Brüchige Siege
holperten an den verwaisten Kasernen und den
ausgedörrten Exerzierplätzen vorüber, und ich wurde das
Gefühl nicht los, daß Muscles, Hoey, Dunnagin und ein paar
andere Veteranen einen Priem wälzten, der groß genug war,
um daran zu ersticken.
Auf den Tribünen wimmelte es bereits von schwarzen
Gesichtern und khakifarbenen Uniformen. Die schwarzen
Soldaten saßen oder standen in der Haupttribüne hinter dem
Fangnetz oder in Reihen von Metallschemeln, die eine
Wartungseinheit aufgestellt hatte. Die Sonne brüllte, prügelte auf den ganzen Sport- und Trainingskomplex ein wie mit der
Schwimmblase eines Riesenwels an einem unsichtbaren Stock.
Die Luft schien unter den Schlägen zu zittern und zu dröhnen.
Die Splendid Dominicans waren schon vorgefahren, und der
Bomber bremste unter ohrenzerreißenden Pfiffen.
»Wurde aber auch Zeit!« keifte jemand, dessen Hirn in der
Sonne brutzelte.
Wir parkten hinter einer Buick-Flotte aus zehn oder zwölf
Jahre alten, zerbeulten und mit Rost überzogenen
Kabriolimousinen; und die Splendid Dominicans liefen auf den
Platz hinaus. Bis wir aufgetaucht waren, hatten sie sich
offenbar, um ihren Kampfgeist zu schüren, unter die Truppe
gemischt. Was dem unseren natürlich einen Deckel verpaßte.
Hieß das doch, die Dominicans (»Wenn die aus der
Dominikanischen Republik sind, komm ich von Hawaii«, sagte
Turkey Sloan.) hatten es nicht für nötig befunden, uns mit dem Aufwärmen zuvorzukommen. Kaum auf dem Platz, da ließen
sie den Ball wirbeln, als wären sie mit Spikes und Kappe auf
die Welt gekommen. Ich sah ihnen vom Bomber aus zu,
während Mister JayMac und Darius draußen vor dem Zaun
von Mr. Cozy Bissonette und Major Dexter empfangen
wurden.
Im Bus sagte Fadeaway: »Cottonton läßt grüßen – keine
Unterstände. Wir schmoren in der gottverdammten Sonne.« Er
mußte die Bank drücken, und er tat mir fast leid. Fast.
In ihren schlottrigen Flanellsachen – Hemden mit hinten
aufgestickten Nummern und vorne aufgenähtem SDT – sahen
die Splendid Dominican Touristers nicht gerade aus wie schwarze Supermänner. Bei ihnen gab es Kerle wie
Löschhydranten, Fahnenstangen oder Heustapel, nicht anders
als bei uns. Der eine hätte im Alligator-Park Azaleenhecken
stutzen, der andere im Kühlhaus Eisblöcke schleppen können.
Kein Zweifel aber, daß die Bande von Mr. Bissonette treffen
und Druck machen konnte.
»In Ordnung«, sagte Mister JayMac vom Zaun aus. »Alles
aussteigen!«
»Lieber Himmel, wir rutschen auf dem eigenen Schweiß
aus«, sagte Parris.
Wir standen auf, drängelten durch den Mittelgang und
klammerten uns an jeden Strohhalm, der die Hitze, die
Nervosität und das flaue Gefühl lindern konnte, mit dem wir
gegen diese farbigen Nobodies antraten, die in ihren
Heimatstädten mehr Fans hatten als wir in Highbridge.
Ich sah ein paar weiße Gesichter – hochrangige Offiziere,
Vorgesetzte im Unteroffiziersrang, Kompaniechefs und
Hauptfeldwebel mit Unterkiefern wie Schienenräumer. Doch
auf jedes käsige oder rotverbrannte Gesicht kamen fünfzig
schwarze GIs. Ein dunkles Meer auf den Tribünen: beige,
karamel, kastanienbraun, blauschwarz. Selbst in einem
Militärposten tief im Herzen von Dixieland erschütterte mich
die Überzahl dieser Neger bis ins Mark. Was, wenn sie alle
entlassen wurden und wir durch ihre stolze Flut waten mußten?
Darius berührte meinen Arm und drängte mich durch ein Tor
auf den Platz. »Siehst du?« sagte er. (Sein ›See‹ klang wie
›Sea‹ im Sinne von ›zusammen-hängende Wassermasse der Erde‹ oder ›Weltmeer‹.) Als ich über die Schulter blickte, lächelte er undurchschaubar. Das Stadion hatte eine
Pressekabine, eine überdachte Plattform auf Stelzen, die
vielleicht manchmal zur Truppenbeschau diente. Der weiße
Lieutenant mit Drahtbrille, der da oben hinter dem Mikrophon
saß, sah reichlich beknackt aus. Seine Begrüßungsworte
plärrten aus Metallautsprechern auf kreosotgetränkten
Holzmasten.
»Männer des Ersten und Zweiten Bataillons des Special
Training Regiment von Camp Penticuff, Georgia«, sagte er, und die Echos aus den Lautsprechern fielen übereinander her,
»begrüßt die prächtigen Baseball-Teams, die gekommen sind,
um euch zu unterhalten, – die Highbridge Hellbenders der Chatta-hoochee Valley League aus unserer Nachbargemeinde und die
Splendid Dominican Touristers,
talentierte
Tourneespieler aus der Negro American League – mit einem kräftigen
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