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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Ihnen
    Danny Boles vorstelle. Mr. Boles – die schöne Miss Phoebe
    Pharram.«
    »Glauben Sie, ich wollte diesen spindeldürren Querkopf
    kennenlernen?« sagte Phoebe.
    »Immer mit der Ruhe«, sagte Nutter. Er riß die Packung auf,
    klopfte sie auf den Finger und zündete sich die Zigarette an.
    Rauch wirbelte im Luftstrom des Deckenventilators. »Phoebe
    ist Mister JayMacs Großnichte, Tochter von LaRaina, der
    Tochter von Jude, seinem älteren Bruder. Hitch und Shirleen
    sind ihre Großeltern väterlicherseits, und dank einer
    besonderen Abmachung mit dem Team dürfen wir Hellbenders
    hier anschreiben lassen. Nimm dir, was du haben willst, und
    Phoebe wird es fein säuberlich notieren, und zwar in einem
    Extrabuch für uns.« Er nahm einen tiefen Zug, blies Phoebe
    den Rauch entgegen, stieß sich mit dem Ellbogen aus der Tür,
    daß der Fliegendrahtschirm wie eine leere Mausefalle hinter
    ihm zuknallte.
    »Ich hasse den Namen Phoebe!« schrie Phoebe ihm nach.
    »Ich pinkle drauf!« Draußen kicherte jemand. »Ich hasse es, wenn Vor- und Nachnamen mit demselben Buchstaben
    beginnen!«
    Gebannt stand ich da und sog sie in mich auf.
    ∗
    »Nenn mich Skeeter«, sagte sie. »Ich kann Phoebe nicht
    ausstehen, und weder Shirleen noch ich hören auf Ziege.«
    So oft ich an sie denke, denke ich natürlich an Phoebe. Das war so und ist so geblieben. Skeeter hätte aus diesem reizbaren kleinen Geschöpf etwas gemacht, das einem keine Ruhe läßt,
    bis man es erschlagen hat. Außerdem waren Mädchen, die so
    redeten wie Phoebe, damals ungefähr so selbstverständlich wie
    Kuhglocken in einem Episkopalchor.
    »Verflixt, Ichabod.« Meine Bewunderung nagte an ihr.
    »Bring mir was, was ich hier reinschreiben kann. Oder hau
    ab.«
    Ich beeilte mich, fischte mir eine Orangenlimo aus der
    Kühltruhe und aus dem Regal mit Süßigkeiten einen Baby
    Ruth und ging damit zu Phoebe, die sich gerade umdrehte, um die Hustenbonbons, die Pokerchips und die Haarspangen auf
    dem Wandregal zu zählen. Ich kreiselte den Boden der
    Limoflasche aufs Thekenglas.
    »Ja?« sagte sie, ohne sich umzusehen.
    Ich wartete. Phoebe ignorierte mich. Ich wurde zappelig. Die
    Pause mußte bald zu Ende sein. Ich benutzte die Limoflasche
    wie einen Glockenklöppel und poingte damit gegen die reich
    verzierte Metallkasse. Phoebe fuhr auf dem Absatz herum. Die
    marmorgraugrünen Augen sprangen wie kleine Billardkugeln.
    »Augen auf, Ichabod!« Sie langte über die Theke, schnappte
    mir die Flasche und den Schokoriegel aus der Hand, langte
    unter die Theke und knallte ein Buch auf die Theke und
    notierte alles – bis auf meinen Namen. Sie hatte ihn zweimal
    gehört und schon wieder vergessen. Sie sah, wie ich wartete,
    daß sie ihn hinschrieb.

    ∗ Stechmücke

    »Okay, Ichabod«, sagte sie. »Für wen?«
    Ich schlug mit der Faust auf die Theke. Phoebe blinzelte. Ihr
    Gesicht wurde fahl wie ein Fischbauch, dann loderten ihre
    Augen. Nicht mal eine 45er Army hätte ihr lange imponiert. Es
    mußte sie wurmen, daß sie sich nicht mehr erinnerte, und ich
    konnte ihr nicht aus der Patsche helfen, weil… na ja. Patt eben.
    Ich stürzte um die Theke herum, riß ihr den ›Big Red‹-
    Parker-Duofold-Füller aus der Hand und beugte mich über das
    Buch, um selbst meinen Namen zu schreiben. Der Duofold war
    ein unhandliches, ziemlich antiquiertes Exemplar, und ich
    schrieb meinen John Hancock* gerade so wie Hancock es
    getan hatte – in Blockschrift nämlich: DANIEL HELVIG
    BOLES. Dann ging ich wieder vor die Theke, grapschte mir
    ein Päckchen Camel und ließ es noch von Phoebe
    dazuschreiben. Wühlte ein paar Streichholzbriefchen aus einer
    Schachtel, griff die Limo beim Schlafittchen, drückte mir den
    Baby Ruth an die Brust und bugsierte mich Schulter voran aus der Tür, panisch besorgt, etwas fallenzulassen und zuletzt noch wie eine Glucke auszusehen.
    »He, warte mal.« Ich stockte und sah über die Schulter. »Tut
    mir leid, daß ich Ichabod gesagt hab. Wer trägt schon gerne
    ‘ne bepinkelte Decke überm Namen.«
    Wie recht sie hatte. Die Tür knallte hinter mir zu, und ich
    setzte mich auf den Randstein neben Nutter, der drauflos
    qualmte wie eine Fabrik.
    »Camels«, sagte Nutter, als er die Packung sah. »Sie beleben meinen Geschmack. Sie sind gut zu meinem Hals. Sie sind
    genau das Richtige für mich. Die Reklame paßt auch, wenn du dir welche aus Schmirgelpapier und Holzstaub drehst.«
    Ich trank meine Orangenlimo, ich aß meinen Schokoriegel,
    ich

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