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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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aufwickelte wie das Gummiband am
    Propeller eines Modellfliegers. Der Batter knallte – szvock! –
    den dritten Pitch, einen Luft-Knuckle, zu Pepperpot Cole, dem
    Shortstop. Cole warf sich zu Boden, deckelte absolut nichts
    mit seinem Fetzen von Handschuh, nahm es auf und warf es
    blitzschnell zu Slag Iron Smith am Second, der das Nichts in
    Gürtelhöhe fing. Der Runner vom First versuchte Smith zu
    irritieren, aber Slag Iron wirbelte herum, sprang wie ein Hirsch und warf absolut nichts zum First.
    Ein Wurf in den Dreck. Der Mann am First fegte ihn vom
    Boden auf wie jemand, der mit der Peitsche knallt, und
    wirbelte herum, um den Batter ›aus‹ zu rufen, während der

    Runner einen Salto über den Sandsack machte. Dann
    schleuderte er den Spuk-Ball zum Pitcher, um das Phantom-
    Double-Play perfekt zu machen.
    Die GIs waren hingerissen. Man hätte meinen können, sie
    säßen in einer Strip-Show der
    jährlichen
    Landwirtschaftsausstellung, so schrill und unverschämt war ihr Geschrei.
    »Nicht einfach, das so zu machen, daß es echt aussieht«,
    meinte Dunnagin. »Da mußt du das Timing schon in den
    Knochen haben.«
    Mister JayMac erreichte schließlich, daß der schwarze
    Captain nicht zur Home Plate, sondern zusammen mit dem
    schwarzen DI aus dem Ersten Bataillon der Special-Training-
    Einheit zu den Bases mußte. Major Dexter selbst bezog Posten
    hinter der Plate. So hatte jede Foul Line ihren Schiedsrichter, und sollte sich ein Hellbender ungerecht behandelt fühlen und
    gezwungen sein, eine Schiedsrichterentscheidung an der Plate
    zu diskutieren, war er nicht auf den guten Willen eines rassisch und sozial Niedrigeren angewiesen. Mister JayMac hatte, wie
    ich später erfuhr, ›Whitemail‹ benutzt, um sich durchzusetzen
    ∗
    – er hatte gedroht, mit der ganzen Truppe heimzufahren.
    Da war noch ein anderes Problem. Welches Team besuchte
    hier welches? Mister JayMac wollte den Heimvorteil, letzter
    am Schlag zu sein. Das wollte auch Mister Cozy. Beide
    marschierten spornstreichs zu Major Dexter, der unter
    Brustharnisch, Visier und Schienbeinschützern schwitzte, und
    trugen ihm den Fall vor. Nach Mister JayMac konnte ein Team
    mit dem Namen Dominican Touristers unmöglich hier zu Hause sein, weil Tourneespieler nirgends zu Hause waren,
    während Camp Penticuff zweifellos in Rufweite von

    ∗ blackmail = Erpressung • whitemail = ironische Wortbildung für die Erpressung durch einen Weißen

    Highbridge lag. Folglich verdienten die Hellbender, auch wenn
    sie Besucher-Trikots trugen, fraglos den Heimvorteil.
    Nach Mister Cozy war dieser Schaukampf seine Idee
    gewesen und waren die Dominicans als erste vor Ort gewesen.
    Und wenn ein Team die heimischen Zuschauer auf seiner Seite
    habe, dann fraglos das…
    »Werfen Sie eine Münze«, sagte Mister JayMac.
    »Okay, von mir aus«, sagte Mister Cozy. »Also dann.«
    Major Dexter warf eine Münze, sie landete kopfunten, und
    die Splendid Dominicans, in der Schlottertasche den
    Heimvorteil und auf dem Gesicht ein Grinsen, übernahmen das
    Feld.
    »Bitte aufstehen für die Nationalhymne«, sagte der
    Lieutenant am Mikrophon. Aus einem Steinhaufen auf einem
    kleinen Erdhügel zwei Exerzierplätze hinter dem linken
    Feldzaun stach der Fahnenmast von Camp Penticuff mit
    seinem schlaffen Stars-and-Stripes-Banner in den brütend
    heißen Nachmittagshimmel. Wir quetschten die Kappe ans
    Herz, und ein schwarzer Trompeter mit nur einem
    Ärmelstreifen stieg in die Pressekabine und blies das klarste
    Star-Spangled Banner, das ich je gehört hatte, eine Kreuzung zwischen geistlicher Musik und Harry James*. Sowie er die
    Stelle von ›home of the brave‹ blies, brachen die GIs in einen Jubel aus, der sich wie eine Brandung an den Kasernen, dem
    Post-Exchange* und dem Haupttor brach.
    Ich verschanzte mich im Schlagraum, während der Jubel
    weitertoste. Turtlemouth Clark blickte an mir vorbei und
    wartete auf das Zeichen seines Catchers. Ich war Luft für ihn.
    Mein Red-Stix-Schläger provozierte ein paar spöttische
    Bemerkungen aus den Zuschauerreihen: »He, is’ das’n
    Tootsie-Pop-Stiel?«* – »Der Junge is’ aus Kalifornien, da
    machen sie die Zahnstocher aus Rotholz.« Aber die Jungs von
    Mr. Cozy zuckten nicht mal mit der Wimper. Ich hätte da mit

    einem blauen Eichenknüppel aufkreuzen können, sie hätten
    keine Miene verzogen. Kein Schattenball mehr, Leder auf
    Leben und Tod war angesagt.
    Turtlemouth Clark holte aus – nur, daß sich sein Ausholen
    diesmal

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