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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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holperten an den verwaisten Kasernen und den
    ausgedörrten Exerzierplätzen vorüber, und ich wurde das
    Gefühl nicht los, daß Muscles, Hoey, Dunnagin und ein paar
    andere Veteranen einen Priem wälzten, der groß genug war,
    um daran zu ersticken.
    Auf den Tribünen wimmelte es bereits von schwarzen
    Gesichtern und khakifarbenen Uniformen. Die schwarzen
    Soldaten saßen oder standen in der Haupttribüne hinter dem
    Fangnetz oder in Reihen von Metallschemeln, die eine
    Wartungseinheit aufgestellt hatte. Die Sonne brüllte, prügelte auf den ganzen Sport- und Trainingskomplex ein wie mit der
    Schwimmblase eines Riesenwels an einem unsichtbaren Stock.
    Die Luft schien unter den Schlägen zu zittern und zu dröhnen.
    Die Splendid Dominicans waren schon vorgefahren, und der
    Bomber bremste unter ohrenzerreißenden Pfiffen.
    »Wurde aber auch Zeit!« keifte jemand, dessen Hirn in der
    Sonne brutzelte.
    Wir parkten hinter einer Buick-Flotte aus zehn oder zwölf
    Jahre alten, zerbeulten und mit Rost überzogenen

    Kabriolimousinen; und die Splendid Dominicans liefen auf den
    Platz hinaus. Bis wir aufgetaucht waren, hatten sie sich
    offenbar, um ihren Kampfgeist zu schüren, unter die Truppe
    gemischt. Was dem unseren natürlich einen Deckel verpaßte.
    Hieß das doch, die Dominicans (»Wenn die aus der
    Dominikanischen Republik sind, komm ich von Hawaii«, sagte
    Turkey Sloan.) hatten es nicht für nötig befunden, uns mit dem Aufwärmen zuvorzukommen. Kaum auf dem Platz, da ließen
    sie den Ball wirbeln, als wären sie mit Spikes und Kappe auf
    die Welt gekommen. Ich sah ihnen vom Bomber aus zu,
    während Mister JayMac und Darius draußen vor dem Zaun
    von Mr. Cozy Bissonette und Major Dexter empfangen
    wurden.
    Im Bus sagte Fadeaway: »Cottonton läßt grüßen – keine
    Unterstände. Wir schmoren in der gottverdammten Sonne.« Er
    mußte die Bank drücken, und er tat mir fast leid. Fast.
    In ihren schlottrigen Flanellsachen – Hemden mit hinten
    aufgestickten Nummern und vorne aufgenähtem SDT – sahen
    die Splendid Dominican Touristers nicht gerade aus wie schwarze Supermänner. Bei ihnen gab es Kerle wie
    Löschhydranten, Fahnenstangen oder Heustapel, nicht anders
    als bei uns. Der eine hätte im Alligator-Park Azaleenhecken
    stutzen, der andere im Kühlhaus Eisblöcke schleppen können.
    Kein Zweifel aber, daß die Bande von Mr. Bissonette treffen
    und Druck machen konnte.
    »In Ordnung«, sagte Mister JayMac vom Zaun aus. »Alles
    aussteigen!«
    »Lieber Himmel, wir rutschen auf dem eigenen Schweiß
    aus«, sagte Parris.
    Wir standen auf, drängelten durch den Mittelgang und
    klammerten uns an jeden Strohhalm, der die Hitze, die
    Nervosität und das flaue Gefühl lindern konnte, mit dem wir

    gegen diese farbigen Nobodies antraten, die in ihren
    Heimatstädten mehr Fans hatten als wir in Highbridge.
    Ich sah ein paar weiße Gesichter – hochrangige Offiziere,
    Vorgesetzte im Unteroffiziersrang, Kompaniechefs und
    Hauptfeldwebel mit Unterkiefern wie Schienenräumer. Doch
    auf jedes käsige oder rotverbrannte Gesicht kamen fünfzig
    schwarze GIs. Ein dunkles Meer auf den Tribünen: beige,
    karamel, kastanienbraun, blauschwarz. Selbst in einem
    Militärposten tief im Herzen von Dixieland erschütterte mich
    die Überzahl dieser Neger bis ins Mark. Was, wenn sie alle
    entlassen wurden und wir durch ihre stolze Flut waten mußten?
    Darius berührte meinen Arm und drängte mich durch ein Tor
    auf den Platz. »Siehst du?« sagte er. (Sein ›See‹ klang wie
    ›Sea‹ im Sinne von ›zusammen-hängende Wassermasse der Erde‹ oder ›Weltmeer‹.) Als ich über die Schulter blickte, lächelte er undurchschaubar. Das Stadion hatte eine
    Pressekabine, eine überdachte Plattform auf Stelzen, die
    vielleicht manchmal zur Truppenbeschau diente. Der weiße
    Lieutenant mit Drahtbrille, der da oben hinter dem Mikrophon
    saß, sah reichlich beknackt aus. Seine Begrüßungsworte
    plärrten aus Metallautsprechern auf kreosotgetränkten
    Holzmasten.
    »Männer des Ersten und Zweiten Bataillons des Special
    Training Regiment von Camp Penticuff, Georgia«, sagte er, und die Echos aus den Lautsprechern fielen übereinander her,
    »begrüßt die prächtigen Baseball-Teams, die gekommen sind,
    um euch zu unterhalten, – die Highbridge Hellbenders der Chatta-hoochee Valley League aus unserer Nachbargemeinde und die
    Splendid Dominican Touristers,
    talentierte
    Tourneespieler aus der Negro American League – mit einem kräftigen

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