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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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hätte. Mr.
    Boles ist Gott sei Dank einer Verletzung entgangen, aber Ihr
    Team, darf ich Sie erinnern, hat verloren.«
    Niemand sagte ein Wort.
    »Verbringen Sie den Abend und den morgigen Tag bei der
    Familie, die sie aufnimmt. Lesen Sie eine Illustrierte. Hören
    Sie Radio. Aber lassen Sie sich hier nicht blicken. Bleiben Sie fort.«
    »Bin ich suspendiert?«
    »Das muß ich mir noch überlegen.« Mister JayMac sah uns
    offen in die Augen. »Weitermachen und duschen.«
    Um Hoey aufzumuntern, bot Bebout ihm eine Prise
    Wedowee Snuff an, doch Hoey schlug ihm die Dose aus der
    Hand.

    Donnerstagabend, ohne Hoey, und nachdem Fadeaway Ankers
    auf dem Hügel gestanden hatte, schlugen wir LaGrange sieben
    zu eins. Am Tag darauf fuhren wir nach Cottonton, wo wir
    eine Dreierserie von den Boll Weevils abstaubten. Inzwischen
    verloren die Gendarmes zwei von drei Spielen gegen Opelika,
    und als wir heimfuhren, teilten wir uns den ersten Platz mit
    LaGrange.
    Uns blieben beinah vier volle Ruhetage bis zum nächsten
    Heimspiel – gegen die Eufala Mudcats. Nur Mister JayMac
    schien nicht zur Ruhe zu kommen, er telefonierte
    ungewöhnlich viel. Am Donnerstag nahm Henry mich im
    Clubraum beiseite, um mich über den neuesten Stand der
    personellen Entwicklung zu informieren, wie ihn die
    Flüsterpropaganda von McKissic House kolportierte.

    »Mister JayMac hat von den Phillies das Placet bekommen,
    Mr. Hoey zu verkaufen«, sagte Henry. »Der Handel ist
    perfekt.«
    »B-Buck Hoey verkaufen? An wen?«
    »Die Latrinenparole« – Henry war auch noch stolz auf das
    Wort – »die Latrinenparole besagt, die Gendarmes hätten für
    Mr. Hoey eine hübsche Summe Bargeld gezahlt. Und sie
    überlassen uns einen Springer.«
    Mein Herz tat einen Ruck. Kein Buck Hoey mehr! Der
    einzige Bursche im ganzen Verein, der immer noch Dumbo zu
    mir sagte; der einzige, der mir den unglücklichen Vorfall
    nachtrug, der darin gegipfelt hatte, daß er tagelang mit
    schwarzgecremten Hausschuhen hatte spielen müssen. Wieso
    nur hatte Mister JayMac ihn an ein Team verkauft, mit dem
    wir Kopf an Kopf auf die Zielgerade zupreschten?
    »Weil Mr. Sayigh ihm ein äußerst lukratives Angebot
    gemacht hat«, sagte Henry.
    Und Hoeys Familie und das gemietete Haus? Was passierte
    mit Linda Jane? Und mit Matt, Carolyn, Ted und Danny,
    meinem Namensvetter?
    »Als Trostpflaster für die Unannehmlichkeiten, die mit
    diesem Geschäft verbunden sind«, erklärte mir Henry, »dürfen
    die Hoeys mit ihren Kindern bis September wohnen bleiben.
    Umsonst. Mr. Hoey hat dieses Angebot schweren Herzens
    angenommen.«
    »Wenn er doch ein Gendarm ist, da ka-kann er doch nicht in
    Highbridge wohnen.«
    »Ein Kiesgrubenbesitzer in LaGrange, der Mr. Hoeys
    aggressiven Stil bewundert, hat ein spartanisches ebenerdiges
    Apartment renoviert, das nur ein paar Straßen weit vom
    Stadion entfernt ist. Mr. Hoey darf da umsonst wohnen.«
    Im Laufe unserer Unterhaltung hatte ich gedämpftes
    Hämmern und noch ein paar andere sonderbare Geräusche

    vernommen. Plötzlich stand Worthy Bebout im Clubraum,
    einen Gürtel mit Zimmermannswerkzeug auf den Hüften.
    »Ob Mrs. Hoey einen Mann im Haus braucht, solange ihr
    Gatte auswärts wohnt?«
    Wir stierten ihn an, als hätte er uns gefragt, wie wir zur
    Menschenfresserei oder Nacktkultur stünden. »Ich meine
    nichts Schmutziges. Aber vielleicht will sie ja untervermieten und für mich kochen. Bis zum Ende der Saison.«
    »Mrs. Hoey hat be-bestimmt keinen Platz für einen
    Untermieter«, sagte ich. »Die Hoeys haben v-vier Kinder.«
    »Dann verschwende ich also doch nicht meine Zeit.« Bebout
    nahm einen Rucksack auf, der neben einem Clubsofa stand.
    »Kommt mal mit.«
    McKissic House verfügte über einen Sturmschutz- und
    Kartoffelkeller, in den man durch eine Tür gelangte, die sich
    unter der Treppe zum ersten Stock befand. Bebout hatte den
    Morgen damit zugebracht, eine Seite dieser lehmigen Höhle in
    eine Schlafkammer zu verwandeln. Als Henry und ich sein
    Werk begutachteten, verstanden wir mit einem Mal seine
    Spekulationen, was die Hoeys betraf. Jeder spanische Kerker
    wäre einladender gewesen.
    »Bißchen sehr ka-kalt und feucht«, sagte ich.
    »Und voller Ungeziefer.« Bebout nahm die Glühlampe, die
    von der Decke hing, und warf den trüben Schein in eine Ecke.
    Fangschrecken saßen an den pockennarbigen Lehmwänden
    und sprangen am Boden herum. Auf einem Wandbrett in
    Schienbeinhöhe funkelten düstere Einmachgläser mit
    glupschigem

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