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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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hatte er dort die Stirn bieten müssen und doch einen Erfolg errungen, wenn auch auf Kosten seines Lebens. Mit Mola verglichen, war dieser Streich hier gar nichts, überlegte er grimmig. Doch warum hatte er auf einem Alternativplan zum Angriff beharrt? Vielleicht weil er sich von Anfang an darauf vorbereitete, sich zur wartenden Phalarope zurückzuziehen, ohne überhaupt den Versuch zu machen, den Auftrag zu erfüllen?
    Er stolperte und wäre beinahe auf die Felsen hinabgestürzt, aber eine Hand packte ihn, und Allday sagte: »Geben Sie bei solchen Klippen auf jeden Schritt acht, Sir. Der Boden fühlt sich sicher an, aber die Steine sitzen nur locker.«
    Herrick starrte ihn an. Natürlich, Allday war nicht nur Seemann, sondern auch Schäfer gewesen. Nach den felsigen Klippen und Hügeln Cornwalls war das hier für ihn wahrscheinlich ein Kinderspiel.
    Als läse Allday Herricks Gedanken, murmelte er: »Ich mußte oft über solche Abhänge, wenn ich hinter einem verirrten Lamm her war.«
    Beide verstummten schlagartig, als Martin hervorstieß: »Sir, da oben ist ein Posten.«
    »Wo?« Herrick versuchte etwas zu erkennen. »Sind Sie sicher, Mann?«
    Martin nickte nachdrücklich. »Da drüben. Etwa dreißig Yards entfernt. Ich hab Schritte gehört. Da!« Seine Augen funkelten erregt. »Haben Sie es gehört?«
    »Ja.« Herrick sank auf einen vorspringenden, nassen Grasstreifen. Ein Posten da oben. Warum, was steckte dahinter?
    Bei Nacht reichte der Blick nicht weit über den Rand der Klippe hinaus. »Wir schleichen uns an und sehen nach, was los ist.«
    Sie hoben ihre Waffen an, damit sie nicht an die tückischen Steine stießen, und robbten hinüber. Ihre weitaufgerissenen Augen schmerzten vor Anstrengung.
    »Martin nach links«, befahl Herrick schließlich. »Allday nimmt die Seeseite.« Die beiden krochen davon. »Wir schieben uns den Abhang hinauf, Mr. Maynard. Ich habe so ein Gefühl, daß hier etwas nicht stimmt.«
    Allday kam als erster zurück, geduckt huschte er von Busch zu Busch. »Die Andiron liegt da, Sir. Genau auf der anderen Seite der Landzunge. Kein Licht und kein Laut auf dem ganzen Schiff.«
    »Die müssen sich aber verdammt sicher fühlen«, knurrte Maynard.
    »Vielleicht ist die Besatzung an Land, Sir«, sagte Allday.
    »Nicht sehr wahrscheinlich.« Herrick suchte nach dem Grund für sein Gefühl, daß etwas nicht stimmte. »Müssen guten Ankergrund haben.« Er schreckte hoch und sank wieder zurück, als Martin den Abhang auf seinem mageren Hintern herabgerutscht kam. Er mußte erst verschnaufen, ehe er hervorstoßen konnte: »Oben sind Soldaten, Sir.«
    »Was tun sie?« Herrick zwang sich, ganz ruhig zu bleiben.
    »Schlafen, wie es aussieht, Sir.« Martin zog sich einen Dorn aus dem nackten Fuß. »An jedem Ende steht ein Posten, Sir, aber die anderen liegen bloß herum.« Er zuckte mit den Schultern. »Schlafen eben, wie gesagt.« Es klang verächtlich.
    »Was meinen Sie mit >an jedem Ende    »Ach, hätte ich fast vergessen, Sir.« Martin grinste. »An jedem Ende der Batterie. Sie haben sechs Kanonen am Rand der Klippe aufgebaut, Sir.«
    Herrick fühlte sich merkwürdig erleichtert. Im Ungewissen zu tappen, war stets schlimmer, als Schwierigkeiten ins Gesicht zu sehen. Fast zu sich selber sagte er: »Bloß zwei Posten, sagen Sie?«
    Martin nickte. »Aye, Sir. Und etwa dreißig Mann liegen neben den Geschützen.« Er kicherte. »Ich könnte ihnen leicht die Kehlen durchschneiden.«
    »Vielleicht müssen Sie es.« Ihm war plötzlich klar, was zu tun war. Die Andiron schlief vor Anker, weil sie sich von gut aufgestellten Kanonen geschützt wußte. Zweifelsohne waren die Geschütze bereits geladen und so ausgerichtet, daß sie die gesamte Reede bestreichen konnten. Nichts Ungewöhnliches, wenn kein richtiger Hafen vorhanden war. Bei dem Gedanken, was geschehen wäre, wenn seine Boote den Angriff wie geplant vorangetragen hätten, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken.
    »Gehen Sie hinunter zum Stand, Mr. Maynard«, befahl er kurz. »Schicken Sie alle verfügbaren Männer so schnell wie möglich herauf. Legen Sie die Boote vor Anker, die restlichen Männer lassen Sie an Land schwimmen. Unterrichten Sie McIntosh und die anderen, daß ich die Batteriestellung nehmen und die Geschütze gefechtsunfähig machen will. Dann gehen wir in die Boote und greifen wie geplant die Andiron an.«
    Sie sahen ihn stumm an. Dann fragte Maynard: »Und Sie, Sir?«
    Herrick klopfte Martin auf

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