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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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aufgedrehten
    Hellbenderscharen uns durch das Eröffnungsspiel dieser
    Entscheidungsschlacht zu einem stürmisch betrampelten Sieg.
    Nutter warf müde fünf Hits, und Henry säbelte im siebten
    Inning ein Tandem zum Himalaja, auf dem wir gemütlich zur
    Home Plate radelten – meine Wenigkeit dank eines
    abgetropften Singles von vorhin. Und Hoey? Wer war Hoey?
    Als ich zum Third trabte, blickte ich nicht mal zu ihm hin.
    »Noch so’n lächerlicher Hit«, hörte ich ihn sagen. Er meinte
    meinen Abtropfer, nicht Henrys Homer, aber ich sagte: »Zu
    schade, daß er immer noch fliegt«, und joggte zur Plate mit

    dem einzigen Punkt, der wirklich zählte in diesem Spiel.
    Hinter mir kaute Hoey seinen essigsauren Pfriem.
    Eineinhalb Innings später, als ich einen Liner nach rechts
    dolchte, der das finale ›Aus‹ brachte, da strömten die Fans auf den Platz, und eine Brigade von GIs marschierte zum Penticuff
    Strip und sang Take Me Out to the Ballgame und andere anstößige Jody-Verse, daß es zu Handgreiflichkeiten mit
    wohlanständigen Bürgern kam.
    Der Sieg brachte uns einen vollen Punkt voran, und zwei
    Spiele waren noch offen.
    Im Clubhaus sagte Mister JayMac: »Morgen gewinnen, und
    das war’s. Abgesehen von der Blamage, wär’s mir ziemlich
    egal, was ihr am Sonntag macht. Die Gendarmes könnten sich
    mit dem billigen Sieg die Tränen abwischen und heimfahren.«
    »Amen!« sagte Jerry Wayne Sosebee.
    »Also gewinnt morgen und macht ein Ende.«
    »Morgen gewinnen wir!« riefen alle. »Morgen gewinnen
    wir!«
    Mister JayMac fing mich ab, als ich zur Dusche wollte, und
    schleppte mich zu Henry rüber. »Wir sehen uns draußen an der
    Laube, in einer Stunde, verstanden?«
    »Jawoll, Sir«, sagten wir wie aus einem Mund. Mister
    JayMac tauchte in das hallende Höllenspektakel unter den
    Tribünen. Henry und ich sahen einander an. Dann duckte
    Henry sich in seinem Baseballdress aus dem Umkleideraum –
    um zu Fuß nach McKissic House zu gehen.
    »Gentlemen, nur ein paar Minuten Ihrer kostbaren Zeit.«
    Mister JayMac ging auf den federnden Dielen der
    Sommerlaube am Weiher auf und ab, derweil Henry und ich
    nebeneinander auf einer Wandbank saßen. Moskitos greinten,
    und aus dem verschleierten Wasserspiegel stiegen
    gespenstische Dunstfetzen, die Sterne am Himmel so scharf

    wie polierte Gabelzinken. »Haben Sie oder Sie vielleicht schon eine Ahnung, worum es geht?«
    »Sir…«, hob Henry an.
    »Nein, nein, bitte nicht. Wie Sie merken, hätte ich gerne die
    Exklusivrechte an dieser Nachricht, auch wenn Sie schon
    ahnen, worum es geht, Mr. Clerval.«
    Henry saß starr wie der Tabakladenindianer. Seine Hüfte
    neben mir war eine gebogene Hickoryplanke. Plötzlich begriff
    ich, daß er befürchtete, Miss Giselle könne die vermaledeite
    Story ihrer Affaire-de-Coeur (und anderer Körperteile) gebeichtet haben. Henry hatte eine Hand auf dem Knie liegen,
    und diese Hand begann zu zucken – die einzige Bewegung,
    abgesehen vom Atmen, die ich an ihm wahrnahm. Ich dagegen
    vermutete einen gänzlich anderen Grund für diese
    Unterredung.
    »Wer würde schon zugeben, daß ihr Burschen eine
    Augenweide seid«, sagte er, »doch für mich wart ihr das
    immer – auch wenn ich euch manchmal verdammt hart
    rangenommen habe und euch da oben in eurem eigenen Saft
    habe schmoren lassen.«
    »Kizzy sorgt immer für frische Handtücher«, sagte Henry.
    Mister JayMac hob eine Augenbraue. »Aufgepaßt. Für den
    Rest der Saison wollen euch die Phillies. Freddy Fitzsimmons
    hat Mr. Cox überredet, ihm ein paar erstklassige Leute aus den Minor-Leagues zu beschaffen, und die Leute, die er nannte,
    waren zwei Burschen aus diesem drittklassigen Verein hier. Ihr steigt Dienstag in den Zug und meldet euch umgehend bei den
    Phillies. Ich denke, ihr werdet da gebraucht.«
    »Donnerlittchen!« sagte ich.
    »Ist das eine Freude.« Henry packte sein Knie, um das
    Zucken der Hand zu unterbinden. »Eine große, unverhoffte
    Freude.«

    »Unverhofft? Henry, ein Mann mit über vierzig Home Runs
    sollte sich fragen, wieso er immer noch hier unten spielt.«
    Henry sagte: »Sehr richtig. Und wieso?«
    »Weil ich es so wollte. Nicht die Phils waren auf dem
    absteigenden Ast, aber wir. Gott möge mir vergeben, Mr.
    Clerval, aber ich war es, der Sie hier festhielt. Ich habe Fitzsimmons hingehalten.«
    »Dann möge Gott Ihnen vergeben.«
    »Ihr könnt euch gratulieren. Jimmy Wasdell, der First-Base
    bei den Phillies, hat höchstens zwei oder drei Home Runs

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