Brüchige Siege
Ihnen
Danny Boles vorstelle. Mr. Boles – die schöne Miss Phoebe
Pharram.«
»Glauben Sie, ich wollte diesen spindeldürren Querkopf
kennenlernen?« sagte Phoebe.
»Immer mit der Ruhe«, sagte Nutter. Er riß die Packung auf,
klopfte sie auf den Finger und zündete sich die Zigarette an.
Rauch wirbelte im Luftstrom des Deckenventilators. »Phoebe
ist Mister JayMacs Großnichte, Tochter von LaRaina, der
Tochter von Jude, seinem älteren Bruder. Hitch und Shirleen
sind ihre Großeltern väterlicherseits, und dank einer
besonderen Abmachung mit dem Team dürfen wir Hellbenders
hier anschreiben lassen. Nimm dir, was du haben willst, und
Phoebe wird es fein säuberlich notieren, und zwar in einem
Extrabuch für uns.« Er nahm einen tiefen Zug, blies Phoebe
den Rauch entgegen, stieß sich mit dem Ellbogen aus der Tür,
daß der Fliegendrahtschirm wie eine leere Mausefalle hinter
ihm zuknallte.
»Ich hasse den Namen Phoebe!« schrie Phoebe ihm nach.
»Ich pinkle drauf!« Draußen kicherte jemand. »Ich hasse es, wenn Vor- und Nachnamen mit demselben Buchstaben
beginnen!«
Gebannt stand ich da und sog sie in mich auf.
∗
»Nenn mich Skeeter«, sagte sie. »Ich kann Phoebe nicht
ausstehen, und weder Shirleen noch ich hören auf Ziege.«
So oft ich an sie denke, denke ich natürlich an Phoebe. Das war so und ist so geblieben. Skeeter hätte aus diesem reizbaren kleinen Geschöpf etwas gemacht, das einem keine Ruhe läßt,
bis man es erschlagen hat. Außerdem waren Mädchen, die so
redeten wie Phoebe, damals ungefähr so selbstverständlich wie
Kuhglocken in einem Episkopalchor.
»Verflixt, Ichabod.« Meine Bewunderung nagte an ihr.
»Bring mir was, was ich hier reinschreiben kann. Oder hau
ab.«
Ich beeilte mich, fischte mir eine Orangenlimo aus der
Kühltruhe und aus dem Regal mit Süßigkeiten einen Baby
Ruth und ging damit zu Phoebe, die sich gerade umdrehte, um die Hustenbonbons, die Pokerchips und die Haarspangen auf
dem Wandregal zu zählen. Ich kreiselte den Boden der
Limoflasche aufs Thekenglas.
»Ja?« sagte sie, ohne sich umzusehen.
Ich wartete. Phoebe ignorierte mich. Ich wurde zappelig. Die
Pause mußte bald zu Ende sein. Ich benutzte die Limoflasche
wie einen Glockenklöppel und poingte damit gegen die reich
verzierte Metallkasse. Phoebe fuhr auf dem Absatz herum. Die
marmorgraugrünen Augen sprangen wie kleine Billardkugeln.
»Augen auf, Ichabod!« Sie langte über die Theke, schnappte
mir die Flasche und den Schokoriegel aus der Hand, langte
unter die Theke und knallte ein Buch auf die Theke und
notierte alles – bis auf meinen Namen. Sie hatte ihn zweimal
gehört und schon wieder vergessen. Sie sah, wie ich wartete,
daß sie ihn hinschrieb.
∗ Stechmücke
»Okay, Ichabod«, sagte sie. »Für wen?«
Ich schlug mit der Faust auf die Theke. Phoebe blinzelte. Ihr
Gesicht wurde fahl wie ein Fischbauch, dann loderten ihre
Augen. Nicht mal eine 45er Army hätte ihr lange imponiert. Es
mußte sie wurmen, daß sie sich nicht mehr erinnerte, und ich
konnte ihr nicht aus der Patsche helfen, weil… na ja. Patt eben.
Ich stürzte um die Theke herum, riß ihr den ›Big Red‹-
Parker-Duofold-Füller aus der Hand und beugte mich über das
Buch, um selbst meinen Namen zu schreiben. Der Duofold war
ein unhandliches, ziemlich antiquiertes Exemplar, und ich
schrieb meinen John Hancock* gerade so wie Hancock es
getan hatte – in Blockschrift nämlich: DANIEL HELVIG
BOLES. Dann ging ich wieder vor die Theke, grapschte mir
ein Päckchen Camel und ließ es noch von Phoebe
dazuschreiben. Wühlte ein paar Streichholzbriefchen aus einer
Schachtel, griff die Limo beim Schlafittchen, drückte mir den
Baby Ruth an die Brust und bugsierte mich Schulter voran aus der Tür, panisch besorgt, etwas fallenzulassen und zuletzt noch wie eine Glucke auszusehen.
»He, warte mal.« Ich stockte und sah über die Schulter. »Tut
mir leid, daß ich Ichabod gesagt hab. Wer trägt schon gerne
‘ne bepinkelte Decke überm Namen.«
Wie recht sie hatte. Die Tür knallte hinter mir zu, und ich
setzte mich auf den Randstein neben Nutter, der drauflos
qualmte wie eine Fabrik.
»Camels«, sagte Nutter, als er die Packung sah. »Sie beleben meinen Geschmack. Sie sind gut zu meinem Hals. Sie sind
genau das Richtige für mich. Die Reklame paßt auch, wenn du dir welche aus Schmirgelpapier und Holzstaub drehst.«
Ich trank meine Orangenlimo, ich aß meinen Schokoriegel,
ich
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