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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Zusammen mit Darius hat es sich
    aus dem Staub gemacht. Wir haben Mr. Snow verloren, und
    mein Bauch sagt mir, daß auch Darius seine Brücken zu uns
    abgebrochen hat. Es kommt mir so vor, Gentlemen, als…«
    »Darius ist doch nicht tot, oder?« sagte Trapdoor Evans.
    »Nein«, sagte Mister JayMac. »Er hat sich verdrückt, wohin,
    weiß der Himmel.«
    »Er könnte also zurückkommen«, sagte Evans. »Charlie
    kommt nicht zurück. Charlie hat keine Wahl. Darum kapiere
    ich nicht, warum Sie so über Darius lamentieren. Charlie ist
    gestorben, Sir, es war Charlie, der uns den nächsten CVL-
    Wimpel geholt hätte.«

    »Nur zu wahr«, sagte Mister JayMac und fuhr nach einer
    Pause fort: »Das Bestattungsinstitut Endicott wird noch heute
    den Leichnam von Mr. Snow nach Highbridge holen und die
    Beisetzung für Donnerstagnachmittag vorbereiten – das ist
    fünf Stunden vor unserem zweiten Heimspiel gegen Quitman.
    Mr. Musselwhite geht ins Center. Mr. Evans, Sie machen den
    Leftfielder, und zwar so lange, bis ich Ihnen eine Pause
    verordne oder Sie endgültig auswechsle. Ich erwarte von
    jedem Anwesenden, abgesehen von Major Dexter, daß er an
    der Totenfeier und am Begräbnis teilnimmt. Henry wird uns
    nach Hause fahren. Ich bitte um absolutes Schweigen bis zur
    Ankunft.«

    46

    QUITMANS MOCKINGBIRDS WAREN in Highbridge, und uns
    stand eine Dreierserie ins Haus, jeden Abend ein Spiel von
    Mittwoch bis Freitag. Am Dienstag hatte Darius uns verlassen,
    am Dienstag hatten wir gegen Mr. Cozys Crew verloren, und
    am Dienstag war Charlie Snow gestorben, und am Tag darauf
    tanzten uns die Mockingbirds ganze neun Innings lang auf der
    Nase herum. Ein gnadenloser Hit nach dem anderen. Ein
    Kahlschlag an Base Hits, der uns gründlich zur Ader ließ und
    unseren verwöhnten Fans so reichlich Gelegenheit bot, uns
    auszubuhen, daß sie es bald müde wurden. Schließlich machte
    jeder Luftzug, der sich im Gebälk der Tribünen verirrte, mehr
    Lärm als unsere Fans.
    Totenstill wurde es, als Milt Frye in der Mitte des siebten
    Innings um »ein Gebet im Gedenken an den fabelhaften
    Charlie Snow« bat. Keiner von unseren Fans hatte bis dahin
    von Charlies Tod gewußt. Kein Wunder, daß sie zuvor noch
    lauthals gefordert hatten, Trapdoor gegen Snow
    auszuwechseln. Diese Stille hatte etwas Fatalistisches. Wir
    waren etliche Runs im Rückstand, unser Starspieler war ›von
    uns gegangen‹ und die Stimmung in unserem Unterstand hätte
    düsterer nicht sein können.
    Am nächsten Morgen erfuhren wir, daß uns die Niederlage
    gegen die Mockingbirds drei Punkte hinter die Gendarmes aus
    LaGrange geworfen hatte, die auswärts gegen Marble Springs
    gesiegt hatten. Die Gendarmes standen uns am Wochenende
    ins Haus, mit einem Doppel am Samstag und einem Einzel am
    Sonntagnachmittag. Sollten wir noch ein oder zwei Spiele
    gegen solche Versager wie die zusammengewürfelten

    Mockingbirds verlieren, dann mochte das – auch wenn wir uns
    noch so ins Zeug legten – den Gendarmes vorab den CVL-
    Wimpel von ‘43 sichern.
    Am Donnerstag fand sich jeder eingeschriebene Hellbender
    in der Methodistenkirche am Alligator-Park ein, um an Charlie
    Snows Totenfeier teilzunehmen. Die Fans aus Highbridge
    trampelten den Kirchrasen nieder. Die meisten mußten draußen
    bleiben, da die Bänke für Hellbender und deren Familien
    reserviert waren und für die parfümierte Armee von Snows
    Kusinen, die eben erst aus Richland, Georgia, seiner
    Heimatstadt angereist waren. Sogar ein paar Mockingbirds
    tauchten auf, die Snows Spielweise bewundert hatten, und
    Mister JayMac, der die Trauerfeierlichkeiten organisiert hatte und wahrscheinlich auch bezahlen würde, führte sie zu Stühlen
    mit hohen, leiterförmigen Rückenlehnen, die hinter dem
    Hauptblock aus Bänken standen.
    Außer den fülligen Kusinen (blonde Frauen mittleren Alters
    mit Schleier und pastellfarben bedruckten Kleidern) trauerte da natürlich noch eine andere Verwandte um Charlie Snow –
    seine Frau. Er hatte Vera Jo, eine ehemalige Cocktail-
    Kellnerin, 1931 in Cheyenne, Wyoming, geheiratet. Die Ehe
    war kinderlos geblieben… Nach dem Gottesdienst hakte Miss
    Giselle die weinende Vera Jo liebevoll unter, und auf dem
    Weg zum Friedhof hörte ich, wie Vera Jo ihr erzählte, daß
    Charlie aus Furcht, sie könnten einen hämophilen Jungen
    bekommen, kein Kind gewollt hatte. Bluter hatten nach seinem
    Dafürhalten einen zu dornigen Lebensweg, als daß man sie
    leichtfertig in die Welt setzen

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