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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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achtern aufstellen.«
    Onslow sah ihn an. »Was denn, keine Pistolen?«
    Lugg antwortete eisig: »Ich werde dir was mit der Pistole versetzen, wenn du dich weiter so aufführst.«
    Stahl klirrte gegen Stahl, als sich jeder hastig ein Entermesser griff. Ferguson redete den einen oder anderen an, erhielt aber keine Antwort. Strachan wischte sich die Hände ab und murmelte: »Spar dir den Atem, Junge. Die denken an das, was vor ihnen liegt. Später gibt's genug zu reden. Sollte mich nicht wundern.«
    John Allday zögerte, so lange es ging. Dann nahm er ein Entermesser und schwang es langsam im Lampenlicht. Danach sagte er leise: »Sieh dich vor Onslow vor, Bryan. Er ist der geborene Unruhestifter. Ich traue ihm nicht über den Weg.«
    Ferguson sah seinen Freund überrascht und irgendwie schuldbewußt an. Seit seiner Abkommandierung zum Schreiber des Kapitäns war er Allday und seinem stillen Schutz entglitten, und wenn er ins Zwischendeck kam, hatten ihn stets Onslow oder dessen Freund Pook in Gespräche und Spekulationen gezogen.
    Allday bemerkte Fergusons Unsicherheit und fügte hinzu: »Du hast die Auspeitschung gesehen, Bryan. Laß es dir eine Warnung sein.«
    »Aber Onslow ist doch auf unserer Seite, nicht wahr?«
    Ferguson bemühte sich zu verstehen. »Du hast doch gehört, was er heute gesagt hat. Ihm steht es ebenso bis hier wie uns allen.«
    »Ich habe es gehört.« Alldays Mund verzog sich zu grimmigem Lächeln. »Aber er redet nur. Er gehört nicht zu denen, die an die Gräting kommen.«
    Old Strachan murmelte: »Ich hab' 'nen Burschen wie ihn auf der alten Gorgon erlebt. Hat die Männer aufgewiegelt, bis sie nicht mehr wußten, was vorn und hinten war. Zuletzt haben sie ihn gehenkt.«
    »Und uns werden sie alle hängen, wenn er weiter seine aufwieglerischen Reden hält.« Alldays Augen blitzten. »Wir sind nun mal hier und müssen das Beste daraus machen.«
    Lugg spähte den Niedergang hinunter und bellte: »Na, willst du nun endlich an Deck kommen, du fauler Schuft? Du bist der Letzte, wie üblich.« Aber in der Stimme schwang kein echter Ärger. Lugg war so gereizt und nervös wie jeder an Bord.
    Ferguson rief noch: »Viel Glück!«, aber Allday rannte bereits hinauf. Im ersten Augenblick konnten seine Augen die Finsternis, die das stampfende Schiff einhüllte, nicht durchdringen. Über den Masten schimmerten zwischen den niedrig treibenden Wolken hin und wieder ein paar Sterne.
    Die Maate riefen Namen auf, und die Männer ordneten sich unter Flüchen und Scharren neben den Booten zu den verschiedenen Enterkommandos. Die Boote waren bereits aus den Klampen und klar zum Ausschwenken.
    Allday sah Leutnant Herricks weiße Rockaufschläge, die sich schwach gegen den dunklen Himmel abzeichneten, und war froh, daß er seinem Boot zugeteilt worden war. Fähnrich Maynard war ein ganz netter Junge, aber es mangelte ihm an Erfahrung und Selbstvertrauen. Allday bemerkte, wie Maynard verstohlen mit seinem kleinen Freund Neale flüsterte.
    »Hört her, Jungs«, sagte Herrick scharf. »Ich führe mit der Barkasse. Der Kutter folgt direkt im Kielwasser, danach die Pinasse. Mr. Parker macht mit der Jolle den Schluß.« Des heulenden Windes wegen mußte er schreien, und Allday sah unruhig auf das schäumende Wasser und den immer höher spritzenden Gischt. Sie würden schwer pullen müssen, dachte er, und spuckte automatisch in die Hände.
    Er spitzte die Ohren, als Bootsmannsmaat Parker meldete: »Alle da, Mr. Herrick. Sechsundsechzig Mann.«
    »Sehr gut. Ich werde den . . .« Er stockte und sagte rauh: »Ich werde Mr. Vibart informieren.«
    Allday biß sich auf die Lippen. Zwischen Herrick und dem neuen Kommandanten herrschte keine große Liebe. Er sah Onslow lässig an einem Piekenständer lehnen und mußte an Fergusons Unruhe denken. Sonderbar, wie eifrig Onslow darauf ausgewesen war, daß Ferguson zum Schreiber ernannt wurde, grübelte er. Und wie gelegen es kam, daß Mathias, Bolithos ursprünglicher Schreiber, im Laderaum zu Tode gekommen war.
    »Den Kutter ausschwenken!« Mr. Quintal tastete sich zur Talje. »Fiert ab das Boot!«
    Allday stockte. Lebhaft trat ihm ein Bild vor Augen. Damals, als Mathias durch Sturz umgekommen war, hatte er als Ausguck im Mastkorb gesessen. Merkwürdig, daß er nicht früher daran gedacht hatte. Er hatte den Schreiber durch die kleine Luke steigen sehen, und kurz darauf fand man ihn bewußtlos, sterbend. Aber davor war bereits jemand im Laderaum gewesen. Er sah kurz zu Onslow

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