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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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gingen uns nicht an die Wäsche, wir knutschten auch
    nicht, wir hielten nicht mal lange Händchen. Wir hingen bloß
    rum und unterhielten uns oder hingen rum und unterhielten uns
    nicht, und dieser gräßliche Morgen bei ihr zu Hause in Cotton
    Creek lag so weit zurück, als wär das ‘38 passiert und nicht
    uns, sondern zwei flüchtigen Bekannten. Wenn Phoebe auf
    einen Kunden warten mußte oder mit der Registrierkasse
    klingelte, saß ich auf einem Schemel hinter dem Ladentisch
    und quälte mich durch den Pariah.
    »Taugt das was, Ichabod?«
    »Weiß n-nicht. Da passiert nicht viel. Dieser Franzmann im
    Senegal haust ein Jahr lang im Keller eines Regierungsge-
    gegebäudes, und keiner weiß davon. Oder würde sich kü-
    kümmern, wenn er’s wüßte.«
    »Erinnert mich an Mr. Bebout.«
    »Henry fand es gut.«
    »Tja, Henry ist ein Genie. Ein hundertprozentiger Eierkopf.«
    Was hätte ich dazu sagen sollen?
    »Er ist der netteste häßliche Mann, den ich kenne«, sagte
    Phoebe. »Aber mach jetzt das blöde Buch zu und rede mit
    mir.«
    Ich klappte das Buch zu.
    Keiner kann behaupten, Buck Hoey hätte bei den Gendarmes
    zuletzt noch für Furore gesorgt, denn sie hatten die ganze
    Saison über prima gespielt. Andererseits brachte Hoey die

    Gendarmes im August – sozusagen mit Links – ganz schön
    zum Schwitzen, und zwar durch seine Tyrannisiererei, seine
    Energie und seine Aufsässigkeit. Er war so versessen darauf,
    daß sein neuer Verein seinen alten Verein schlug, daß Emmett
    Strock ihn schon hätte erschießen müssen, um ihn vom Feld zu
    nehmen. In der Tat sollte sich der Hoey-gegen-Fortenberry-
    plus-Cash-Handel sehr bald als der schlechteste Tausch
    herausstellen, den Mister JayMac je eingefädelt hatte.
    Sehen Sie, Strock stellte Hoey ans Third, nicht mehr Binkie
    Lister; Hoey brauchte da nicht so viel Infield abzudecken wie
    am Short. Dieser Schachzug, gepaart mit Hoeys natürlicher
    Entschlossenheit und seinem Haß auf Mister JayMac, verlieh
    Hoey die Kraft, seinen Schlagschnitt um sechzig Punkte zu
    steigern. Hinzu kam, daß er anfing, sein Wissen über die
    Schwingfiguren und die Körpersprache von CVL-Pitchern zu
    nutzen, um Bases zu stehlen (was ihm gar nicht ähnlich sah).
    Nicht zu vergessen sein Durocher-Talent, Beleidigungen zu
    schleudern, das er einsetzte, um gegnerische Schlagmänner
    vom Third aus mit solchen Widerwärtigkeiten zu spicken, daß
    sie irritiert waren und ihre Chancen verpaßten (Hoey wie er
    leibte und lebte). Mit dem Resultat, daß (wie uns zu Ohren
    kam) derselbe Buck Hoey, dessenthalben es in The Prefecture unlängst Burma-Shave-Näpfchen gehagelt hatte, nunmehr der
    Liebling von LaGrange war. Sogar Binkie Lister, der nur noch
    eine unterstützende Funktion hatte, mochte Hoey; und Cliff
    Nugent, der größte Star der Gendarmes, anerkannte Hoeys
    Wert und gönnte ihm seine Beliebtheit.
    Ein Segen, daß wir in der Entscheidungsserie den
    Heimvorteil auf unserer Seite hatten. McKissic Field war –
    nicht zuletzt durch das Kopf-an-Kopf-Rennen um den CVL-
    Wimpel und die ganzen Herzblut-und-Schweiß-Artikel über
    uns im Herald – restlos ausverkauft. Wobei ›restlos‹ noch untertrieben ist.

    Ich zog mich in einem Nebenraum von Hitch & Shirleen’s um, kaum mehr als eine schattige Straße breit vom Stadion
    entfernt. Die ersten Fans kamen bereits vier oder fünf Stunden vor dem offiziellen Spielbeginn um 19.30 Uhr. Weiße und
    Farbige, GIs und Zivilisten besetzten das Stadion wie eine
    Armee, die zum Gottesdienst kam.
    Etliche Besucher fanden durch die Tür von Hitch &
    Shirleen’s, um sich Coca-Cola, Gebäck, Kaugummi, Chips und dergleichen zu kaufen, einfach weil das Zeug hier billiger war als an den Ständen im Stadion. Phoebes Verwandte
    väterlicherseits kamen in den Laden runter und halfen beim
    Bedienen, und ich überquerte auf meinen Spikes die stark
    belebte Straße, um rechtzeitig zur letzten Vorbesprechung um
    18.30 Uhr im Clubhaus zu sein. Autogrammjäger und Ratgeber
    umkreisten mich wie Mücken. Für hundert Yards brauchte ich
    eine Viertelstunde, und ich hörte ein paar Fans von LaGrange
    nörgeln, sie wären an zwei Toren von den Kartenverkäufern
    abgewiesen worden.
    »Wenn wir das Spiel sehen wollen«, sagte ein Mann, »dann
    müssen wir vielleicht Nigger-Plätze kaufen, mehr ist nicht.«
    Von innen gesehen, kam einem das Stadion wie ein riesiger,
    aufgeblasener Ballon vor. Es knarrte und schwankte und
    wogte. Und dann jubelten unsere

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