Brüchige Siege
und schlafen,
es sei denn, die Hellbenders spielten auswärts.
Gott sei Dank! dachte ich, als der Bus die halbkreisförmige
Zufahrt hinaufdröhnte. Schon toll, daß ich mir nicht die
Hacken schieflaufen mußte, um irgendwo unterzukommen –
zumal so nahe an Camp Penticuff und wo der Wohnraum
kriegsbedingt so knapp war, daß Mieter, die sich mit
Verwandten und Freunden die Zimmer teilten, sage und
schreibe die Todesanzeigen studierten, um freigewordene
Zimmer zu ergattern.
Weil Mister JayMac im Cotton-Creek-Bezirk von Highbridge
ein Dutzend oder mehr alte Mühlhäuser besaß, hatte er seinen
Spielern diese Sorge vom Hals geschafft. Männer mit Familie
in der Stadt mieteten, wie ich später erfuhr, diese
Teersalbennäpfe für mindestens sechs Monate von Mister
JayMac, und zwar von April bis September. Ab Oktober
vermietete er die freien Häuser dann an durchreisende Militärs, aber maximal bis Ende März, damit rechtzeitig zur neuen
Saison verheiratete Hellbenders hineinkonnten. In einer
Militärstadt mit großem Wohnraumbedarf verfuhr Mister
JayMac ziemlich anmaßend mit den Leuten, ja, man hätte ihn
geradezu für habgierig halten können. Doch der Schein trog; es ging ihm nicht so sehr ums Geld – ob er nun an GIs oder
Spieler vermietete –, sondern in erster Linie um das Wohl der
jeweiligen Mannschaft für die anstehende CVL-Saison. Also
war er für die meisten von uns kein Räuberbaron, sondern
unser ganz privater Daddy Kriegsdollar.
Nur zwei Drittel der Hellbenders fuhr mit bis McKissic
House. Darius fuhr zuerst in den Cotton-Creek-Bezirk und ließ
die sechs, die sich dort eingemietet hatten, aussteigen. Buck
Hoey, der neunmalkluge Shortstop, der sich über den First-
Base-Mann* beschwert hatte, der nicht zum Training
erschienen war, sprang als letzter aus dem Bus, und zwar in
der Nähe eines blauen Holzhauses mit den meisten Sträuchern
und dem hübschesten Anstrich in der ganzen Umgebung. Als
Hoey fort war, atmete ich auf.
Was McKissic House anging, so hockte es abseits der Angus
Road an einem Wäldchen inmitten des Anbaugebiets an der
Südostecke von Highbridge; wie ein Kriegsschiff schwamm es
zwischen den Magnolien- und dicht belaubten Pekanbäumen.
Kuppeln, Türmchen, Giebel, eine Dachterrasse und zwei
Feuertreppen. Es hatte allerdings nichts Majestätisches, keine Säulen. Folglich hatten Mister JayMacs Vorfahren es nach und
nicht vor dem Bürgerkrieg gebaut.
Beim Anblick der Frontseite fielen einem die Augen aus dem
Kopf. Ringsum eine Veranda mit frisch gestrichener
Balustrade und einem halben Dutzend Schaukelstühle.
Fensterläden und eine riesige Eichentür mit bunt gefächertem
Oberlicht. Pflaumenblaue Vorhänge in den Fenstern und
Schirmfarne in hängenden Körben. Das ganze Anwesen
glänzte so weiß, als sei es aus Meerschaum erbaut.
Sowie die Zufahrt um das Haus bog, sah man, daß der hintere
Teil das Versprechen der Vorderseite nicht hielt. Keine
Fensterläden an den Seiten. Stellenweise überlappten sich die
Bretter in schrägen Linien. Der Anstrich war rissig oder
blätterte oder fehlte bereits. Eine vertrackte Hinterwand war zweifarbig, hell und darunter dunkel, wie wenn da ein
unfertiger Küchenschrank an der Wetterseite einer Scheune
gehangen hätte. Ich war noch immer angetan von dem, was ich
sah. Es übertraf jede Bleibe, die ich kennengelernt hatte.
McKissic House war derart groß und hatte so viele Anbauten,
daß ich mir vorstellte, wochenlang darin herumzustreunen und
immer noch auf neue Gänge zu stoßen und auf verborgene
Winkel mit modrigen Skeletten von verhungerten
Untermietern, die sich hoffnungslos verirrt hatten. McKissic
House sprach zu dem sprachlosen Poeten in mir, setzte ihm
einen ängstlichen Floh ins Ohr. Hältst du es in einem dieser
Verliese aus? Einen ganzen Sommer lang?
»Für die Neuen«, sagte Mister JayMac laut vernehmlich vom
Trittbrett aus. »Richtet euch so häuslich ein, wie ihr könnt.
Abendessen um fünf Uhr dreißig, Versammlung eine Stunde
später. Darius wird euch einweisen. Morgen, Positions-Check
und ein interner Kampf, der letzte Klarheit schafft.«
Mister JayMac stieg aus, erklomm die Treppenflucht und
verschwand in McKissic House. Alle, bis auf Darius, mich,
Euclid und die anderen drei Neulinge, drängten nach ihm aus
dem Bus.
»Husch-husch«, sagte Darius. »Ihr seid bestimmt
ausgehungert. Kizzy wird euch schon vorher was machen.«
Ankers, Dobbs und Heggie sprangen aus dem Bus
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