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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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den orangeroten Staub aus der
    Hose klopfte, war wegen der Spielunterbrechung keinen alten
    Zwieback wert.
    Erst mein sinnloser Abschlagversuch ließ Hoey aufmerken.
    Er stieß mir den Finger in den Bauch.
    »Ah-ah-ah«, sagte Little Cuke Gordon, der Schiedsrichter am
    Base. »Halt die Hände bei dir, Hoey.«

    »Nur’n Liebesfinger. Hat Dumbo die ganze Saison über
    gekriegt. Natürlich nicht, wenn Jumbo scharf auf kleine
    Elefanten war.«
    »Mach den Deckel drauf, Hoey, deine Suppe stinkt zum
    Himmel.«
    »Jesus, Gordon, du redest wie ‘ne Nonne.« Hoey kehrte ans
    Second zurück. »Und Dumbo, du Waldschrat«, sagte er und
    stieß mit der Flanke des Schuhs eine Handvoll Dreck zu mir
    rüber, »du kannst Mister JayMac bestellen, daß er Highbridge
    um den Wimpel gebracht hat. Bestell ihm, daß er verdammt
    blöd war, mich wegzugeben.«
    Ich warf den Ball zu Fadeaway zurück und nahm wieder
    meine Position am Short ein. Ein Arschloch wollte abgewischt
    werden, dachte ich, und das hatten wir Hellbender heute vor.
    Hoeys Welt war inzwischen wieder eingeschrumpft, er nahm
    sich einen Vorsprung heraus und riskierte, daß Fadeaway ihn
    abschoß. Kein Bedarf. Der nächste Schlagmann ging ›aus‹,
    weil Curriden seinen Foul aus der Luft pflückte. Ende des
    Innings.
    Später, in der Pause des siebten Innings, derweil unser
    Organist ein Medley aus beliebten Melodien und Cokesbury-
    Hymnen spielte, sprach Milt Frye über Lautsprecher: »Es
    bleibt genug Zeit, unsere Verkaufsstände zu besuchen. Hot-
    Dogs mit Krautsalat, Fünf-Cent-Becher Co-Cola, gesottene
    Erdnüsse und die allseits beliebten Cracker-Jacks*.
    Patriotische Cracker-Jacks – immer eine Überraschung drin und nicht eine einzige aus Japan…
    Ich erhalte soeben eine brandaktuelle Meldung. Daß nämlich
    zwei unserer wertvollsten Hellbender – nicht aber Mr. Worthy
    Bebout – ein Ticket nach Kanaan gewonnen haben. Man höre
    und staune. Ab kommenden Dienstag sind Jumbo Hank
    Clerval und Battlin Danny Boles rechtmäßige Major-Leaguers.
    Die Phils brauchen Unterstützung, und diese Jungs machen

    sich auf den Weg, um sie zu unterstützen. Wir wissen, was sie
    können. Jetzt können die ach so Langmütigen in der City of
    ∗
    Brotherly Love sich auch davon überzeugen.
    Nun – wie – finden wir – DAS?«
    Sie spielten fast ausnahmslos verrückt. Kuhglocken. Johlen.
    Klatschen. Signalhörner. Man hätte meinen können, FDR hätte
    soeben die bedingungslose Kapitulation von Hitler und Tojo
    verkündet.
    Im Unterstand starrte Henry finster auf den weiter unten
    sitzenden Mister JayMac. »Wer hat diesen ungeeigneten
    Zeitpunkt gewählt, unser Glück öffentlich zu verkünden?«
    »Ich war es nicht«, sagte Mister JayMac.
    »Das mußte so kommen!« sagte Lamar Knowles an die
    Adresse von Henry und mir. »Ich wußte es. Hab ich’s nicht
    gesagt, Danny? Na?«
    Etliche Jungs, darunter Sosebee und Evans, kamen rüber, um
    uns zu gratulieren.
    Die Zuschauer probten den Aufstand. Schon bald hörte man
    sie »Jumbo and Dumbo! Send em out PRONTO!« skandieren.
    Henry schwenkte widerwillig den Arm. Im Spektakel, das
    Frye angezettelt hatte, schienen die Zuschauer das Spiel zu
    vergessen, und die Gendarmes hatten einen Grund mehr (als ob
    sie den brauchten), um wie wütende Dachse hinter uns her zu
    sein.
    »Sie sollen Ruhe geben!« rief Mister JayMac zu Henry und
    mir herüber. »Geht raus und näht euch den Knopf an die
    Kappe!«
    Henry und ich, Mutt und Jeff der CVL, kletterten aufs Feld
    hinaus, um das deplazierte Hurrabedürfnis unserer Fans zu
    befriedigen. Wir nahmen die Kappe an die Brust. Die Fans

    ∗ City of Brotherly Love ist ein Spitzname für Philadelphia (Anspielung auf die eingewanderten Religionsgemeinschaften, insbesondere die sogenannten Böhmischen Brüder).

    trampelten, pfiffen oder standen auf, um zu jubeln. Die
    Gendarmes in ihrem Unterstand oder auf dem Feld verdrehten
    die Augen oder schoben die Stirn in Falten.
    Henry hob die Arme. »GENUG!« Seine Donnerstimme
    glättete die Wogen. »Wir müssen noch etwas erledigen! Diese
    Ovationen sind dazu angetan, daß wir unser Vorhaben noch
    einmal überdenken!« Er setzte die Kappe wieder auf und
    stelzte grimmig in den Unterstand zurück – ich paddelte in
    seinem Kielwasser, und die Ränge verharrten in einer Art
    Massenkatatonie.
    »Großartig«, sagte Mister JayMac stirnrunzelnd. »Einfach
    großartig.«
    »Lose Zungen bringen Schiffe zum Sinken«, sagte Henry.
    »Aber niemand in dieser

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