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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Vernehmen nach kommt Rodney aus England mit zwölf Linienschiffen zu uns. Ich hoffe zu Gott, daß er noch rechtzeitig eintrifft.« Und dann, hastig: »Wo ist Ihr Kapitän?«
    »Gefallen.« Herrick brachte das Wort kaum über die Lippen.
    »Auf Mola.«
    »Nun, mir liegt Ihr neuer Kommandant nicht, mein Freund.«
    Der Leutnant hielt kurz inne. »Wir haben zwei Tage nach der Phalarope gesucht. Der Admiral dürfte kaum erfreut sein, daß Sie Ihre Position verlassen haben, Mola oder nicht.« Er kniff die Augen zusammen. »Im Befolgen von Befehlen ist Sir Robert ein Pedant.«
    Herrick beschäftigte sich nun mit jenem Teil der Ereignisse, aufgrund derer die Phalarope jetzt auf die Inseln zuhielt. Vibart hatte alle Offiziere und Unteroffiziere zu einer Besprechung in die Kajüte gerufen. Irgendwie war es typisch für ihn, daß er bequem auf seinem Stuhl saß und alle anderen stehen ließ.
    »Sir Robert Napier hat Nachricht erhalten, daß die Andiron vor Nevis liegt.« Danach ließ er eine anscheinend sorgsam vorbereitete Rede vom Stapel. »Offenbar werden Reparaturen ausgeführt, während sie auf neue Order wartet. Wie lange sie dort liegen wird, ist ungewiß.« Er blickte von einem zum anderen. »Sir Robert befiehlt der Phalarope, unverzüglich nach Nevis zu segeln, um die Andiron zu versenken oder zu nehmen.« Vibarts Worte hatten wie ein Blitz eingeschlagen.
    »Wir werden höchste Fahrt laufen.« Er sah den Steuermann durchdringend an. »Also geben Sie acht, daß keine Fehler passieren, Mr. Proby.«
    Herrick hatte Vibart während der Ankündigung beobachtet.
    Sein offensichtlicher Eifer überraschte ihn. Es konnte eine falsche Nachricht sein. Stimmte sie jedoch, würde es nicht leicht sein, ein Schiff außer Gefecht zu setzen, das dicht unter einer feindlichen Insel lag. Indes Vibart sich dröhnend über Details und den Zeitpunkt ausließ, wurde ihm klar, daß Vibarts Verhalten auf Unsicherheit schließen ließ. Obwohl Vibart seit Bolithos Verschwinden das Kommando führte, war Okes in der besseren Position, weil man womöglich ihm die zurückliegenden Erfolge gegen den Feind gutschreiben würde.
    Vibart mußte sich noch beweisen, und dafür bot die neue Operation eine Gelegenheit.
    Merkwürdigerweise hatte er keine Meldungen zur Witch of Looe hinübergeschickt. Sparte er sich den Bericht für einen persönlichen Vortrag beim Admiral auf? grübelte Herrick. Sir Robert mochte wütend sein, weil die Phalarope ihre Position verlassen hatte. Aber die Zerstörung der Batterie auf Mola und die der Truppentransporter und dazu ein Sieg über das Kaperschiff Andiron mußten jeden besänftigen.
    Doch jetzt, nachdem Vibart ausreichend Zeit gehabt hatte, alles zu bedenken, was der Befehl einschloß, war seine Stimmung von neuem umgeschlagen. Während die Phalarope auf Nevis zulief, wuchs seine Nervosität und Gereiztheit, und mehr als einmal gewann seine Ungeduld die Oberhand. Erst vormittags hatte er einen Mann auspeitschen lassen, dem ein Marlspieker von der Großrah fiel. Er war dicht neben Packwood, einem Maat, in den Decksplanken steckengeblieben.
    Vibart brütete gerade auf dem Achterdeck vor sich hin und verfolgte, wie die Boote überprüft wurden. Packwoods erschreckter Aufschrei hatte ihm von neuem Gelegenheit gegeben, seiner nie vorhersehbaren Laune freien Lauf zu lassen.
    »Schafft den Kerl her.« Seine Stimme ließ jeden Handgriff auf dem Hauptdeck stocken. »Ich habe es genau gesehen. Der Marlspieker sollte Packwood treffen.«
    Selbst der Bootsmannsmaat hatte widersprochen. »Es ist heute bewegt da oben, Sir. Das war keine Absicht.«
    Vibart war scharlachrot angelaufen. »Maul halten! Oder ich sehe mir auch Ihre Rückenknochen an.«
    Wieder das gefürchtete Trillern: »Alle Mann als Zeugen einer Bestrafung nach achtern!«
    Wieder das qualvolle Hinschleichen der Zeit, bis die Gräting klar war und die Seesoldaten auf dem Achterdeck eine rechteckige Formation bildeten.
    Der Seemann, den es diesmal traf, hieß Kirk. Ein magerer, hohläugiger Matrose, der seit dem Gefecht mit der Andiron beinahe taub war. Die donnernden Breitseiten hatten ihm das Trommelfell für immer lädiert.
    Mr. Quintal, der Bootsmann, war langsam nach achtern gekommen, die vertraute rote Flanelltasche baumelte ihm am Handgelenk. Schweigend teilten sich die Leute, um ihn durchzulassen. Bis zum letzten Moment, ja noch als Vibart das Verlesen der Kriegsartikel beschloß und schroff verkündete: »Vier Dutzend, Mr. Quintal«, bezweifelte Herrick, daß Kirk

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