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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Inhalt. Mir wurde speiübel.
    So rasch es das Gebot der Höflichkeit erlaubte, machten
    Henry und ich, daß wir da wieder rauskamen. Im Clubraum
    fanden wir Kizzy: Sie saß, alle viere von sich gestreckt, auf
    einem gepolsterten Stuhl, das Kleid wie eine Hängematte
    zwischen den Beinen und in der Hand einen tickenden Jesus-

    Fächer. Sie hielt sich sonst nie im Clubraum auf. Und sitzen
    sah man sie so gut wie nie.
    »Kizzy, b-bist du krank?« fragte ich sie.
    »Ich bin total kaputt. Fix und fertig. Wie ein Nigger.«
    »Wieso das denn?«
    »Da fragen Sie noch, Mister Danny? Weil mir keiner zur
    Hand geht. Sieht ganz so aus, als wollten mich die McKissics
    ins Altenheim treiben. Früher, da konnte ich auf Miss Giselle
    zählen, daß sie sich herbemühte, um mir zu helfen beim
    Frühstückmachen. Jetzt nicht mehr. Schon fünf Tage am Stück
    ist sie nicht hiergewesen, und die einzige Entschuldigung ist, daß sie nicht gegen Hitze ankommt. Als wär sie für mich eine
    Erfrischung.«
    Henry sagte: »Mrs. Lorrows, wie wäre es, wenn Sie sich aus
    unseren Reihen eine paar Helfer suchten?« Dabei blickte er
    immerzu ins Foyer, als erwarte er jeden Moment, daß Bebout
    mit einem ausgebuddelten Kadaver aufkreuzte.
    »Ich hab doch schon zwei Spieler die Woche, aber die zwei
    von dieser haben vier linke Hände.«
    Ich sah Henry an. »Wir könnten doch helfen, was meinst du?« Ich werkelte gerne in der Küche. Brötchenteig kneten,
    das erinnerte mich an die Werkstunden in meiner Grundschule
    in Tenkiller.
    Doch Henry hatte sich bereits abgewandt. »Ich muß mir
    Mister JayMacs Auto borgen. Ich muß fort.« Er verabschiedete
    sich mit einem steifen Wink und eilte durch die Kantine.
    »Miss Giselle ahnt nicht, was wir an Darius hatten«, sagte
    Kizzy. »Er fehlt mir an allen Ecken.«
    Und Henry war unterwegs zum Bungalow der McKissics.

    51

    HOEYS ERSATZMANN – ICH HABE NIE erfahren, wieviel Bargeld
    Mr. Sayigh gezahlt hat – stieß an dem Tag zu uns, an dem
    abends die Heimspielserie gegen Eufala begann. An einem
    Freitag, dem dreizehnten, einem Unglückstag – für alle, die an solchen Unsinn glauben. Der Ersatzmann entpuppte sich als
    Wilbur ›Fat Boy‹ Fortenberry, an dem sich Pete ›Haystack‹
    Hay gefahrlos hätte anlehnen können. Mister JayMac stellte
    uns Fortenberry zum Frühstück vor – einem, das ich mit
    vorbereitet hatte.
    »Das darf nicht wahr sein«, sagte Quip Parris. »Der Braune
    Bomber braucht neue Stoßdämpfer.«
    »Soviel Brathähnchen wie immer zum Dinner!« rief Muscles
    in die Küche. »Fat Boy kann in den Hühnerstall und braucht
    bloß den Mund aufsperren – das macht weniger Arbeit!«
    Fortenberry aß aber nur ein pausbackiges Brötchen und zwei
    Salatgabeln voll quittengelbem Rührei, bevor er sich
    verabschiedete und mit Mister JayMac nach Cotton Creek
    fuhr. Er hatte Familie, eine mollige Frau und zwei Fortenberry-Mehlklöße, und Mister JayMac hatte es so eingerichtet, daß sie das Haus mieten konnten, in dem Charlie Snow und Vera Jo
    gewohnt hatten.
    Henry sagte kein Wort, weder bei Fortenberrys Einführung
    noch später, als Muscles sich darüber mokierte, daß man ihm
    ein dreißigjähriges Faß Bärenfett aufhalste. Henry hockte in
    irgendeinem Wolkenkuckucksheim oder war in Gedanken
    immer noch in Alabama. Was immer er da gestern zu erledigen
    gehabt hatte, es hatte ihn irgendwie aus dem Ruder laufen

    lassen. Oder es lag daran, daß wir heute Freitag, den
    dreizehnten, hatten.
    Wie dem auch sei, ich brachte den Morgen nach Fortenberrys
    Ankunft damit zu, zusammen mit Sosebee und Fanning
    Geschirr abzuwaschen und Brechbohnen zu säubern, die für
    die Mahlzeit um zwei vor dem Spiel bestimmt waren. Kizzy
    rotierte, um das rituelle Festessen auszurichten. Sogar
    verheiratete Hellbender waren eingeladen, auch wenn sich
    gewöhnlich nur Sudikoff und Hay herbemühten. Meistens war
    auch Mister JayMac mit von der Partie, doch nachdem er die
    Fortenberrys eingewiesen hatte, da blieb er wohl lieber zu
    Hause und kümmerte sich um seine von der Hitze geschwächte
    Miss Giselle.
    Auch ohne Mister JayMac ging es in der Kantine lauter zu als
    auf einer Party im Turm zu Babel. Schweinekoteletts,
    Hähnchen, gegrillte Steaks. Ein Dutzend Gemüsesorten.
    Viererlei Torten. Nach der Windrichtung zu urteilen –
    Südsüdost – hätte allen in der Stadt das Wasser im Mund
    zusammenlaufen müssen.
    Plötzlich platzte Phoebe aus der Schwingtür zur Küche. Ich
    hatte sie fast zwei Wochen nicht zu

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