Augen waren plötzlich klar und entschlossen. »Ich denke an Ferguson, Sir, Ihren Schreiber. Schicken Sie ihn mit den anderen Meuterern hinüber?«
    Bolitho spreizte die Arme, damit ihm Stockdale den Degen umschnallen konnte. »Das hatte ich vor, Allday.« Er runzelte die Stirn. »Sicher, er ist mit Ihnen zurückgekommen und hat viel getan, um den Schaden wiedergutzumachen, den er durch seine Komplizenschaft mit Onslow angerichtet hat. Aber es liegen mehrere Verfehlungen vor. Er hat die Meuterer mit vertraulichen Informationen versorgt, ohne die ein solcher Aufstand unmöglich gewesen wäre. Er hat einen Posten angegriffen und einen Gefangenen befreit, über dessen Schuld oder Unschuld noch zu befinden war.« Er griff nach seinem Hut und betrachtete ihn blicklos. »Meinen Sie, Ferguson sollte völlig straffrei ausgehen?«
    »Erinnern Sie sich an das, was Sie über Onslow gesagt haben, Sir?« fragte Al lday leise. »Ferguson ist kein Seemann und wird nie einer werden.« Er lächelte traurig. »Ich habe mich ein bißchen um ihn gekümmert, seit wir gepreßt wurden. Wenn Sie ihn nun hinüberschicken, werde ich das Gefühl nicht loswerden, daß ich ihm gegenüber versagt habe. Genau wie es

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