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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Highbridge.
    Allerdings passierte in der zweiten Hälfte des Achten etwas
    wirklich Verrücktes. Bei einem gemütlichen Liner ins Center
    schrie Bebout: »Woodrow! Woodrow, du kriegst ihn!« und fiel
    auf die Knie. Der Ball zog über seinem Kopf hinweg, so daß,
    derweil Skinny ihm nachsetzte, zwei Runner Punkte machten
    und der Schlagmann das Third erreichte.
    »Was, zum Teufel, war das denn?« brüllte Curriden.
    »Er hat ihn verpaßt!« rief Bebout. »Mein armer Bruder hat
    ihn einfach verpaßt!«

    Erstaunlicherweise unterlagen die Gendarmes den Mudcats,
    und zwar in The Prefecture. Damit kochte die ganze Saison auf eine letzte Dreierserie herunter: Wir gegen die Gendarmes in
    McKissic Field.

    54

    BEINAH TÄGLICH WIDMETE DER HERALD den Hellbenders die rechte Kolumne auf der Sportseite. Einmal, da brachten sie ein Foto von mir – mein ausgebleichtes Gesicht und meine
    ausgebleichte Brust über dem pechschwarzen Klecks meiner
    Knickerbockers – direkt unter der Überschrift Tenkiller
    ∗
    Speedster Hopes to Help / Our Hellbenders Lug the Bunting.
    Geschrieben hatte den Artikel eine rüstige, altjüngferliche
    Lady, die mit O. A. Drummond zeichnete und mehr Talent für
    offizielle Presseverlautbarungen bewies als für Interviews oder Berichte zur Person. Miss Drummond war häufig im Stadion
    zu sehen und selbst an feuchten und brütenden Hundstagen
    angezogen wie eine von diesen Fuchsjagd-Spinnerinnen:
    kniehohe Stiefel, Tweedrock, Bluse mit Puffärmeln und
    Tweedhut mit hinten hochgeklappter Krempe. Sie besuchte nie
    das Clubhaus (die Hellbender hätten sie in Nullkommanichts
    durch ihr Gejohle vertrieben) und saß immer nur in der
    Pressekabine drei Stühle von Milt Frye entfernt an der
    Schreibmaschine.
    Auf jeden Fall hatte ich ein Exemplar von Miss Drummonds
    Story an Ma geschickt und trug ein weiteres zusammengefaltet
    in meiner Brieftasche – gleichsam als Muntermacher für
    schlechte Zeiten. Nicht lange, nachdem sich meine
    Stimmbänder wieder zu Wort gemeldet hatten, zeigte ich den
    angenagten Zeitungsausschnitt Double Dunnagin.
    »Was heißt l-l-lug the bu-bu-bunting? «
    »Daß wir den Wimpel wollen, Kleiner.«

    ∗ Tenkiller Sprinter will helfen / Unsere Hellbender zeigen Flagge

    »Und warum sa-sagt sie das n-n-nicht?«
    »Weil sie ein Federfuchser ist und lug the bunting poetischer klingt. Sloan kennt sich da besser aus.«
    Aber bis Ende August waren wir tatsächlich soweit, daß wir
    Flagge zeigen konnten, und Miss Drummonds tägliche Ergüsse
    im Herald behandelten die finale La-Grange-Serie wie den nächsten Kampf von Joe Louis – und das zweimal auf der
    Titelseite neben aktuellen Berichten über Operationen der US-
    Flotte bei Neu Guinea und den Salomon-Inseln. Highbridge
    war im Baseball-Fieber. Wenn FDR wollte, daß die CVL und
    Mister JayMacs Verein die Moral an diesem Abschnitt der
    Heimatfront stützten, tja, dann konnte er stolz auf uns sein.
    Selbst so ein Zwergtalent wie Trapdoor Evans konnte nicht
    über den Gemüsemarkt gehen, ohne Autogrammjäger
    anzulocken.
    In den Tagen vor dem Eröffnungsspiel am Freitag hat Henry
    sich nicht ein einziges Mal den Caddy geliehen. Soviel ich
    weiß, hat er sich in diesen Tagen auch nicht mit Giselle
    getroffen – weder im Victory-Garten noch in der früheren
    Bleibe von Darius. Er hat jede Nacht sechs oder sieben
    Stunden in seinem Bett geschnorchelt. Er hat zwei sehr kluge
    Bücher gelesen – The Pariah von Anatole Maguin und Self-Evolution and Self-Extinguishment
    von Victor-Rene
    Durastante. (Die Titel hatte ich mir ins Notizbuch gekritzelt.) Er fixierte immer zwei Seiten auf einmal und schloß die Augen
    wie eine Stereokamera, wenn er umblätterte, eine Methode, die
    ich bei ihm noch nicht beobachtet hatte – vielleicht wollte er einfach nur fertig werden, bevor die Saison zu Ende war.
    »Ta-Taugen d-die was?« fragte ich ihn.
    »Provokativ. Ich wünschte, ich hätte die französischen
    Originalausgaben, aber Mrs. Hocking konnte mir nur diese
    etwas holprigen Übersetzungen besorgen.« Er schaffte das

    dünnere Buch – den Maguin – binnen einer Stunde, während er
    für den Durastante fast einen ganzen Nachmittag brauchte.
    Was Henry am Donnerstag und Freitag gemacht hat, weiß ich
    nicht. Donnerstag besuchte ich mit Phoebe eine
    Nachmittagsvorstellung im Exotic (Above Suspicion mit Joan Crawford und Fred MacMurray), den kompletten Freitag –
    also bis ich zum Stadion mußte – war ich bei Phoebe im Hitch
    & Shirleen’s.
    Wir

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