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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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rotes Taschentuch aus dem Schoß seines Rockes und schnaubte laut. »Sie haben gut spotten, Mr.
    Herrick. Sie legen heute nacht ab, um Ruhm zu erlangen und zu kämpfen.« Er bleckte die Zähne und versuchte, Herrick mit seinen wäßrigen Augen klar zu erkennen. »Aber Sie werden ein anderes Lied singen, wenn Sie unten bei mir darauf warten, daß die Säge Ihren hübschen Arm, ein Bein oder gar zwei abtrennt.«
    »Nur zwei?« Herrick musterte ihn mit bitterem Humor.
    Ellice wurde plötzlich ernst, sein vom Rum umnebelter Verstand hakte sich an Herricks Frage fest. »Man kann ohne sie leben, mein Junge. Ich habe es oft gesehen.«
    Herrick sah ihm nach, als er zur Heckreling ging. Wieder war ein Mann gestorben. Wer kam als nächster an die Reihe?
    Bryan Ferguson nahm noch ein Entermesser aus der tiefen Lade und reichte es Old Ben Strachan. Strachan prüfte die Klinge, beugte sich über den Schleifstein und zog das Entermesser über den rotierenden Stein. Seine Augen blitzten hell in den fliegenden Funken.
    Ferguson blickte durch das Zwischendeck. Das Schiff rollte und stampfte, und die schaukelnden Laternen warfen hüpfende Schatten. Merkwürdig, wie es ihm jetzt gelang, das Gleichgewicht zu halten, ja selbst sein Magen widerstand nun der lauernden Qual der Seekrankheit. Im Vergleich zu dem sonstigen Leben war das niedrige Zwischendeck heute merkwürdig menschenleer. Bis auf die Männer, die zum Enterkommando gehörten, waren alle an Deck, um das Schiff für die Aktion vorzubereiten. Old Strachan konzentrierte sich auf sein Messerschleifen. Während Ferguson ihn beobachtete, hörte er das drohende Rumpeln der Lafetten. Offenbar wurden die Kanonen sorgfältig geladen und dann wieder hinter den geschlossenen Stückpforten verlascht. Die Decks waren bereits mit Sand bestreut, und er hörte Mr. Brock seinem Magazinkommando letzte Instruktionen erteilen.
    Starker Rumgeruch drang in das Zwischendeck, und Ferguson drehte sich zu den unten verbliebenen, eng beieinander sitzenden Leuten um, die sich eine kurze Ruhepause gönnen durften, ehe sie in die Boote mußten. »Wie wird es ablaufen?«
    fragte er Strachan. »Was meinst du?«
    Strachan prüfte die Klinge und legte sie sorgsam auf den Haufen der schon geschärften Messer. »Schwer zu sagen, Junge. Ich habe das selbst ein paarmal mitgemacht. Manchmal war nach einigen Gebeten und Stoßseufzern alles vorbei, und ehe man's sich versah, war man wieder wohlbehalten an Bord.
    Und manchmal wunderte man sich, daß man überhaupt noch lebte.«
    Ferguson konnte sich die zermürbenden Schrecken eines Angriffs bei völliger Finsternis nicht vorstellen und nickte bloß.
    Seine neuen Pflichten als Schreiber hielten ihm solche Gefahren vom Leibe und hatten ihn von seinen Gefährten noch weiter getrennt. Er mußte sich jetzt völlig darauf konzentrieren, mit dem Ersten Offizier klarzukommen. Vibart las jeden Befehl und jeden Bericht mindestens zweimal, und einer Rüge ließ er stets die Androhung einer Strafe folgen. Ferguson dachte an die Auspeitschungen, besonders an die jüngste. Er hätte die Hände vor das Gesicht schlagen mögen. Kirk war im Schiffslazarett gestorben, aber seine schluchzenden Schreie schienen noch immer im Logis zu hängen.
    »Die See wird ziemlich rauh«, sagte Strachan. »Ich möchte nicht dabei sein.« Er schüttelte den grauen Kopf. »War so schwarz wie 'n Schweinebauch, als ich vorhin die Nase hinaussteckte.« Onslow, der große Matrose von der Cassius, kam herangeschlendert und sah Ferguson einige Sekunden nachdenklich an. In dem karierten Hemd und der engen Hose wirkte er noch größer und furchterweckender als sonst. Sein dickes Haar hatte er im Nacken mit einem roten Band zusammengebunden. »Du bleibst also an Bord, wie?« lächelte er. »Und das ist ganz richtig so.« Er legte Ferguson die Hand auf die schmächtige Schulter. »Du wirst noch gebraucht, mein Junge. Ich möchte alles wissen, was in der Achterkajüte vorgeht.«
    Ferguson starrte ihn an. »Ich . . . Ich verstehe nicht.«
    Onslow gähnte und reckte die Arme. »Es ist immer gut, wenn man weiß, was die Offiziere als nächstes vorhaben, verstehst du. Dann brauchen Leute wie wir nicht ewig Pöbel zu bleiben.
    Durch Wissen«, er klopfte sich bedeutungsvoll gegen die Stirn, »sind wir ihnen gleich – und bereit!«
    Lugg, ein Geschützmaat, kam den Niedergang herunter und spähte mit zusammengekniffenen Augen ins Dämmerlicht.
    »Los, ihr da! An Deck, und zwar schnell. Jeder Mann ein Entermesser und

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