Bruderkampf
daß Herrick ihn ansah, und fauchte: »Haben Sie die Enterkommandos eingeteilt?«
»Aye, Sir. Alle Boote außer der Gig sind klar. Die Gig ist für diese Aufgabe nicht geeignet.«
»Das weiß ich selber, Mr. Herrick.« Vibarts Augen waren rot unterlaufen. »Sie übernehmen den Gesamtbefehl. Maynard, Packwood und Parker befehligen die anderen drei Boote.« Seine Blicke glitten finster über die an Deck beschäftigten Leute. »Als Steuermannsmaat ist Parker der ideale Mann, die Andiron unter Segel zu bringen, wenn Ihr Angriff Erfolg hat.«
»Ja, Sir.« Herrick wußte das alles. Er hatte jeden einzelnen Mann persönlich instruiert und dem festgelegten Plan gemäß eingeteilt. »Erwarten Sie starke Gegenwehr, Sir?«
»Wir sind jetzt drin. Es kommt nicht darauf an, was ich erwarte.«
Proby befragte seine große Taschenuhr und sagte: »Pfeifen Sie alle Mann an Deck. Klar zum Segelbergen.«
Herrick fragte sich, warum Vibart das so lange hinausgeschoben hatte. In der Ferne hatte er mehrmals Fischerboote gesehen. Es lag wirklich kein Sinn darin, die Eile der Phalarope noch durch Vollzeug anzuzeigen.
Die Matrosen kletterten die Wanten hinauf und zogen sich die schwankenden Rahen entlang. Bei der unbehaglichen Bewegung des Schiffs war das Segelbergen eine gefährliche Arbeit.
Vibart sagte mürrisch: »Auf diese Weise sind wir weniger leicht auszumachen. Und da der Wind ständig auffrischt, erspart es uns die Mühe, später Segelbergen zu müssen.« Er schien laut zu denken.
Proby legte die Hände um den Mund und rief heiser: »Marssegel und Klüver, mehr brauchen wir nicht. Schnell!«
Gefolgt von Vibarts Blicken und angetrieben durch die Rufe ihrer Maate, kämpften die Männer mit der schlagenden Leinwand und verfluchten den Wind und die tückischen Segel, die alles daransetzten, die Männer von den Rahen zu schleudern. Als sich Bramsegel und Großsegel schließlich den kämpfenden Matrosen ergaben und sich die Leinwandfläche verringerte, spürte Herrick, wie die Phalarope an Fahrt verlor.
Er beobachtete die langen Wellenberge und schätzte die Entfernung zwischen ihnen ab. In Lee von Nevis würde es geschützter sein, überlegte er, aber selbst dann würde es schwerfallen, die zum Angriff abgesetzten Boote zusammenzuhalten.
Er sah Okes an der Leereling stehen und fragte sich, warum Vibart nicht Okes für das Kommando ausgewählt hatte.
Wenn Okes sich gewandelt hatte und nun verläßlich war, hätte die Wahl eigentlich auf ihn fallen müssen.
Hauptmann Rennie schlenderte über das Achterdeck heran und sagte: »Meinen Glückwunsch, Herrick. Und Erfolg heute nacht! Ich käme gern mit, aber Seesoldaten sind dafür kaum geeignet.«
»Danke.« Herrick lächelte.
Rennie deutete auf Okes. »Man möchte meinen, unser kommandierender Offizier weiß mehr, als wir dachten, hm?
Diese Attacke vertraut er einem Mann, der so weich wie Butter ist, nicht an.«
»Leise!« Herrick blickte flüchtig zum offenen Oberlicht.
»Ihre Bemerkungen könnten ernstgenommen werden.«
Rennie zuckte mit den Schultern, senkte aber die Stimme.
»Zum Henker mit der Vorsicht! Ich komme mir wie ein Mann auf einer dünnen Eisfläche vor.«
Er ging davon, und Herrick sah die Matrosen hinabklettern.
Wenn bloß Bolitho hier wäre, um sie alle zu inspirieren und zu führen, dachte er. Er sah schon die Phalarope nach Antigua hineinsegeln – unter einem Vibart, der sich vor Selbstgefälligkeit aufblähte, während Hurrarufe und Glückwünsche ihre Rückkehr zur Flotte und zum Ruhm unterstrichen. Doch er würde Bitterkeit empfinden, dachte Herrick. Denn ohne Bolitho wäre die Phalarope nie so weit gekommen, und falls Vibart das Kommando behielt, sah er in der Tat für sich keine Zukunft.
Tobias Ellice kam den Niedergang herauf. Er führte die Hand an seinen schäbigen Hut und rülpste. »Kirk ist tot«, grunzte er dann abrupt. »Ich habe ihn fein säuberlich einnähen lassen.«
»Gut«, erwiderte Herrick. »Ich werde es im Logbuch eintragen.« Der Atem des Wundarztes roch nach Rum, und Herrick fragte sich, wie der Mann seinen Pflichten nachkommen konnte.
»Sie können auch eintragen, daß mir dieses Schiff und ihr alle bis hier steht.« Ellice schwankte betrunken und wäre gefallen, hätte Herrick ihn nicht gestützt. »Ihr behandelt sie wie Hunde«, murmelte er und schüttelte dann den Kopf. »Nein, nicht wie Hunde, die leben im Vergleich dazu wie Könige.«
Herrick betrachtete ihn verdrossen. »Sind Sie fertig?«
Ellice zog ein riesiges
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