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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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    Jahr, und Gabby Stewart schlägt im Schnitt 0.200 und teilt sich das Short mit Charlie Brewster, der auch kein Babe Ruth ist.
    Mit anderen Worten, ihr könntet sofort auf diese Positionen.«
    »Donnerlittchen!« Ich stand auf und tat ein paar Hopser.
    Danach sah Mister JayMac auf den Weiher hinaus.
    »Mir ist nur schleierhaft, wie ich meine Löcher nächstes Jahr stopfen soll. Aber ihr macht schon euren Weg. Vielleicht auch
    die Phillies. Und vergeßt nicht, aus welchem Stall ihr kommt,
    wenn ihr im Shibe Park eure Klimmzüge am Scoreboard*
    macht.« Mister JayMac stapfte die Stufen hinunter und machte
    Anstalten über den Rasen zu seinem Bungalow zu gehen.
    »Sir!« sagte Henry.
    Mister JayMac drehte sich um.
    »Warum haben Sie uns diese erfreuliche Nachricht
    ausgerechnet heute abend eröffnet?«
    Mister JayMac sagte: »Sie meinen, bevor die Entscheidung gefallen ist? Vermutlich, weil ich mir nicht die kleinste Freude versagen kann. Zuerst möchte ich immer den Nachtisch. Bei
    Mordgeschichten lese ich immer zuerst hinten nach, wer der
    Täter ist. Eine alte Unsitte.«
    »Wenn die Entscheidung morgen nicht fällt«, sagte Henry,
    »werden Sie sich sehr ärgern, daß Sie uns so früh schon in
    Kenntnis gesetzt haben.«

    »Wahrscheinlich. Bestimmt sogar.«
    »Dann machen Sie die Neuigkeit bitte erst bekannt, wenn wir
    den Wimpel in der Hand halten. Danny und ich werden
    genauso diskret sein.«
    »Ausgezeichnet«, sagte Mister JayMac. »Seht zu, daß ihr
    Schlaf bekommt.« Er machte sich auf den Weg, ein Schemen
    von zerknittertem Kreppleinen. Frösche quakten, Leuchtkäfer
    blinkten, und durch die Laube strich der Geruch von gerösteten Erdnüssen, der sein Öl in die heiße Nacht und auf den
    dampfenden Weiher schwitzte.
    »Ein Traum hat sich erfüllt«, sagte Henry nachdenklich. »Ich
    habe die Chance, mich mit den Besten zu messen.«
    Ich zog Henry an der Hemdbrust hoch. Er mußte sich ducken,
    um sich nicht den Kopf zu stoßen. »Ma-Major-Leaguers«,
    sagte ich. »Du und ich.«
    Henry hob mich an seine Brust und quetschte mir die zarten
    Knochen. In dieser lächerlichen Hutschachtel schwenkte er
    mich feierlich herum, meine Füße kreisten durch die Luft,
    linksherum, rechtsherum, ich schwang wie der Perpendikel
    einer Standuhr. Er roch nach Seife, nach polierten Bällen und
    nach nassem Lehm. Ich ließ ihn gewähren, tadamm ta-da-
    damm, dazu die Frösche und die Zikaden mit ihren Rasseln
    und Metallflötchen. Schließlich setzte Henry mich ab.
    »Er mu-mußte zugeben, da-daß ich spielen kann«, sagte ich.
    »Wer?« Dann verstand Henry und legte mir die Hand auf den
    Kopf, ganz wie ein Priester kraft seines Amtes.
    Am Fuß der Sommerlaube stand Miss Giselle, ein Phantom
    im blassen Organdy-Gewand, das zwischen Weiß und
    Forellenflossenblau changierte. Vielleicht ein Morgenmantel,
    vielleicht ihr dreißig Jahre altes Ballkleid. Jedenfalls fuhr ich zusammen. Aus dem Stoff sickerte ein abgedämpfter
    Glühwürmchenschein. Auch der Helm aus silbrigem Haar
    schimmerte. Sie sah alt aus, die komplette Miss Giselle – nicht an Gesicht und Körper, mehr wie eine Statue, die sich aus
    einem Tempel in Theben hierher verirrt hatte.
    »Gratuliere, Henry.«
    Henry nickte ein vorsichtiges Danke.
    »Auf nach Philadelphia, raus aus Highbridge.«
    »Ich geh schon m-m-mal. Gute Nacht.«
    »Bleib, Daniel«, sagte Miss Giselle. »Es ist besser so. Sonst
    mache ich noch Dummheiten.«
    »Geh ins Haus, Giselle«, sagte Henry. »Es ist spät. Die Luft
    ist feucht und heikel.«
    »Heikel. Kein Mensch sagt heikel für das, was du meinst. Die Luft ist doch schön. Ich mag sie.«
    »Giselle, diese Scharade muß ein Ende haben.«
    »Wenn du gehst, gehe ich auch. Ich weiß nichts von einer
    Scharade, nur von einer Verbindung, an der dir vor Tagen noch
    gelegen war.«
    »Weib, bitte, wir bekleckern uns nicht mit Ruhm, wenn wir
    diesen Betrug hinausziehen und geschehen lassen, was nicht
    geschehen darf.«
    »Ha.« Miss Giselle zitierte aus einem Buch, das Henry
    kannte: »Überall sehe ich Wonnen, von denen ich allein
    ∗
    unwiderruflich ausgeschlossen bin.«
    »So habe ich mich dereinst aus Unwissenheit belogen.
    Richtig ist, daß die Wonnen einen weiten Bogen um die
    allermeisten von uns machen. Geh wieder ins Haus.«
    »Scher dich ins Kloster, wie? Und wieso betrachtest du dich
    auf einmal als einer von uns? ›Die allermeisten von uns‹? Du bist ein Mörder, Henry. Höllenqualen wären eine zu milde
    Strafe für diese…

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