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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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dessen

    ∗ Am 7. 12. 1941 überfielen die Japaner ohne vorherige Kriegserklärung den Marinestützpunkt Pearl Harbour und versenkten oder beschädigten acht Schlacht- und elf andere Kriegsschiffe der US-Pazifikflotte.

    Mutter hatte in ihren Briefen einen Riesen erwähnt, der hier zugezogen sei und die Schmiede von Millard Goodsell
    übernommen habe. Davon hatte Mr. McKissic auf dem
    üblichen Klatsch- und Tratschmarkt seiner Hellbender
    erfahren und hatte, nachdem man in Brundide einen Vetter von Miss Giselle besucht hatte, den Weg über Skipperville
    genommen, um dem Gerücht auf den Grund zu gehen und
    festzustellen, um wen genau es sich bei dem Gehilfen des
    Hufschmieds handelte.
    »Ah, Mr. Clerval, habe ich mir doch gedacht«, sagte er. »Wir haben uns fast zwei Jahre nicht gesehen. Ich wiederhole mein Angebot. Sagen Sie jetzt nicht einfach nein. Wir haben Krieg, und der Baseball braucht auf der Trainingsebene frische
    Talente, wenn er überleben will – oder die Rückkehr der
    alten.«
    In dieser Manier fuhr er fort, appellierte an meine
    Begeisterung für diesen Sport und betonte meine, wie er das sah, unbefriedigenden Umstände, in denen ich zur Zeit lebte.
    Er benutzte alle redlichen Schleichwege, um mich zu einer
    Zusage zu bewegen. Schließlich hörte ich gar nicht mehr hin, denn die rückläufige Nachfrage für vernünftige
    Hufschmiedearbeit sowie die zweifelhafte Gunst von Miss
    Rosalinds Gesellschaft hatten das Ihre dazu beigetragen, mich willfährig zu stimmen. Er hatte vielleicht meine Gefügigkeit nicht bemerkt, denn ich stand im Zwielicht der Garage wie ein Ochse mit Joch, ein Geschirr um die Schultern und den
    Blasebalg in der Hand, eine abschreckende Gestalt nahezu
    satanischer Abtrünnigkeit.
    Da erschien Miss Giselle im Torrahmen, ein zauderndes
    Gespinst aus Sonne und Organdy. Sie ähnelte Elizabeth
    Lavenza Frankenstein, der Braut meines Schöpfers, oder wie Elizabeth später hätte aussehen können, wenn ich sie nicht aus Neid und Rache in der Blüte ihrer Jugend ermordet hätte. Miss Giselles Augen hatten sich noch nicht an das Halbdunkel
    gewöhnt; sie hatte also keinen Grund, beim Anblick eines Unholds meiner Größe und Scheußlichkeit zurückzuschrecken; doch derweil sich ihre Pupillen weiteten, schien sie sich nicht nur ohne Aufhebens mit der düsteren Unordnung in der
    Werkstatt abzufinden, sondern auch mit dem Zerrbild eines
    menschlichen Geschöpfs, das sich da aus dem Halbdunkel
    schälte.
    »Jordan, wie ich sehe, hast du ihn gefunden«, sagte sie.
    »Dauert es noch lange? Die Sonne ist nicht zum Aushalten.«
    »Ich komme gleich«, sagte Mr. McKissic so barsch, wie ich
    es von ihm nicht kannte. »Geh wieder in den Wagen.« Dann
    ein bißchen sanfter: »Oder stell dich unter die Platane.« Er wies mit einem Nicken in die Richtung. »Mr. Clerval und ich haben noch ein, zwei Punkte zu besprechen.«
    »Mr. Clerval«, grüßte die Frau, obwohl ihr Gatte uns nicht bekannt gemacht hatte.
    »Maam«, sagte ich und deutete eine Verbeugung an.
    Sie zog sich zurück und hinterließ lähmende Erinnerungen;
    und Mr. McKissic nahm seine Überredungsversuche wieder
    auf, die inzwischen überflüssig waren, weil ich bereits
    entschlossen war, das Zimmer bei Miss Rosalind zu kündigen und nach Highbridge zu ziehen. Nichtsdestoweniger
    wiederholte Mr. McKissic seine verschiedenen Stimulantien, einschließlich der vielen Gelegenheiten, die ich haben würde, mich mit imposanten Gegnern zu messen.
    »Danke«, sagte ich.
    »Sonst noch was, Mr. Clerval?« fragte Mr. McKissic.
    »Die gelegentliche Nutzung eines Autos«, sagte ich. »Und
    Fahrstunden.«
    »Richtig. Hätte ich fast vergessen. Keine Angst, geht in
    Ordnung. Melden Sie sich so bald wie möglich zum
    Frühjahrstraining.«

    »Ja, Sir.«
    Und damit begann das letzte Kapitel in der langen
    Chronologie meines zweiten Lebens, eine Geschichte, die der Protagonist noch nicht kennt und deren Ausgang noch nicht
    erzählt ist…

    43

    AM DIENSTAG, DEM 27. JULI, buk der Baseballplatz von Camp
    Penticuff rot und staubig in der Sonne. Wir saßen im
    röhrenden Bomber, geschniegelt und gestriegelt im
    Hellbender-Look und ängstlicher, als wir zugegeben hätten:
    Wir traten gegen schwarze Tourneespieler an, und das vor
    einem aufgeheizten Publikum aus farbigen GIs. Wir waren
    eben von einer Fünf-Spiele-Tour zurück (drei Siege, zwei
    Niederlagen), und gegen Ende der Woche standen uns
    Mockingbirds und Gendarmes mit je drei Spielen ins Haus.
    Wir

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