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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Neuigkeiten vom Kriegsschauplatz Alaska gab.
    Auf einer Fahrt nach Lanett las ich im Highbridge Herald, daß die alliierten Streitkräfte bei der Invasion der Insel Kiska –
    nach hohen Verlusten in dem Wahnsinn und dem Nebel –
    feststellen mußten, daß die Japse die Insel geräumt hatten. Mit anderen Worten, wir hatten einen Feind geschlagen, der gar
    nicht mehr da war. Die Presse sprach vom ›Fehlschlag auf
    Kiska‹. Niemand konnte sich vorstellen, wie oder wann die
    Japse es fertiggebracht hatten, ihre akut bedrohten Truppen
    von der Insel abzuziehen. Henrys Kopf lag nickend an der
    Scheibe, seine Hände zuckten im Schoß. Ich zeigte ihm die
    Story. Er las und gab mir die Zeitung zurück.
    »Blöd«, sagte ich. »Wir haben sie entwischen lassen.«
    »Die Findigkeit der Japaner hat Tausende vor dem gierigen
    Schlund des Todes bewahrt. Was liegt dir daran, ihn zu
    mästen?«
    »Es sind Japse, Henry. Blutrünstige, hi-hinterfotzige Affen.«
    »Auf einige mag das zutreffen. Auf die meisten nicht. Krieg
    ebnet den Unterschied zwischen Guten und Bösen ein. Ich
    kann nur froh sein, daß ihnen die Flucht gelungen ist. Hätten
    die Alliierten genausoviel Verstand bewiesen, anstatt in Panik zu geraten und das Feuer zu eröffnen, dann hätte niemand den
    Tod gefunden.«
    »Das ist doch Quatsch«, sagte ich. »Die Japse haben M-
    Minen und Sprengfallen zurückgelassen.« In der Zeitung

    stand, daß der Zerstörer Abner Read auf eine Mine gelaufen war, und über hundert Mann waren ertrunken oder verletzt
    worden. Wie konnte Henry mit den lausigen Japsen halten?
    Henry schwieg.
    Dunnagin lehnte sich über unsere Rückenlehne. »Einfach so
    verschwinden, wie haben die das angestellt?«
    »Die Nebel von Alaska – die Nebel der Aleuten – sie sind
    ständig in Bewegung und führen in die Irre«, sagte Henry.
    »Die Japaner haben sie und die Launen des Schicksals genutzt,
    um den Tod vieler Menschen abzuwenden.«
    »Du meinst, sie hatten Glück«, sagte Dunnagin.
    »Vielleicht hatten auch die Alliierten Glück.«
    »Bis auf die armen Kerle auf der Abner Read u-und die Jungs, die vo-von Sprengfallen zerfetzt wurden!«
    Henry grunzte. Der Krieg, über den er sich früher so entsetzt
    hatte, schien ihn nur noch zu langweilen. Sein Kopf kippte
    wieder an die Scheibe, wo er von Sudikoffs zweifelhaften
    Fahrkünsten gebeutelt wurde und inwendig vielleicht von
    unschlüssigen Gedanken an Miss Giselle. Kein Wunder, daß
    ihm der Krieg aus dem Fadenkreuz rutschte.
    Drei Sitze vor uns sprang Bebout auf und schwenkte in einem
    Anfall von Schizophrenie oder Taufwahn den Arm und
    betatschte jeden in seiner Nähe mit spastischen
    Fingerbewegungen – wie ein Holy-Roller auf Speed.
    »Norman!« schrie er. »NORMAN!«
    Sudikoff saß am Steuer. »Was?« rief er über die Schulter.
    »Was?«
    Bebout verfiel in ein endloses, unsinniges Geschwafel über
    seinen Bruder Woodrow und den Erzengel Gabriel und alles
    mögliche. Ich hatte so was noch nie gehört.
    Sudikoff sagte: »Entweder bringt ihr den Witzbold zum
    Schweigen oder ich bau gleich einen Unfall.«

    Mister JayMac kam den Gang entlang, legte den Arm um
    Bebout und konnte ihn schließlich beruhigen.
    »Der Bursche ist ein wandelndes Irrenhaus«, sagte Curriden.
    »Ich glaub, er ist übergeschnappt.«
    Bebout saß die restlichen dreißig Meilen bequem – aber in
    Lanett, als er aus dem Bomber stieg, da lud er eine Dose
    Wedowee Snuff in Lamar Knowles Hemdtasche und klopfte
    dagegen wie eine Mama, die ihrem Sohn ein frisches
    Taschentuch zugesteckt hat. Lamar nahm das als Witz, Gott sei
    Dank, und der Vorfall hatte keine Folgen.
    Trotzdem plagte uns die Sorge, Bebout könnte seine fünf
    Minuten auch mal auf dem Platz bekommen. Gottlob schien
    ihn das Baseballspielen und das ganze aktuelle Drum und Dran
    einerseits ruhigzustellen und andererseits in Fahrt zu bringen, denn, abgesehen von Henry, spielte er gegen die Linenmakers
    so gut wie jeder andere von uns.
    Donnerstag- und Freitagabend konnten die Linenmakers es
    trotz lärmender Unterstützung durch ihre La-nett-Truppen
    nicht mit uns aufnehmen. Wir schlugen sie sieben zu zwei und
    dreizehn zu null. Henry gelangen drei Home Runs und zwölf
    RBIs – er spielte in dieser Serie mit gleichbleibender
    Konzentration. Aufs Jahr gesehen, hatte er jetzt
    neununddreißig Home Runs zu verzeichnen, achtzehn mehr als
    Lon Musselwhite, unser zweitbester Mann in diesem Fach, der
    am Freitag den einzigen Home Run in dieser Serie machte.
    Wenn

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