Brüchige Siege
Walk bekommen, den Sundog Billy an diesem Abend
zu verschenken hatte. Ich legte einen Ball hin, der so hübsch
und fast so munter wie ein Brötchen von meinem Red-Stix
tropfte. Ed Bantling kraulte hinter der Home Plate heraus,
Wallace vom Hügel herunter und Binkie Lister vom Third aus
feldein. Und obwohl Lister den Ball bekam, kam sein Wurf zu
Harvey Coombs am First eine Sekunde zu spät, um aus
meinem Infield-Schlag noch einen wohlplazierten Sacrifice zu
machen.
Polidori trompetete seine Entscheidung, posaunte sie wie ein
Herold. Sein Daumen zeigte ›aus‹. Ich sei über das Base gesprungen. Shit, ich war mit dem Knöchel drangeschlagen.
Hoey, der das First bewachte, explodierte. Ging auf Polidori
los wie ein Terrier auf das Rattenloch. Tanzte vor ihm wie ein
∗
tollwütiger Österreicher. Als hätte er vergessen, daß ich längst wieder für mich selbst sprechen konnte. Dann setzte er Polidori die flache Hand auf die Brust und brachte ihn zum Torkeln.
»SCHER DICH IN DIE BOX!« schrie Polidori, eine Hand
auf dem Herzen.
Hoey wollte nicht gehen. Er loderte vor Wut. Er fluchte und
schnaubte und lief hin und her wie ein zahnloser Puma. Keiner
– ich meine, niemand – hätte sein hitziges Gebaren dämpfen können. Die Zuschauer sprangen auf die Füße. Wie
tonnenschwere, schlackernde Zeltleinwand fielen die Buhrufe
ins Feld. Ich machte mir fast in die Hose.
Fans schleuderten Mustertöpfchen von Burma-Shave,
hauptsächlich in Richtung First Base. Kurz vor dem Spiel
hatten zwei Süßholz raspelnde Vertreter die Proben an
eintretende männliche Besucher verteilt. Jetzt hagelte es die
Porzellantöpfchen. Eines traf Hoey am Arm. Polidori, Coombs
und ich wichen ins Outfield zurück. Hoey kam nach – nicht um
∗ Österreicher ist eine Anspielung auf Hitlers österreichische Herkunft.
dem Sperrfeuer zu entgehen, sondern um den unseligen Happy
Polidori weiter beschimpfen zu können, denn das
Porzellantöpfchen, das ihn getroffen hatte, hatte nicht mehr
Wirkung gezeigt als ein Mohnsamen.
Die Lautsprecher appellierten an die Zuschauer. Die Polizei
drohte mit Arrest. Hoey hörte nicht auf, zu wüten und zu
schäumen. Endlich schickte Mister Jay-Mac Muscles,
Curriden, Fanning und Sudikoff auf den Platz, um Hoey zu
bändigen und ihn, falls nötig, mit Gewalt ins Clubhaus zu
schleppen. Was nicht ganz ungefährlich war, denn die Aktion
löste sofort ein Pfeifkonzert aus. Hoey versuchte, unserer
Eingreiftruppe zu entgehen und wurde nicht müde, verbalen
Dreck auf Polidori zu häufen.
»Du kurzsichtige Spaghetti!« Er wich Mister Jay-Macs
Aufgebot aus. »Deine Mutter hat dich mit Muskateller
gestillt!«
»Du Fanatiker!« brüllte Polidori. »Du froschäugiger
Schleimscheißer!«
Muscles bekam Hoey hinterm Second zu packen. Die Menge
johlte. Curriden, Fanning und Sudikoff nahmen Hoey hoch,
Muscles packte ihn beim Gürtel, und wie sie ihn zum
Unterstand trugen, sah es aus, als schleppten sie einen
Schwerverwundeten vom Schlachtfeld. Ich hielt Schritt:
Polidori hatte entschieden, daß ich ›aus‹ war, und würde seine Meinung nicht ändern – nicht unter den Augen solcher Fans
und schon gar nicht, nachdem er sich soviel von Hoey hatte
gefallen lassen müssen.
Als die Cops, die Lautsprecher und unser Bergungstrupp die
Ordnung einigermaßen wiederhergestellt und die Platzwarte
eine Schubkarre voll Burma-Shave-Näpfchen abgefahren
hatten, wurde Heggie von Sundog Billy strikeout geworfen,
um unsere ›Glücks-strähne‹ zu verkürzen. Nutter stoppte die
Gendarmes nach einem Eröffnungssingle in der zweiten Hälfte
des Innings, und so weiter und so fort bis zur zweiten Hälfte
des Neunten mit einem eingefrorenen Zwei-zu-Zwei und unter
dem ohrenbetäubenden Gebimmel von mindestens halb soviel
Kuhglocken wie LaGrange Einwohner hatte.
»To hell withe Hellbenders! To hell with em all! Tonight they go down! Tonight they do fall!«
Mein Gesicht stand kurz davor, zu entgleisen. Sogar Nutter
war nicht gegen diese geballte verbale Ladung gefeit. Veteran
hin, Veteran her, er spürte die aufgeheizte Stimmung. Er warf
zwei wilde Bälle hintereinander und verschenkte einen Walk
an Tucker De-Shong, den gegnerischen Shortstop. Peng!
Mister Jay-Mac wechselte Nutter gegen Vito Mariani aus, der
die nächsten zwei Schlagmänner dazu brachte, hoch in die Luft
zu schlagen. Noch ein ›Aus‹ und uns standen zusätzliche
Innings bevor.
Cliff Nugent kam an die Reihe,
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