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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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wo ist er jetzt?« Die dunklen Augen Onslows blinzelten nicht.
    »Tot. Ging mit der Großbramstenge über Bord.«
    »Na also.« Onslow stieß Ferguson von der Bank und pflanzte sich auf dessen Platz. »Hat ihm also nicht viel geholfen, wie?«
    Old Strachan wickelte seine Schnitzerei in ein Stück Segeltuch und sagte unbestimmt: »Aber Ferguson hat recht.
    Kapitän Bolitho hat versprochen, daß er uns gerecht behandelt, wenn wir uns anstrengen. – Bald gehen wir an Land.« Er schielte zur Luke. »Wenn ich bloß dran denke: ein Spaziergang über die grünen Hügel und vielleicht auch 'nen Tropfen von freundlichen Eingeborenen.«
    Ferguson versuchte es noch einmal, als müsse er jemandem vertrauen, um nicht verrückt zu werden. »Und Mr. Herrick hat mir versprochen, daß er für mich einen Brief auf das nächste nach England bestimmte Schiff schafft. Damit meine Frau weiß, daß ich noch lebe und gesund bin.« Er sah erbärmlich aus.
    »Du kannst lesen und schreiben, Kleiner?« Onslow studierte ihn ruhig. »Du könntest mir sehr nützlich sein.«
    Allday lächelte in sich hinein. Lärm und Stimmen füllten wieder die Messe. Vielleicht hatte Ferguson recht, und es wurde von jetzt an besser. Er hoffte es, und wenn auch nur, damit Ferguson zur Ruhe kam.
    Pochin fragte erbittert: »Wofür bist du so ausgepeitscht worden, Onslow?«
    »Ach, das Übliche.« Onslow beobachtete noch immer Ferguson, er war tief in Gedanken.
    »Er schlug einen Obermaat«, sagte Pook, um sich einzuschmeicheln. »Und davor hat er – «
    Onslows Mund öffnete und schloß sich wie eine Falle. »Hör auf! Was von jetzt an geschieht, darauf kommt's an.« Und wieder ruhiger: »Ich war noch ein Junge, als ich vor zehn Jahren rüberkam. Seit Jahren warte ich auf die Fahrt nach Hause, aber vergeblich. Ich bin von einem Kapitän zum anderen gekommen. Ich habe meine Wachen geschoben und mehr Breitseiten durchgestanden, als ich zählen kann. Nein, Leute, für uns gibt's kein Ende. Entweder machen wir mit, bis wir ins Segeltuch eingenäht werden – oder wir suchen uns unseren eigenen Ausweg und nehmen den Kurs, den die Burschen von der Andiron genommen haben.«
    Alle hörten ihm aufmerksam zu. Er stand auf, sein brütendes Gesicht verriet Entschlossenheit. »Sie haben dem König den Dienst aufgesagt, um ein neues Leben zu beginnen, hier draußen oder irgendwo auf dem amerikanischen Festland.«
    Strachan schüttelte den grauen Kopf. »Das ist Meuterei!«
    »Du bist zu alt, du zählst nicht.« Onslows Stimme klang bissig. »Den Kapitän muß ich erst noch finden, der gerecht ist und nicht nur an Prisengeld oder Ruhm für sich selber denkt.«
    In diesem Augenblick flogen Schatten über die Luken, und die Pfeifen trillerten.
    »Verdammte Pfeifen!« grunzte Pochin. »Hören sie denn nie auf?«
    Die Stimmen der Maaten hallten durch das Zwischendeck.
    »Alle Mann! Alle Mann klar zum Segelsetzen! Ankerkommando auf die Back!«
    Ferguson stierte leer in das Sonnenlicht des Niedergangs.
    Sein Mund stand offen. »Er hat es doch versprochen. Er hat mir versprochen, daß er mir einen Brief nach Hause besorgt.«
    Onslow klopfte ihm auf die Schulter. » Und er wird dir noch mehr versprechen, sollte mich nicht wundern, mein Junge.«
    Ohne zu lächeln, betrachtete er die anderen. »Na, Jungs, begreift ihr nun, was ich gemeint habe?«
    Maat Josling erschien vo r dem Niedergang. »Seid ihr taub?
    Rauf mit euch! Der Letzte bekommt den Tampen zu spüren.«
    Die Leute kamen zur Besinnung und trampelten den Niedergang hinauf in die Sonne.
    »Klar am Gangspill.« Die Befehle gellten ihnen in die Ohren.
    »Auf die Rahen! Setzt Bramsegel.«
    Ferguson starrte außer sich zu der grünen, einladenden Insel mit den niedrigen, welligen Bergen hinüber. Allday sah es. Er spürte selber einen Kloß in der Kehle. Die Landschaft erinnerte irgendwie an das sommerliche Cornwall. Er legte Ferguson die Hand auf den Arm und sagte freundlich: »Los, Junge. Ich helfe dir hinauf.«
    Vibarts dröhnende Stimme füllte die Luft. »Setzt Focksegel!
    An die Brassen!«
    Allday erreichte die Großrahe und kletterte auf den Fußpferden zu den anderen Männern hinaus, die über der dicken Spiere lagen. Unter sich sah er das geschäftige Deck.
    Blickte er über die Schulter zurück, konnte er Bolithos Gestalt an der Heckreling ausmachen.
    Von der Back rief Herrick: »Anker ist auf, Sir!«
    Allday grub die Zehen in die Fußpferde, als sich das Segel blähte und füllte und die große Rahe schwerfällig

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