Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
Vom Netzwerk:
zwanzig Minuten, bis die Spieler samt
    Darius aus dem Stadion schwärmten und an Bord kamen.
    Mister JayMac schwang sich in den Sitz hinter Darius,
    offenbar sein Stammplatz, denn keiner hatte gewagt, sich dahin zu setzen. Jeder irrte erst herum, ehe er wie ein ausgelaugter Jagdhund auf einen Sitz sackte. Nummer Sieben, der
    Shortstop, bugsierte sich den Gang hinunter und ließ sich auf

    den langen Rücksitz fallen. Er spreizte die Arme auf die
    Rückenlehne und glotzte durch die Gegend.
    »He, Darius«, rief er, »was sind das für handliche Kätzchen.«
    Er meinte die drei Georgia-Jungs.
    »Hab mir die Namen nicht gemerkt, Mr. Hoey. Ich bin nur
    der Fahrer und kein Reisebegleiter.«
    »Nun mal halblang, Darius«, sagte der Shortstop, »Sie sind
    mehr als ein Fahrer, Sie sind eine Hellbender-Institution.«
    Die Hände auf dem Steuer, schien Darius keinen Appetit auf
    Hoeys Gesulze zu haben, und ließ ihn das wissen, indem er
    den Mund hielt. Von allen, die an diesem Morgen trainiert
    hatten, war er der einzige, der nicht die Kleidung gewechselt
    hatte. Im Innenspiegel an der geteilten Windschutzscheibe war
    nur die Kuppe von seinem Kopf zu sehen; das Haar funkelte
    vor Schweiß.
    Mister JayMac grapschte nach der Eckstange des
    Fahrerplatzes und zog sich daran hoch. Er trug einen
    Schnürsenkelbinder und einen weißen Leinenmantel. Wenn
    wir nicht bald anfuhren, dann würden seine Spieler soviel
    Wärmeeinheiten abstrahlen, daß auch der letzte an Bord an den
    Rand des Hitzschlags kam.
    »Macht euch keinen Kopf, wer die Jungs sind«, sagte er.
    »Denkt lieber dran, wie hundsmiserabel ihr heute gespielt
    habt.« Er machte eine Pause, mehr um Eindruck zu schinden
    als um zu verschnaufen. »Ich bringe euch ein halbes Dutzend
    4-F-Typen aus einer TB-Abteilung, die allesamt besser auf
    Zack sind als ihr heute morgen. Also, Gentlemen, befaßt euch
    lieber mit euren eigenen Problemen.«
    Man hörte, wie Euclid die Comicseiten umschlug.
    »Verstanden?« fragte Mister JayMac.
    »Jawoll, Sir!« sagten fast alle in dem Bomber. So mußten sich die Rekruten in Camp Penticuff anhören.

    »Versammlung im Salon direkt nach dem Abendessen«,
    sagte Mister JayMac. »Ich will jeden dabei haben. Klar?«
    »Jeden?« sagte Hoey, der Infielder. »Auch Jumbo?«
    »Ich sagte, jeden.«
    »Und wieso war Jumbo nicht beim Training, Sir?« sagte
    Nummer Sieben. »Am Anfang hätten wir ihn brauchen
    können. Bei den Ersatzleuten wirkt er wie Nijinski.*
    Verglichen mit diesen Hampelmännern ist er Nijinski.«
    »Halt die Luft an, Buck!« rief Norm Sudikoff.
    »Jumbo Hank Clerval hatte in Alabama zu tun, er mußte
    persönlich erscheinen«, sagte Mister JayMac. »Heute abend ist
    er dabei, Mr. Hoey, nur keine Angst.«
    Buck Hoey, der Shortstop, ließ nicht locker: »Alabama? Wie ist Jumbo nach Alabama gekommen?«
    »Er hat sich meinen Wagen geliehen«, sagte Mister JayMac.
    »Ihren Caddy?« sagte Hoey. »Wie kommt Jumbo zu diesem
    Privileg? Durch das Vier-zu-vier gegen Marble Springs?
    Verfluchte Scheiße, Sir, ich hab mal einen Hit nach dem
    anderen gegen diese Flaschen gespielt, und Sie haben mir nie
    ein Auto geliehen. Was ist mit Jumbo? Hat er die
    Musterungskommission gelinkt?«
    Die anderen im Braunen Bomber zogen den Kopf ein; sie
    gingen förmlich in Deckung. Der einzige von uns, der, mal
    abgesehen von Hoey, mit alledem nichts am Hut hatte, war
    Euclid. Er blätterte vielleicht zum einundzwanzigsten Mal
    Plastic Man durch.
    »Lassen wir das, Mr. Hoey«, sagte Mister JayMac.
    »Jesus«, fing Hoey wieder an. »Man könnte meinen, der
    Kerl…«
    »Es reicht, Mr. Hoey.«
    Hoey hielt den Mund. Schien aber nicht besonders betreten
    zu sein. Eher fröhlich. Mister JayMac setzte sich. Darius ließ die Kupplung kommen, und wir holperten vom Parkplatz auf

    einen von Mooreichen gesäumten Boulevard hinaus. Ich
    begegnete Hoeys Blick. Hoey machte eine wegwerfende
    Geste, mit der er die ganzen eingeschüchterten Spieler vor uns meinte.
    »Jemals soviel Hosenscheißer auf einmal gesehen?« fragte er.
    Ich konnte ihn nur ansehen. Hoey war der Favorit, den ich
    aus dem Feld schlagen mußte, damit ich gewann. Mehr als
    Pech, daß er hager, zäh und gar kein Duckmäuser war.
    »Was ist, Kleiner? Hast du ‘ne Socke verschluckt?«

    6

    DARIUS FUHR UNS NACH MCKISSIC HOUSE, WO Mister JayMac
    allen Singles des Teams Unterkunft und Verpflegung bot –
    was er uns natürlich vom Monatslohn abhielt. In McKissic
    House sollte ich den ganzen Sommer über essen

Weitere Kostenlose Bücher