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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Walk bekommen, den Sundog Billy an diesem Abend
    zu verschenken hatte. Ich legte einen Ball hin, der so hübsch
    und fast so munter wie ein Brötchen von meinem Red-Stix
    tropfte. Ed Bantling kraulte hinter der Home Plate heraus,
    Wallace vom Hügel herunter und Binkie Lister vom Third aus
    feldein. Und obwohl Lister den Ball bekam, kam sein Wurf zu
    Harvey Coombs am First eine Sekunde zu spät, um aus
    meinem Infield-Schlag noch einen wohlplazierten Sacrifice zu
    machen.
    Polidori trompetete seine Entscheidung, posaunte sie wie ein
    Herold. Sein Daumen zeigte ›aus‹. Ich sei über das Base gesprungen. Shit, ich war mit dem Knöchel drangeschlagen.
    Hoey, der das First bewachte, explodierte. Ging auf Polidori
    los wie ein Terrier auf das Rattenloch. Tanzte vor ihm wie ein
    ∗
    tollwütiger Österreicher. Als hätte er vergessen, daß ich längst wieder für mich selbst sprechen konnte. Dann setzte er Polidori die flache Hand auf die Brust und brachte ihn zum Torkeln.
    »SCHER DICH IN DIE BOX!« schrie Polidori, eine Hand
    auf dem Herzen.
    Hoey wollte nicht gehen. Er loderte vor Wut. Er fluchte und
    schnaubte und lief hin und her wie ein zahnloser Puma. Keiner
    – ich meine, niemand – hätte sein hitziges Gebaren dämpfen können. Die Zuschauer sprangen auf die Füße. Wie
    tonnenschwere, schlackernde Zeltleinwand fielen die Buhrufe
    ins Feld. Ich machte mir fast in die Hose.
    Fans schleuderten Mustertöpfchen von Burma-Shave,
    hauptsächlich in Richtung First Base. Kurz vor dem Spiel
    hatten zwei Süßholz raspelnde Vertreter die Proben an
    eintretende männliche Besucher verteilt. Jetzt hagelte es die
    Porzellantöpfchen. Eines traf Hoey am Arm. Polidori, Coombs
    und ich wichen ins Outfield zurück. Hoey kam nach – nicht um

    ∗ Österreicher ist eine Anspielung auf Hitlers österreichische Herkunft.

    dem Sperrfeuer zu entgehen, sondern um den unseligen Happy
    Polidori weiter beschimpfen zu können, denn das
    Porzellantöpfchen, das ihn getroffen hatte, hatte nicht mehr
    Wirkung gezeigt als ein Mohnsamen.
    Die Lautsprecher appellierten an die Zuschauer. Die Polizei
    drohte mit Arrest. Hoey hörte nicht auf, zu wüten und zu
    schäumen. Endlich schickte Mister Jay-Mac Muscles,
    Curriden, Fanning und Sudikoff auf den Platz, um Hoey zu
    bändigen und ihn, falls nötig, mit Gewalt ins Clubhaus zu
    schleppen. Was nicht ganz ungefährlich war, denn die Aktion
    löste sofort ein Pfeifkonzert aus. Hoey versuchte, unserer
    Eingreiftruppe zu entgehen und wurde nicht müde, verbalen
    Dreck auf Polidori zu häufen.
    »Du kurzsichtige Spaghetti!« Er wich Mister Jay-Macs
    Aufgebot aus. »Deine Mutter hat dich mit Muskateller
    gestillt!«
    »Du Fanatiker!« brüllte Polidori. »Du froschäugiger
    Schleimscheißer!«
    Muscles bekam Hoey hinterm Second zu packen. Die Menge
    johlte. Curriden, Fanning und Sudikoff nahmen Hoey hoch,
    Muscles packte ihn beim Gürtel, und wie sie ihn zum
    Unterstand trugen, sah es aus, als schleppten sie einen
    Schwerverwundeten vom Schlachtfeld. Ich hielt Schritt:
    Polidori hatte entschieden, daß ich ›aus‹ war, und würde seine Meinung nicht ändern – nicht unter den Augen solcher Fans
    und schon gar nicht, nachdem er sich soviel von Hoey hatte
    gefallen lassen müssen.
    Als die Cops, die Lautsprecher und unser Bergungstrupp die
    Ordnung einigermaßen wiederhergestellt und die Platzwarte
    eine Schubkarre voll Burma-Shave-Näpfchen abgefahren
    hatten, wurde Heggie von Sundog Billy strikeout geworfen,
    um unsere ›Glücks-strähne‹ zu verkürzen. Nutter stoppte die
    Gendarmes nach einem Eröffnungssingle in der zweiten Hälfte

    des Innings, und so weiter und so fort bis zur zweiten Hälfte
    des Neunten mit einem eingefrorenen Zwei-zu-Zwei und unter
    dem ohrenbetäubenden Gebimmel von mindestens halb soviel
    Kuhglocken wie LaGrange Einwohner hatte.
    »To hell withe Hellbenders! To hell with em all! Tonight they go down! Tonight they do fall!«
    Mein Gesicht stand kurz davor, zu entgleisen. Sogar Nutter
    war nicht gegen diese geballte verbale Ladung gefeit. Veteran
    hin, Veteran her, er spürte die aufgeheizte Stimmung. Er warf
    zwei wilde Bälle hintereinander und verschenkte einen Walk
    an Tucker De-Shong, den gegnerischen Shortstop. Peng!
    Mister Jay-Mac wechselte Nutter gegen Vito Mariani aus, der
    die nächsten zwei Schlagmänner dazu brachte, hoch in die Luft
    zu schlagen. Noch ein ›Aus‹ und uns standen zusätzliche
    Innings bevor.
    Cliff Nugent kam an die Reihe,

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