Brüchige Siege
hinbringen?«
»Das ist verflucht gefährlich«, sagte jemand. »Der Junge
braucht ‘ne Bahre und zwei Sanis.«
»Ihn liegenlassen, ist gefährlicher«, sagte Henry.
»In den Wagen mit ihm«, sagte General Holway. »Fackeln
wir nicht lange.«
General Holway, sein Chauffeur und Henry stiegen in den
Jeep, Henry saß hinten und hielt Snow in der Armbeuge, der so
willenlos schien wie eine Gliederpuppe. Der Jeep fuhr an und
hielt auf den Verwaltungs- und Versorgungsbereich zu, lauter
zweistöckige Holzbauten, die in parallelen Blöcken standen,
ein Block wie der andere, ein Gebäude wie das andere.
Etwa alle dreißig Yards ließ der Chauffeur das heisere
Blöken der Hupe ertönen. Wir anderen blieben zurück und
sahen ihnen nach – Hellbenders, Splendid Dominicans und
eine Handvoll GIs aus Major Dexters Special-Training-
Einheit, ein Haufen wie vor den Kopf geschlagener
Dummglotzer.
Major Dexter kam auf Mister JayMac zu. »Ihre Jungs haben
ein ›Aus‹ dazubekommen und müssen mindestens einmal noch
antreten, Sir.«
»Das Spiel ist gelaufen«, sagte Mister JayMac.
»Wiesooo?« kiekste Fadeaway Ankers. »Sie haben mich
doch reingenommen, damit ich die Sache zu Ende bringe,
oder?«
»Das war das Ende.«
»Dann gewinnt das Team von Mr. Cozy«, sagte Major
Dexter. »Fünf volle Innings sind vorgeschrieben. Das hier
waren fast acht.«
»Vorgeschrieben?« sagte Fadeaway. »Das ganze Spiel
verstößt gegen die Vorschriften. Wir mußten uns wegstehlen,
um hier anzutreten.«
»Ruhig, mein Junge«, sagte Mister JayMac wie ein
Stallbursche zu einem nervösen Pferd. Dann entdeckte er in
der Menschentraube am Zaun Mr. Cozy Bissonette und
streckte ihm die Hand hin. »Ein harter Kampf, Sir. Ihre
Männer sind erfahren und couragiert. Richten Sie bitte Mr.
Clark und besonders Mr. Wall aus, wie sehr wir von ihrem
Spiel beeindruckt sind.«
»Wir wissen das zu schätzen«, sagte Mr. Cozy. »Wir
wünschen Mr. Snow gute Besserung und daß er bald wieder
am Ball ist.«
»Er wird höchstwahrscheinlich sterben«, sagte Mister
JayMac.
Mister Cozy schlug den Blick nieder. »Möge Gott seiner
Seele gnädig sein. Gotte segne Sie alle, daß wir mit so einem
Mann spielen durften.«
Hier draußen am Zaun schüttelten sich Hellbender und
Splendid Dominicans die Hände. Fadeaway und ein paar
andere waren nicht eben begeistert, doch ihre Geringschätzung
durchzuhalten, hätte offenkundig gemacht, daß ihnen Charlie
Snow am Arsch vorbeiging, und deshalb gaben sie Ruhe.
Die Dominicans trugen ihren Sieg mit Würde. Einer von
ihnen – Tommy Christmas, glaube ich – sagte zu mir: »Noch
ein Inning, und ihr hättet uns schlagen können. Ganz
bestimmt«, dann schlenderte er mit Partlow und Davies zu den
Tribünen zurück und staunte laut über Charlies Bravourstück,
der in diesem Gewusel aus Fledermäusen einen so gewaltigen
Schlag wie den von Oscar Wall – auf ein Haar – abgefangen
hatte.
Als die Lautsprecher den Sieg der Dominicans verkündeten,
brüllten und swingten die Truppen. Ich konnte es ihnen nicht
verdenken. Ihre Champs hatten – im Jargon der Heldentaten –
auf dem ›Feld der Ehre‹ gesiegt. Ehre, wem Ehre gebührt.
45
MISTER JAYMAC WOLLTE, DASS DARIUS uns zum Lazarett fuhr,
aber Darius war wie vom Erdboden verschluckt. Deshalb
erklärte sich Major Dexter, der inzwischen die
Schiedsrichtermontur abgelegt hatte, bereit, uns um den
Baseballplatz herum und durch das mit der Reißschiene
gezogene Netz aus siebenhundert Militärgebäuden zum
Lazarett zu fahren.
»Ich kann Darius nicht zurücklassen«, sagte Mister JayMac
zu Major Dexter. »Sie würden ihn hier doch nicht aufnehmen,
oder?«
»Das ist ein Ausbildungscamp, wir rekrutieren nicht.«
»Ist mir schon klar, Major. Ich meine, ob man hier seine
Papiere akzeptieren und ihn in Uniform stecken würde.«
»Nicht, wenn Sie es nicht wünschen, Mr. McKissic.«
»Wünsche ich nicht, nein.«
»Dann machen Sie sich man keine Sorge, Sir.«
»Wenn Sie ihn später hier aufgabeln, würden Sie ihn dann
bitte zu einem Paket schnüren und so lange festhalten, bis ich ihn hole?«
»Wird gemacht, Sir.«
»Hoffentlich.«
Major Dexter klemmte sich hinter das Steuer des Braunen
Bombers und brachte uns auf einer ebenso rasanten wie
heiklen Fahrt zum Lazarett.
Das Lazarett sah aus wie jede andere von der Sonne
gebleichte Keksschachtel in diesem Camp, abgesehen von der
Betonrampe zum Ent- und Beladen von Ambulanzen
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