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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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rechne dennoch mit Besuchern.« Und härter: »Dann wirst du mit den französischen Befehlshabern zurechtkommen müssen.
    Ich muß mich mit der Andiron der vereinigten Flotte anschließen.« Er bemerkte die Wachsamkeit seines Bruders und fuhr gelassen fort: »Ich kann es dir sagen, Richard, weil du nicht in der Lage sein wirst, teilzunehmen. Der französische Admiral de Grasse vereinigt sich mit einem spanischen Geschwader. Sie werden Jamaika angreifen, zusammen mit unseren Schiffen.« Mit einer flüchtigen Geste demonstrierte er die Endgültigkeit der Unternehmung. »Ich fürchte, König Georg wird sich für seine Eroberungen andere Teile der Erde aussuchen müssen.«
    Bolitho hatte zum Posten gesagt: »Ich möchte unter Deck«, und sein Bruder hatte ihm nachgerufen: »Du bist töricht, Richard. Und, was schlimmer ist, du hast unrecht.«
    In dem schwankenden Laderaum fand Bolitho viel Zeit, sich mit der Bitternis und dem Gefühl der Niederlage herumzuschlagen.
    Plötzlich wurden die Türriegel mit metallischem Kratzen zurückgezogen, und Belsey knurrte: »Sie sehen wieder nach uns. Der Teufel soll sie holen.« Doch als der Laternenschein in den Raum fiel und sie blendete, konnte Bolitho nur überrascht ins Licht starren, denn Stockdale stand im Türrahmen, ein schweres Enterbeil in der Hand.
    Bolitho kämpfte sich auf die Füße. Unter der pendelnden Laterne lag der Posten mit eingeschlagenem Schädel. »Tut mir leid, daß es so lange gedauert hat, Sir, aber ich mußte erst ihr Vertrauen gewinnen.« Stockdale grinste schüchtern. »Selbst jetzt bin ich mir noch nicht klar, ob ich das Richtige getan habe.«
    Bolitho konnte kaum sprechen. Er packte Stockdale beim Arm und stieß hervor: »Du hast goldrichtig gehandelt, Stockdale, nur keine Sorge.« Und zu den anderen: »Stehen Sie zu mir?«
    »Sie brauchen mir bloß zu sagen, was ich tun soll«, erwiderte Farquhar noch ganz benommen.
    »Schnell, Stockdale!« Bolitho trat auf den Gang hinaus und spähte in das Dunkel hinter dem Laternenschein. »Erzähle, wie steht es?«
    »Die da oben machen sich langsam Sorgen, Sir«, sagte Stockdale. »Kein Zeichen eines Angriffs, und das Schiff liegt wegen des Windes schlecht.« Er überlegte einen Augenblick.
    »Vielleicht könnten wir an Land schwimmen, Sir?« Er nickte aufgeregt, was nicht oft bei ihm vorkam. »Ja, mit etwas Glück würden wir es schaffen.«
    Bolitho schüttelte den Kopf. »Nicht jetzt. Sie halten bestimmt Ausschau. Wir dürfen nicht an uns denken. Wir müssen versuchen, die Phalarope zu retten, ehe es zu spät ist.«
    Stockdales Augen wanderten zu dem Leichnam zu seinen Füßen. »Wachablösung in einer halben Stunde, Sir. Da bleibt nicht viel Zeit.«
    »Ach so.« Bolitho bemühte sich, seine Erregung und den Drang zu handeln zu unterdrücken und klare Gedanken zu fassen. »Mit der ganzen Mannschaft können wir nicht fertig werden, aber mit ein bißchen Glück können wir ihnen doch eine schöne Überraschung bereiten.«
    »Ich würde gern ein paar von den Schuften mitnehmen!«
    sagte Belsey.
    Bolitho zog den Dolch aus der Kniehose, er glänzte im Laternenschein. »Zeig uns den Weg, Stockdale. Wenn es uns gelingt, zur Back zu kommen, haben wir die Möglichkeit, für ein bißchen Abwechslung zu sorgen.«
    Farquhar griff nach dem Entermesser des toten Wachtpostens und murmelte rauh: »Denken Sie an die Ankerkette, Sir?«
    Bolitho warf ihm einen anerkennenden Blick zu. »Das Schiff reißt bereits hart am Anker. Wenn es uns gelingt, die Kette zu kappen, wäre es in ernster Gefahr. Unsere Leute sind irgendwo da draußen, und sie werden sich klarhalten, sobald sie die Andiron auf das Kap zutreiben sehen.«
    »Die Andiron wird Segel setzen müssen«, stieß Belsey aufgeregt hervor. »Selbst dann schafft sie es womöglich nicht mehr rechtzeitig. Bei dem Wind aus dieser Ecke wird sie hart auf Grund laufen.«
    »Verzeihung, Sir.« Stockdale sah Bolitho bekümmert an.
    »Aber vorne haben sie bereits eine starke Ankerwache, um gewappnet zu sein.«
    Bolitho lächelte kalt. »Was mich nicht überrascht.« Er winkte den anderen. »Vorwärts, wir haben wenig Zeit.« Während sie durch den Gang schlichen, sagte er: »Erinnern Sie sich an den Neunpfünder auf der Back, Mr. Farquhar?«
    Farquhar nickte, seine Augen funkelten. »Ja, Sir, eins der Buggeschütze.«
    Bolitho blieb unter einem schmalen Niedergang stehen und sah zur Luke hinauf. Es konnte glücken. Sie konnten alle dabei draufgehen, aber er wußte, daß sich jeder

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