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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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und schlafen,
    es sei denn, die Hellbenders spielten auswärts.
    Gott sei Dank! dachte ich, als der Bus die halbkreisförmige
    Zufahrt hinaufdröhnte. Schon toll, daß ich mir nicht die
    Hacken schieflaufen mußte, um irgendwo unterzukommen –
    zumal so nahe an Camp Penticuff und wo der Wohnraum
    kriegsbedingt so knapp war, daß Mieter, die sich mit
    Verwandten und Freunden die Zimmer teilten, sage und
    schreibe die Todesanzeigen studierten, um freigewordene
    Zimmer zu ergattern.
    Weil Mister JayMac im Cotton-Creek-Bezirk von Highbridge
    ein Dutzend oder mehr alte Mühlhäuser besaß, hatte er seinen
    Spielern diese Sorge vom Hals geschafft. Männer mit Familie
    in der Stadt mieteten, wie ich später erfuhr, diese
    Teersalbennäpfe für mindestens sechs Monate von Mister
    JayMac, und zwar von April bis September. Ab Oktober
    vermietete er die freien Häuser dann an durchreisende Militärs, aber maximal bis Ende März, damit rechtzeitig zur neuen
    Saison verheiratete Hellbenders hineinkonnten. In einer
    Militärstadt mit großem Wohnraumbedarf verfuhr Mister
    JayMac ziemlich anmaßend mit den Leuten, ja, man hätte ihn
    geradezu für habgierig halten können. Doch der Schein trog; es ging ihm nicht so sehr ums Geld – ob er nun an GIs oder
    Spieler vermietete –, sondern in erster Linie um das Wohl der
    jeweiligen Mannschaft für die anstehende CVL-Saison. Also

    war er für die meisten von uns kein Räuberbaron, sondern
    unser ganz privater Daddy Kriegsdollar.
    Nur zwei Drittel der Hellbenders fuhr mit bis McKissic
    House. Darius fuhr zuerst in den Cotton-Creek-Bezirk und ließ
    die sechs, die sich dort eingemietet hatten, aussteigen. Buck
    Hoey, der neunmalkluge Shortstop, der sich über den First-
    Base-Mann* beschwert hatte, der nicht zum Training
    erschienen war, sprang als letzter aus dem Bus, und zwar in
    der Nähe eines blauen Holzhauses mit den meisten Sträuchern
    und dem hübschesten Anstrich in der ganzen Umgebung. Als
    Hoey fort war, atmete ich auf.
    Was McKissic House anging, so hockte es abseits der Angus
    Road an einem Wäldchen inmitten des Anbaugebiets an der
    Südostecke von Highbridge; wie ein Kriegsschiff schwamm es
    zwischen den Magnolien- und dicht belaubten Pekanbäumen.
    Kuppeln, Türmchen, Giebel, eine Dachterrasse und zwei
    Feuertreppen. Es hatte allerdings nichts Majestätisches, keine Säulen. Folglich hatten Mister JayMacs Vorfahren es nach und
    nicht vor dem Bürgerkrieg gebaut.
    Beim Anblick der Frontseite fielen einem die Augen aus dem
    Kopf. Ringsum eine Veranda mit frisch gestrichener
    Balustrade und einem halben Dutzend Schaukelstühle.
    Fensterläden und eine riesige Eichentür mit bunt gefächertem
    Oberlicht. Pflaumenblaue Vorhänge in den Fenstern und
    Schirmfarne in hängenden Körben. Das ganze Anwesen
    glänzte so weiß, als sei es aus Meerschaum erbaut.
    Sowie die Zufahrt um das Haus bog, sah man, daß der hintere
    Teil das Versprechen der Vorderseite nicht hielt. Keine
    Fensterläden an den Seiten. Stellenweise überlappten sich die
    Bretter in schrägen Linien. Der Anstrich war rissig oder
    blätterte oder fehlte bereits. Eine vertrackte Hinterwand war zweifarbig, hell und darunter dunkel, wie wenn da ein
    unfertiger Küchenschrank an der Wetterseite einer Scheune

    gehangen hätte. Ich war noch immer angetan von dem, was ich
    sah. Es übertraf jede Bleibe, die ich kennengelernt hatte.
    McKissic House war derart groß und hatte so viele Anbauten,
    daß ich mir vorstellte, wochenlang darin herumzustreunen und
    immer noch auf neue Gänge zu stoßen und auf verborgene
    Winkel mit modrigen Skeletten von verhungerten
    Untermietern, die sich hoffnungslos verirrt hatten. McKissic
    House sprach zu dem sprachlosen Poeten in mir, setzte ihm
    einen ängstlichen Floh ins Ohr. Hältst du es in einem dieser
    Verliese aus? Einen ganzen Sommer lang?
    »Für die Neuen«, sagte Mister JayMac laut vernehmlich vom
    Trittbrett aus. »Richtet euch so häuslich ein, wie ihr könnt.
    Abendessen um fünf Uhr dreißig, Versammlung eine Stunde
    später. Darius wird euch einweisen. Morgen, Positions-Check
    und ein interner Kampf, der letzte Klarheit schafft.«
    Mister JayMac stieg aus, erklomm die Treppenflucht und
    verschwand in McKissic House. Alle, bis auf Darius, mich,
    Euclid und die anderen drei Neulinge, drängten nach ihm aus
    dem Bus.
    »Husch-husch«, sagte Darius. »Ihr seid bestimmt
    ausgehungert. Kizzy wird euch schon vorher was machen.«
    Ankers, Dobbs und Heggie sprangen aus dem Bus

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