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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Gesicht bekommen, und
    einiges von dem, was sie zuletzt gesagt hatte, tönte mir noch in den Ohren wie an der Wand zerschellende Sodafläschchen: Ich hoffe, so ein Schleimpimmel wie du läuft mir nie mehr über den Weg! (Zum Beispiel.)
    Mir verging der Appetit. Meine Eingeweide verwandelten
    sich spontan in schwarze Glupsche von der Art, wie sie in den
    Einmachgläsern im Sturmschutzkeller stand. Phoebe war
    bestimmt nicht gekommen, um Zeugnis abzulegen über mein
    Zartgefühl als Liebhaber. Ich hatte keine Ahnung, warum sie
    gekommen war, aber ihre Gegenwart – gleich neben Muscles
    am Kopfende des Tisches – ließ uns und mich im besonderen
    ahnen, daß diese Mahlzeit mit Unannehmlichkeiten aufwartete,

    die unangenehmer waren als Verdauungsgase und zu eng
    geschnallte Gürtel. Zum Kuckuck mit ihr, sie ließ Muscles das
    Tischgebet zu Ende sprechen, und Muscles bot ihr seinen Stuhl
    an.
    »Nein, danke. Ich habe schon. Essen Sie weiter, Muscles,
    nehmen Sie Platz, okay?« Sie wartete, die Arme im Rücken,
    bis Muscles ihr gehorchte. Schüsseln wurden rumgereicht,
    Portionen auf Teller gehäuft, Silberbesteck glitzerte. Phoebe
    und ich vermieden jeden Blickkontakt, jeder von uns blickte
    rascher fort, als der andere hersah.
    »Tja, Fräulein, was können wir denn für Sie tun?« sagte
    Muscles.
    »Die Finger von meiner Mama lassen. Laßt sie so anständig
    sein, wie sie war, als Daddy nach Übersee ging.«
    Keiner, der jetzt nicht die Ohren spitzte. Silberbesteck hörte auf zu klimpern, und das Radio im Clubraum –
    beziehungsweise das rührselige Hörspiel darin – klang mit
    einem Mal zwei Knopfdrehungen lauter. Die Verlegenheit
    ringsum hatte etwas von einem klebrigen Gummituch.
    »Krieg ist etwas Scheußliches«, sagte Muscles – tröstend,
    wie mir schien.
    »Männer sind was Scheußliches«, sagte Phoebe.
    »Vorsicht, du Gernegroß«, sagte Evans. »Was weiß ein
    Piepmatz wie du schon von Männern?«
    »Mehr als Sie sich vorstellen können, Mr. Evans.«
    O Gott, dachte ich, sie ist rübergekommen, um allen unsere
    Dummheit von Samstagfrüh zu erzählen. Damit Mister JayMac
    mich in Teer taucht, durch Federn wälzt und an einer
    Bambusstange nach Oklahoma tragen läßt.
    »Wie die Mutter so die Tochter.« Evans lächelte hämisch.
    Reese Curriden stieß ihm den Ellbogen vors Maul, kippte ihn
    hintenüber und ging ihm an den Hals, die Daumen wie
    Schraubzwingen unter den Kiefer gesetzt. Fünf oder sechs

    standen auf, Henry und ich blieben sitzen, betäubt oder zu
    verwirrt, um zu reagieren. Evans, flach auf der Rückenlehne
    des umgekippten Stuhls, nahm die Hände an die Schultern und
    winkte zum Zeichen, daß er sich ergab. Bevor Muscles
    eingreifen konnte, ließ Curriden los.
    »Ich sage ›Männer sind was Scheußliches‹, und wie zum
    Beweis fallt ihr wie Tagelöhner übereinander her.«
    Evans hielt sich diesmal zurück. Alle anderen auch, und
    Phoebe wechselte von Muscles am Kopfende zu Henry am
    Fußende des Tisches, scheinbar ohne Gewissensbisse, wo sie
    doch den wichtigen Prozeß der Kalorienversorgung vor einem
    Spiel störte. Ein paar Jungs – Bebout, Fadeaway, Sosebee –
    langten zu, doch die meisten warteten auf eine Vergeltung, ein Gegenfeuer, das laut genug war, um Mister JayMac auf den
    Plan zu rufen. In Phoebes Augenbrauen funkelten
    Schweißperlen. Sie glänzte, als wär sie eben aus dem Weiher
    gestiegen.
    »Wer von euch hat meinem Daddy Hörner aufgesetzt?« sagte
    sie.
    Fadeaway hob den Kopf. »Körner aufgeschwätzt?«
    »Hörner aufgesetzt«, wiederholte Dunnagin.
    »Sag ich doch: Körner aufgeschwätzt.« Fadeaway hatte den
    Mund voller Gemüse. »Wer von uns ihrem Daddy Körner
    aufgeschwätzt hat? Die Frage macht keinen Sinn.«
    »Wer von euch mit meiner Mama geschlafen hat. Mr.
    Ankers, habt ihr Jungs aus Waycross* Kuhfladen im Kopf?«
    Fadeaway stützte sich hoch, doch Curriden tat dasselbe, und
    Fadeaway sackte auf den Stuhl zurück.
    »Ihr braucht nichts zu sagen«, sagte Phoebe. »Jeder, der sich
    dieser Todsünde schuldig gemacht hat, hebt die Hand.«
    »Miss Phoebe«, sagte Muscles. »Das ist jetzt keine gute Idee.
    Ich hab auch schon ein paar verdammt schlechte gehabt, das
    geb ich gerne zu.«

    Phoebe ging gar nicht auf ihn ein. »Sie könnten die anderen
    ermutigen, Mr. Musselwhite. Warum heben Sie nicht als erster
    die Hand? Ein Captain sollte mit gutem Beispiel vorangehen.«
    »Phoebe, ich…«
    »Nehmen Sie Ihre verdammte Flosse hoch, Lon K.
    Musselwhite! Meinen

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