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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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hinbringen?«
    »Das ist verflucht gefährlich«, sagte jemand. »Der Junge
    braucht ‘ne Bahre und zwei Sanis.«
    »Ihn liegenlassen, ist gefährlicher«, sagte Henry.
    »In den Wagen mit ihm«, sagte General Holway. »Fackeln
    wir nicht lange.«
    General Holway, sein Chauffeur und Henry stiegen in den
    Jeep, Henry saß hinten und hielt Snow in der Armbeuge, der so
    willenlos schien wie eine Gliederpuppe. Der Jeep fuhr an und
    hielt auf den Verwaltungs- und Versorgungsbereich zu, lauter
    zweistöckige Holzbauten, die in parallelen Blöcken standen,
    ein Block wie der andere, ein Gebäude wie das andere.

    Etwa alle dreißig Yards ließ der Chauffeur das heisere
    Blöken der Hupe ertönen. Wir anderen blieben zurück und
    sahen ihnen nach – Hellbenders, Splendid Dominicans und
    eine Handvoll GIs aus Major Dexters Special-Training-
    Einheit, ein Haufen wie vor den Kopf geschlagener
    Dummglotzer.
    Major Dexter kam auf Mister JayMac zu. »Ihre Jungs haben
    ein ›Aus‹ dazubekommen und müssen mindestens einmal noch
    antreten, Sir.«
    »Das Spiel ist gelaufen«, sagte Mister JayMac.
    »Wiesooo?« kiekste Fadeaway Ankers. »Sie haben mich
    doch reingenommen, damit ich die Sache zu Ende bringe,
    oder?«
    »Das war das Ende.«
    »Dann gewinnt das Team von Mr. Cozy«, sagte Major
    Dexter. »Fünf volle Innings sind vorgeschrieben. Das hier
    waren fast acht.«
    »Vorgeschrieben?« sagte Fadeaway. »Das ganze Spiel
    verstößt gegen die Vorschriften. Wir mußten uns wegstehlen,
    um hier anzutreten.«
    »Ruhig, mein Junge«, sagte Mister JayMac wie ein
    Stallbursche zu einem nervösen Pferd. Dann entdeckte er in
    der Menschentraube am Zaun Mr. Cozy Bissonette und
    streckte ihm die Hand hin. »Ein harter Kampf, Sir. Ihre
    Männer sind erfahren und couragiert. Richten Sie bitte Mr.
    Clark und besonders Mr. Wall aus, wie sehr wir von ihrem
    Spiel beeindruckt sind.«
    »Wir wissen das zu schätzen«, sagte Mr. Cozy. »Wir
    wünschen Mr. Snow gute Besserung und daß er bald wieder
    am Ball ist.«
    »Er wird höchstwahrscheinlich sterben«, sagte Mister
    JayMac.

    Mister Cozy schlug den Blick nieder. »Möge Gott seiner
    Seele gnädig sein. Gotte segne Sie alle, daß wir mit so einem
    Mann spielen durften.«
    Hier draußen am Zaun schüttelten sich Hellbender und
    Splendid Dominicans die Hände. Fadeaway und ein paar
    andere waren nicht eben begeistert, doch ihre Geringschätzung
    durchzuhalten, hätte offenkundig gemacht, daß ihnen Charlie
    Snow am Arsch vorbeiging, und deshalb gaben sie Ruhe.
    Die Dominicans trugen ihren Sieg mit Würde. Einer von
    ihnen – Tommy Christmas, glaube ich – sagte zu mir: »Noch
    ein Inning, und ihr hättet uns schlagen können. Ganz
    bestimmt«, dann schlenderte er mit Partlow und Davies zu den
    Tribünen zurück und staunte laut über Charlies Bravourstück,
    der in diesem Gewusel aus Fledermäusen einen so gewaltigen
    Schlag wie den von Oscar Wall – auf ein Haar – abgefangen
    hatte.
    Als die Lautsprecher den Sieg der Dominicans verkündeten,
    brüllten und swingten die Truppen. Ich konnte es ihnen nicht
    verdenken. Ihre Champs hatten – im Jargon der Heldentaten –
    auf dem ›Feld der Ehre‹ gesiegt. Ehre, wem Ehre gebührt.

    45

    MISTER JAYMAC WOLLTE, DASS DARIUS uns zum Lazarett fuhr,
    aber Darius war wie vom Erdboden verschluckt. Deshalb
    erklärte sich Major Dexter, der inzwischen die
    Schiedsrichtermontur abgelegt hatte, bereit, uns um den
    Baseballplatz herum und durch das mit der Reißschiene
    gezogene Netz aus siebenhundert Militärgebäuden zum
    Lazarett zu fahren.
    »Ich kann Darius nicht zurücklassen«, sagte Mister JayMac
    zu Major Dexter. »Sie würden ihn hier doch nicht aufnehmen,
    oder?«
    »Das ist ein Ausbildungscamp, wir rekrutieren nicht.«
    »Ist mir schon klar, Major. Ich meine, ob man hier seine
    Papiere akzeptieren und ihn in Uniform stecken würde.«
    »Nicht, wenn Sie es nicht wünschen, Mr. McKissic.«
    »Wünsche ich nicht, nein.«
    »Dann machen Sie sich man keine Sorge, Sir.«
    »Wenn Sie ihn später hier aufgabeln, würden Sie ihn dann
    bitte zu einem Paket schnüren und so lange festhalten, bis ich ihn hole?«
    »Wird gemacht, Sir.«
    »Hoffentlich.«
    Major Dexter klemmte sich hinter das Steuer des Braunen
    Bombers und brachte uns auf einer ebenso rasanten wie
    heiklen Fahrt zum Lazarett.
    Das Lazarett sah aus wie jede andere von der Sonne
    gebleichte Keksschachtel in diesem Camp, abgesehen von der
    Betonrampe zum Ent- und Beladen von Ambulanzen

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