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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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wiewohl ich auch in diesen Sabbatjahren nicht ruhte, meine sportlichen Fähigkeiten weiter zu vervollkommnen.
    Manche Städte zahlten mir, solange ich für sie spielte, einen Monatslohn – 30 $ war der üppigste – und versorgten mir
    einen Übergangsjob wie etwa Bürgersteigfegen oder
    Kistenschleppen, der mir meine Abende und Wochenenden zur
    freien Verfügung ließ. Ich vermied es tunlichst, mich auf
    Beziehungen einzulassen, wie ich sie mit Keriak in Ungpek
    genossen hatte, und legte, ob ich Baseball spielte oder nicht, soviel Besonnenheit und Anstand an den Tag, wie es die
    flüchtige Natur meiner Zugehörigkeit und meine Reserviertheit gegenüber Teamkameraden und Stadtvätern erlaubte.
    Warum lebte ich? Mitte der Dreißiger, angesichts der
    alltäglichen Menschenschlangen vor den Läden und einer
    Arbeitslosigkeit, die sich wie eine Seuche bis in den
    entlegensten Weiler fraß, verlor mein Ziel, ein produktives Mitglied der menschlichen Gesellschaft zu werden, rasch seine Priorität. Baseballspielen, so begriff ich, war längst kein Mittel zum Zweck mehr, es war selbst zum Zweck meines
    Daseins geworden. Was meinem Leben Sinn gab, ob in
    Donigal, Missouri, oder in Hurricane, Alabama, war weniger der unvermeidliche Umgang mit Menschen als das
    elektrisierende körperliche Erlebnis, einen Ball hart und weit zu schlagen oder mit Präzision zu werfen. Früher hatte ich mir einen seelischen Teilhaber gewünscht, doch nun, berauscht
    von der wiederhergestellten Robustheit meines geliehenen
    Körpers, wünschte ich mir nur noch gesichtslose Kameraden
    und beliebig viele Gelegenheiten, mein intellektuelles und animalisches Vermögen auf die Probe zu stellen: Ich wollte nichts weiter als Baseball spielen…

    Im Sommer 1940 ging ich einem Hausmeister]ob in einer
    Schule in Hurricane nach (von der Mobile Bay den Tensaw
    River hinauf) und hatte die feste Zusage für mindestens zwei Stadt-Spiele an jedem Wochenende. Da suchte mich eines
    Tages der Miteigentümer eines Minor-League-Vereins von
    Mobile* auf der von meiner meisterlichen ›Schlagfertigkeit‹
    gehört hatte. Trotz des unübersehbaren Kummers, den ihm
    meine äußere Erscheinung bereitete, bot er viele blumige
    Komplimente auf und bot mir Geld, Frauen und Alkohol, um
    mich zu bewegen, von den Hurricane Hurricanes zu den
    Mobile Tarpons zu wechseln. Weil ich keine Verwendung für
    seine Angebote hatte und mir seine in den höchsten Tönen
    vorgetragene Wertschätzung zuwider war, lehnte ich dankend ab. Als wir uns trennten, war er verwirrt, weil ich seine
    Angebote so freundlich abgelehnt hatte, und verärgert, weil ich seine Heuchelei durchschaut hatte.
    Wenig später saß dann Mr. Jordan McKissic in den Rängen,
    um mich spielen zu sehen. Die Highbridge Hellbenders, deren Manager er war, gehörten zur Chatahoochee Valley League.
    Von seiner Anwesenheit erfuhr ich durch einen
    Teamkameraden, der mich einen ›Hohlkopf‹ schimpfte, wenn
    ich auch die zweite Gelegenheit ausschlagen würde, auf einem höheren Niveau weiterzuspielen. Er schien die stadtweite
    Überzeugung zu teilen, daß ich zwar meine huldvolle Loyalität zu den Hurricanes, aber ebenso unwiderleglich meinen Mangel an Selbstachtung bewiesen hatte. Falls ich ein
    weiteres attraktives Angebot ausschlug, so dachte er, würde jedes andere Mitglied unseres Vereins den Makel meiner
    Einfalt erben und der Name ›Hurricaner‹ schon bald als
    Synonym für Gimpel, Dummkopf oder Trottel stehen. Ich
    ignorierte seinen Rat und spielte, wie ich immer spielte, das heißt mit Kraft, Einsatzfreude und Zuversicht. Und tatsächlich führte ich die Hurricane Hurricanes zum Sieg.

    Hernach unterhielt sich Mr. McKissic mit mir. Er schreckte nicht vor mir zurück. Sein Lächeln hatte nichts Falsches, seine Worte waren geradeheraus. Er offerierte mir einen regulären Lohn mit Unterkunft und Verpflegung und machte keinerlei
    ungehörige Versprechungen. Sein Vorschlag brachte mich in
    Versuchung, doch die Vorstellung, in einer größeren Stadt zu spielen und das in einem Major-League-Verein, verdarb selbst den erfreulichen Eindruck, den das ehrliche Auftreten von Mr.
    McKissic machte. Ich war weder auf Reichtum noch auf Ruhm
    aus; meine tief verwurzelte Neigung zu sportlicher
    Selbstverwirklichung konnte ihre Erfüllung ebensogut auf
    einer offenen Wiese wie in einem erleuchteten Stadion finden.
    »Ich bin da anderer Meinung«, sagte Mr. McKissic. »Sie
    werden Ihr sportliches Talent erst voll entfalten können, wenn

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