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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Schirmständer.
    Nichts bot sich an. Mir blieb nur eins: runter zum Etagenklo
    von Dunnagin und Junior oder ins Parterre. Also machte ich
    mich an den Abstieg. Jede Stufe wollte mir den Stöpsel ziehen.
    Wenn ich losplatterte, wurde die enge Treppe zum Wasserfall,
    und meine Kameraden – alle in McKissic House, bis auf

    Jumbo und diesen Pimmel in unserem Bad – würden elend
    ertrinken.
    Ich hielt mich geschlossen und erreichte den ersten Stock.
    Der Waschraum war leer. Leer. Ich stürzte rein und pißte mir
    die ganze Qual aus dem Leib. Nicht die ganze. Es zwickte mich immer noch, daß irgendwer unsere Toilette geentert
    hatte. Diese hier hatte viermal soviel Quadratfuß und mehr
    Seife und auch mehr Klopapier. Warum sollte sich jemand rauf
    in unsere schleichen?
    Vielleicht, weil er ungestört sein wollte. Irgendwer im ersten Stock wollte keine Zuschauer beim Duschen.
    Ich machte mich wieder an den Aufstieg. Und wie ich mich
    so zwischen Wand und Geländer hochtaste, tastet sich jemand
    von oben herunter, und ich erstarre im unteren Treppenhaus.
    Wer da runterkam, sah verdächtig – verdächtig köstlich – nach
    einer Frau aus. Im trüben Licht einer elektrischen Wandbirne
    konnte ich sehen, daß sie für ihr Alter – Ende dreißig, Anfang vierzig – verdammt gut aussah, vielleicht ein bißchen wie ein
    Vamp auch.
    Sie hatte – wenn man so will – ein Handtuch an.
    Und offenbar nicht damit gerechnet, jemandem zu begegnen.
    Sie machte aber nicht kehrt. Sie legte den Kopf schief und
    lächelte, das Erdbeerhaar war aus der Stirn gekämmt und fiel
    ihr in einer feuchten Strähne über die Schulter. Sie faßte nach dieser Strähne mit derselben Hand, die das Handtuch hielt, mit der linken. Ich weiß, daß es die linke war, weil sie da ihren
    Trauring trug.
    »Mr. Boles – unser nagelneuer, phantastischer Shortstop.«
    Meine Unterhose bedeckte mehr als eine Badehose bedeckt
    hätte, was aber nichts daran änderte, daß ich rot wurde. Hätte ich mich mit einem Liniment für Pferde eingerieben, ich hätte
    nicht feuriger geglüht.

    »Mach dir keinen Kopf, Junge. Ich laß dich vorbei.« Die Frau
    lachte. »Zwei Schiffe passieren den Kanal.« Sie drückte sich
    samt und sonders an die Wand. »Komm hoch, du paßt bequem
    vorbei.«
    Ich klomm mit gesenktem Kopf nach oben. Schatten
    wanderten um uns herum, doch der bernsteinfarbene
    Lichtschein verlieh ihren Schienbeinen, ihren Armen und
    ihrem Brustbein den Schimmer von Messerklingen. Bei
    erhobenem Kopf hätte ich schnurstracks am Handtuch hoch ins
    Tal des Schattens geguckt. Ich hatte weiche Knie und zitterte.
    Wie am Schlag, wenn dir neunzig Stundenmeilen ins Haus
    stehen.
    Auf derselben Stufe mit der Frau streifte ich ihre Hand und
    etwas Feuchtes landete auf meinem Fuß. Ihr Handtuch. Ich
    langte nach unten, um es aufzuheben. Mein Hirn hatte
    dichtgemacht. Die tölpelhaften, ritterlichen Instinkte waren
    eingerastet. Als ich mich wieder aufrichtete, stierte ich auf ihre Nacktheit und atmete das duftende Glycerin von Palmolivseife.
    Ich fror. Mir wurde schwindlig. Ich fühlte mich wie eins von
    diesen Figürchen an einem rotierenden Gewürztablett.
    »Danke.« Sie hatte keine Eile, sich zu bedecken. »Ich weiß
    das zu schätzen.«
    Ich schloß die Augen, fiel prompt auf die Knie und krabbelte
    im selbstgebrauten Duster auf allen vieren die restlichen Stufen hinauf. Als ich oben war und den Nerv hatte, mich umzusehen,
    da setzte sich die Frau wieder in Bewegung. Das Handtuch
    reichte von den Schulterblättern bis knapp unter die hübschen
    Halbmonde. Ich guckte. Als sie den ersten Stock erreichte und
    abbog, huschte ich rasch wieder hinunter und lugte um die
    Ecke. Sie pendelte auf eine Tür am entfernten Ende des Flurs
    zu und klopfte an. Curriden machte auf und zog sie ins
    Zimmer.

    Skinny Dobbs wohnte bei Curriden. – War sie eine Hure, die
    damit ihre Brötchen verdiente? Hatten Curriden und Skinny sie
    für eine Orgie gedungen? War das eine Orgie – Sex zu dritt in aller Herrgottsfrühe, der so anstrengend war, daß man danach
    duschen mußte? Mal langsam. Was, wenn Curriden heimlich
    mit ihr verheiratet war. Bingo. Die Frau trug einen Ring. Und
    vom Alter her hätte sie zu ihm passen können. Aber wieso wohnten sie dann nicht – wie alle anderen verheirateten
    Hellbenders – in Cotton Creek?
    Curridens Tür ging wieder auf. Die Frau trat auf den Flur. Sie trug jetzt ein rot auf weiß gepunktetes Kostüm und auf dem
    Kopf ein ›Karrenrad‹ mit

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