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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Sie, ich wollte hier das ganze verfluchte
    Wochenende verbringen?«
    Muscles hob die Hand. Nicht mit aufgestütztem Ellbogen. Er
    stieß den Arm hoch in die Luft, die Hand zur Faust geballt.
    Seine Miene blieb finster. Als sich sonst niemand rührte,
    wandte Phoebe sich an Reese Curriden.
    »Sie auch. Oder wollen Sie mir weismachen, Sie und Mr.
    Musselwhite hätten sich am Vierten Juli unten am Hellbender-
    Weiher um ein paar übriggebliebene Rippchen geprügelt.
    Heben Sie endlich die Hand!«
    »Phoebe, da könnte ich auch gleich wie ein Hahn im
    Hühnerstall krähen«, sagte Curriden.
    »Sie sind wohl noch stolz darauf, meine Mama aufs Kreuz zu
    legen und einen Soldaten in Übersee so hinterfotzig zu
    behandeln.«
    »Tja, Phoebe, ein paar von uns dienen eben einer speziellen
    Waffengattung.«
    Evans wieherte. Ein paar von den Pfundskerlen – Fanning,
    Parris, Mariani, Fadeaway – kicherten wie Pfadfinderinnen
    unter einer steinernen Putte. Meine Übelkeit gerann zu lauter
    Eiswürfeln, die in einem Plastikbeutel glupschten.
    »Wenn Sie sich schon nicht schämen, warum nehmen Sie
    dann nicht ihre schmutzige Hand hoch?« Phoebe grapschte
    eine Salatgabel, spießte eine Kartoffel auf und hielt sie hoch, was heißen sollte: Hoch damit, nur zu!
    Zögernd hob Curriden die Hand. Jetzt gaben er und Muscles
    ein hungriges und lauerndes Pärchen ab, die beiden einzigen,

    die mehr oder weniger freiwillig zugaben, Miss LaRaina zur
    Untreue ermutigt zu haben.
    »Wer noch?« sagte Phoebe. »Phoebe sieht alles, Phoebe weiß
    alles. Gesteht, wenn ihr mit Gott und mir ins Reine kommen
    wollt.«
    Niemand schloß sich den beiden an.
    »Also gut, Mr. Musselwhite. Also gut, Mr. Curriden. Euch
    will ich vergeben, ihr hinterlistigen Hundesöhne.«
    Vergebung versetzt Berge. Plötzlich hoben Dunnagin,
    Sosebee und Parris die Hand, Parris ein paar Takte langsamer
    als die anderen; fünf von fünfzehn, ein Drittel der Hellbender in McKissic House.
    »Na fabelhaft«, sagte Phoebe. »Sonst noch jemand?«
    »Mir hat sie den Kopf in der letzten Saison verdreht«, sagte
    Sosebee, »da war dein Daddy noch nicht ganz aus der Stadt.«
    »Um Himmels willen, Jerry Wayne, halt die Klappe«, sagte
    Dunnagin.
    Doch Phoebe war schon in Henrys Rücken und legte ihm die
    Hand auf die Schulter. Die Hand nahm sich da aus wie ein
    Spitzentaschentuch, das jemand über die Krone eines
    Kleiderschranks gelegt hatte. Als Muscles genervt den Arm
    senkte, folgten die anderen vier seinem Beispiel. Phoebe
    schien damit einverstanden.
    »He, Mr. Clerval, hat Mama Sie auch verführt? Ein Kerl von
    Ihrer Größe wirkt doch wie ein Magnet auf Mama.«
    »Dann war es bestimmt dunkel, als sie über diesen Quip da
    gestolpert ist«, meinte Worthy Bebout.
    »Halt die Luft an«, sagte Muscles reichlich sanft.
    Das buntgescheckte, unwegsame Gesicht von Henry kabbelte
    vor Verlegenheit. »Ich bin Ihrer Mutter stets mit Höflichkeit
    begegnet, Miss Pharram. Und immer hat sie meine
    Aufmerksamkeit in Wort und Tat erwidert. Ich verurteile auf
    das Schärfste diese Herabwürdigung ihres Charakters.«

    »Papperlapapp, Mr. Clerval. Warum beschwindeln Sie mich?
    Sie waren doch ihr jüngstes Abenteuer.«
    Als Henry sich erhob, scharrte sein Stuhl nach hinten.
    Besagtes Spitzentaschentuch rutschte ab wie bei Durchzug.
    »Ich lüge selten«, sagte er. »Und jetzt sage ich die Wahrheit.
    Mrs. Pharram und ich hatten nie eine Liaison. Eine solche
    Verleumdung verletzt Mrs. Pharram weit mehr als mich; ich
    weise sie in ihrem Namen empört zurück. Entschuldigen Sie
    mich. Unter diesen Umständen will mir das Essen nicht
    schmecken.« Er verließ die Kantine und stampfte die Treppe
    hinauf. Vernehmlicher denn je.
    Phoebe setzte sich in den freigewordenen Stuhl, ohne ihn
    wieder an den Tisch zu ziehen. Ihre Füße kamen nicht an den
    Boden. »Also wer von euch trifft sich momentan mit meiner
    Mama? Oder ist es etwa einer von diesen Stinkbolzen in
    Cotton Creek?«
    »Phoebe, Ihre Mama hat Prinzipien«, sagte Muscles. »Sie
    läßt sich nie mit verheirateten Männern ein. Sie legt Wert auf Schadensbegrenzung; es betrifft immer nur sie und ihren –
    ihren Freund.«
    »Und was bin ich, Mr. Musselwhite? Eine Haarsträhne? Und
    Daddy? Ist Daddy nichts weiter als Kanonenfutter?«
    Kizzy kam aus der Küche. Ich hatte das Gefühl, sie hatte alles mitangehört und nur auf den richtigen Augenblick gewartet,
    um den Friedensstifter zu spielen.
    »Leise, Mädel. Man hört euch ja bis zum Gemüsemarkt.

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