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Bruderkampf

Bruderkampf

Titel: Bruderkampf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Wasser, und die Riemen tauchten regelmäßiger ein. Er sagte leise: »Ganz vorsichtig mit den Riemen! Hört sich ja an wie eine Rinderherde.«
    Das Boot ritt unbehaglich die Dünung aus. Die erschöpften Matrosen fielen über ihre Riemen und sogen gierig die feuchte Luft ein. Die Pinasse schob sich aus der Dunkelheit und legte sich neben sie. Der Kutter ging auf die andere Seite und kam dicht heran, da Fähnrich Maynard etwas fragen wollte.
    »Was sollen wir tun, Mr. Herrick?«
    »Hier ein bißchen liegenbleiben«, sagte Herrick langsam. Er wollte Zeit gewinnen, um seine unklaren Gedanken zu ordnen.
    Maynards Frage klang verloren und verwirrt. Herrick wünschte, daß sich Maynard vor den Leuten mehr zusammennehmen würde. Es ging alles schon schlecht genug. Dann fragte er: »Wo bleibt Mr. Parker mit der Jolle?«
    Maynard zuckte mit den Schultern, und Bootsmannsmaat Packwood rief von der Pinasse herüber: »Wir haben ihn schon lange aus den Augen verloren, Mr. Herrick.«
    Herrick mußte sich alle Mühe geben, um ruhig zu sprechen.
    »Vielleicht ist er umgekehrt.«
    »Eher gesunken«, murmelte ein Seemann.
    »Kommen Sie längsseits.« Herrick faßte einen Entschluß.
    »Aber legen Sie Fender aus.«
    Er wartete und hielt den Atem an, als die beiden Boote längsseits kamen. Bei jedem Stoß, bei jedem Knirschen erwartete er, an Land Rufe oder das unheilvolle Knattern von Gewehrfeuer zu hören. Doch nur der Wind und zischender Gischt unterbrachen seine Worte, als Maynard und Packwood sich den Hals verrenkten, um ihn zu verstehen.
    »Wenn wir um das Kap pullen, wird es für einen Angriff zu spät.«
    »Meiner Meinung nach war die Strecke, die wir pullen mußten, zu lang«, knurrte Maynard verdrossen. »Es war von Anfang an unmöglich.«
    »Niemand hat nach Ihrer Meinung gefragt«, zischte Herrick.
    Seine Heftigkeit überraschte ihn selbst, und er setzte hastig hinzu: »Dort soll es einen Streifen Strand geben, darauf werden wir zuhalten. Mr. Packwood wartet mit der halben Mannschaft von jedem Boot und hält sich so dicht wie möglich bei den Klippen.« Er wartete, fühlte, wie die Spannung an seinen Nerven zerrte. »Verstanden?«
    Sie nickten zweifelnd, und er fuhr fort: »Mr. Maynard begleitet mich mit dreißig Mann an Land. Wir klettern die Landspitze hinauf. Von oben können wir bestimmt zur anderen Seite hinabsehen. Wenn die Andiron noch da ist, könnten wir noch immer einen Angriff wagen, vor allem, wenn an Bord alles friedlich ist und sie dicht unter Land liegt. Anderenfalls steuern wir zu dem vereinbarten Treffpunkt zurück.« Flüchtig blendete vor seinem geistigen Auge ein Bild auf: Vibarts Zorn und Wut, wenn er ihm den Fehlschlag des Angriffs meldete.
    Von neuem wütete er innerlich gegen die Unvernunft des Befehls. Der Admiral hätte Verstärkung schicken müssen.
    Schon die Cassius wäre eine Hilfe gewesen, und wenn sie bloß durch ihre Stärke und ihr Vorhandensein den Rückzug gedeckt hätte. Vielleicht war es aber auch seine Schuld. Warum hatte er Vibarts Selbstgefälligkeit getraut und die Entfernung zur Küste nicht sorgfältiger geprüft? Warum hatte er das Drehen des Windes und die heftige ablandige Strömung nicht besser einkalkuliert? Er schüttelte verärgert den Kopf. Nun war es zu spät. Jetzt zählte allein die Gegenwart.
    Doch noch immer fand er Zeit, sich Bolitho unter diesen Umständen vorzustellen. Die Vorstellung seines unbewegten Gesichts half ihm, Festigkeit zu gewinnen, und er sagte ohne zu stocken: »Anrudern, Kurs auf die Felsen. Aber ich will keinen Laut hören, von keinem!«
    Ein Boot nach dem anderen pullte landwärts, und als die dunklen Felsen sie schon beinahe einschlossen, sprangen die ersten Männer fluchend in das flache Wasser.
    Sinnlos, das Kommando jetzt noch in Gruppen zu spalten, entschied Herrick. Sie hatten schon zu viel Zeit verloren und genug dem Zufall überlassen. Er beobachtete, wie die drei Boote drehte, und befahl dann scharf: »Mr. Maynard, Sie kommen mit mir. McIntosh übernimmt hier unten das Kommando.« Er mußte eine Weile nachdenken, ehe ihm die Namen der von ihm ausgewählten Männer einfielen. »Allday und Martin folgen mir ebenfalls.« Allday schien ein fähiger Mann, und Martin, der sich in Dorset einst als Wilddieb kärglich durchgeschlagen hatte, war flink und geräuschlos wie eine Katze.
    Während sie schweigend die steile Klippe hinaufkletterten, dachte Herrick von neuem an Bolitho und seinen verwegenen Angriff auf die Insel Mola. Jeder Art von Gefahr

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