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Bruderschaft der Unsterblichen

Bruderschaft der Unsterblichen

Titel: Bruderschaft der Unsterblichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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nicht zum Inventar, oder ich will kein Ire aus Boston mehr sein. Vielleicht hat die saubere, kalte und nüchterne Atmosphäre der Läuterung an diesem Ort dem Ze i tungsmenschen das Gefühl von mittelalterlicher Klöste r lichkeit gegeben – das Echo, die Andeutung gregorian i scher Gesänge in den schweigenden Gängen –, aber ohne christliche Symbole kann es kein Christentum geben, und die hier zu findenden Symbole sind ganz und gar frem d artig. Der Effekt ist der eines merkwürdigen Luxus’, ve r bunden mit ungeheurer stilistischer Enthaltsamkeit: Sie haben bei allem tiefgestapelt, aber das Gefühl von Macht und Größe springt einem förmlich entgegen von den Wänden, dem Boden, den im Endlosen verschwindenden Gängen, den leeren Räumen, der spartanisch kargen Ei n richtung.
    Sauberkeit wird hier offensichtlich ganz groß g e schrieben. Die Installation ist vorzüglich, überall spr u delnde Springbrunnen in jedem Versammlungsraum und in allen größeren Hallen. Mein eigenes Zimmer verfügt über einen Springbrunnen mit einem geräumigen Becken aus glänzendem grünem Schiefer, der so aussieht, als sei er eines Maharadschas oder eines Renaissance-Papstes würdig. Als er mich zu meinem Zimmer brachte, hatte Bruder Antony vorgeschlagen, ich möge ein Bad ne h men; seine höfliche Aufforderung hatte die Kraft eines Befehls. Aber ich hatte es auch nötig, der Zug durch die Wüste hatte mich von Kopf bis Fuß mit schmierigem Schweiß bedeckt. Ich gönnte mir eine lange, reichhaltige Einweichpause, wälzte mich im glänzenden Schieferba s sin, und als ich fertig war, entdeckte ich, daß meine schmutzigen, verschwitzten Kleider verschwunden w a ren, jedes einzelne Stück, sogar die Schuhe und alles. Statt dessen fand ich auf der Kommode ein Paar abg e nutzter, aber sauberer blauer Shorts, wie Bruder Antony sie trug. Sehr gut, hier scheint man nach der Maxime zu leben: Weniger ist mehr. Zur Hölle mit Hemden und Pu l lovern; ich werde Shorts über meinen nackten Lenden tragen. Wir sind an einen interessanten Ort geraten.
    Aber die wichtigste Frage im Moment ist: Hat dieser Ort etwas mit Elis mittelalterlichem Manuskript und dem vermuteten Kult der Unsterblichkeit zu tun? Ich glaube, ja, aber noch kann ich mir dessen nicht sicher sein. U n möglich, das Gespür des Bruders für Theatralik nicht zu bewundern, seine verwunderte, zweideutige Reaktion, als Eli ihm vor ein paar Stunden das Buch der Schädel en t gegenschleuderte. Sein köstlicher, zurückwerfender Au s fluchtsatz : Das Buch der Schädel? Ich frage mich, was ist das Buch der Schädel? Und dann ein schneller A b gang, der es ihm erlaubte, alle Aspekte der Situation gleichzeitig zu beherrschen. Wußte er wirklich nichts vom Buch der Schädel? Warum machte er dann für einen Augenblick so einen nervösen Eindruck, als Eli davon sprach? Ob die hiesige Vorliebe für Schädelabbilder nur ein Zufall ist? Ist das Buch der Schädel von seinen eig e nen Anhängern vergessen worden? Spielt der Bruder nur mit uns, um uns unsicher zu machen? Die Ästhetik des Quälens: Wieviel an bedeutender Kunst ist schon auf dieser Basis begründet worden! Also wird man uns ein i ge Zeit quälen. Ich würde gern in die Halle hinunterg e hen und mit Eli darüber beraten; er hat einen scharfen Verstand und kann auch Nuancen genau interpretieren. Ich möchte gern wissen, ob ihn Bruder Antonys Antwort auf sein Bekenntnis ebenfalls perplex gemacht hat. Aber ich fürchte, ich muß mein Gespräch mit Eli auf später verschieben. Im Moment machte meine Tür ganz den Eindruck, als sei sie verschlossen.

24. KAPITEL
Timothy
     
    Es wird immer schauerlicher. Diese kilometerlangen Gänge. Diese Schädel, wohin man sieht, die mexikanisch aussehenden Totenmasken. Köpfe, denen man die Haut heruntergerissen hat und die immer noch grinsen können, Gesichter, denen man einen Spieß durch Wange und Zunge gestoßen hat, Körper mit Fleisch bis zum Hals und einem Totenkopf obendrauf. Reizend. Und dieser u n heimliche alte Mann, der zu uns mit einer Stimme spricht, die aus einer Maschine stammen könnte. Ich bin fast geneigt anzunehmen, er ist ein Roboter. Er kann ja gar nicht echt sein, mit seiner glatten, festen Haut, di e sem kahlen Schädel, der aussieht, als hätte er nie Haare getragen, diesen eigentümlichen, glänzenden Augen -.
    Zumindest das Bad war gut. Obwohl sie meine Kleider weggenommen haben. Meine Brieftasche, meine Kredi t karten, alles.
    Diese Wendung behagt mir weniger, aber ich

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