Brüchige Siege
Absicht
war, das Fett an Munitionsfabriken zu liefern, die es
einschmelzen würden, um Glycerin für den Sprengstoff von
Bomben und Haubitzenmunition zu gewinnen. Kitchen Fats
for Victory. Nach dem Krieg erfuhr ich dann, daß man es zu Seife verarbeitet hatte. Schmutz wirkt demoralisierend, und die Streitkräfte hatten sich mit unserem Fett gewaschen. Aber
hätte man Zivilisten aufgefordert, Fett für Seife mitzubringen, hätte das wenig romantisch geklungen. Auch nicht besonders
hygienisch. Deshalb ließ die Regierung verlauten, unser
Gebrauchtfett werde gebraucht, um Leute in die Luft zu
sprengen, und schwuppdiwupp war die Heimatfront gewonnen.
Wie dem auch sei, ich schnitt drei zu vier ab. Ich setzte einen
›Knallfrosch‹ hinters Second, was heißen soll, daß ich meinen
ersten kommerziellen Base Hit landete. Eine Fußzeile aus GIs
gab mir eine stehende Ovation – aus purer Erleichterung, daß
die Hellbender heute nicht schlimmer stinken würden als das
Stadion, was gestern abend der Fall gewesen war. Sie liebten
es, daß ich dem Spiel Würze gab.
Hoey, der den Coach am First machte, kam
rübergeschlendert, als ich spornstreichs kehrtmachte und zum
First zurückkehrte. Der Centerfielder hatte den Wurf nur
angetäuscht, eine Drohung, die ich nicht besonders ernst
genommen hatte.
»Nicht, daß dir der Jubel zu Kopf steigt. Das tun die auch,
wenn ‘ne niedliche alte Lady über ‘ne Popcorn-Schachtel
stolpert.«
Ich sah zu, wie Charlie Snow, ein super Schlagmann, in
Stellung ging und seine Spikes mit einem Louisville-Slugger
beklopfte, an dem er so lange gedrechselt hatte, bis das Ding
wie eine gertenschlanke Champagnerflasche aussah.
»Ich an deiner Stelle würde mich schämen, so das First zu
erreichen«, sagte Hoey, »mit so ‘ner todmüden Möwe, wie du
sie da rübergescheucht hast.«
Ich zuckte die Achseln. Mein Schlagschnitt lag voll bei
tausend – vorerst jedenfalls.
»Gib acht auf O’Connors Pick-off.* Wenn du hier ›aus‹
gemacht wirst, hättest du auch vorbeischlagen können.«
»Zurück in die Box«, sagte Happy Polidori, der
Schiedsrichter, »und laß den Jungen zufrieden.«*
»Leck mich, Polidori. Die Kids haben Mäusespeck im Kopf.
Ist mein Job, ihnen auf die Sprünge zu helfen.«
»Mach den Mund zu und beweg deinen Hintern«, sagte
Polidori.
Ohne daß mir jemand ein Startzeichen gab, stahl ich beim
ersten Wurf von O’Connor das Second. Die GIs sprangen auf
die Füße und brüllten. Der Catcher von Lanett machte nicht
mal den Versuch, mich ›aus‹ zu werfen. Ich machte Hoey ein
Handzeichen – um ihm zu sagen, daß ich okay war – nicht um
mich lustig zu machen –, doch er stieß eine rote Dreckfontäne
aus dem Boden und zeigte ›Aus‹ für mich an.
Snow schlug einen weiten Ball ins Rightfield. Ich erreichte
das Home Base. So ging es das ganze Spiel über. Wir siegten
mit acht zu drei – wie gesagt, kein Zuckerschlecken, aber auch keine Knochenarbeit. Die anderen zwei Treffer von mir waren
ein Abtropfer zum First und ein Ball, der in hohem Bogen von
der Hartgummiplatte des Pitchers abprallte. Hoey zerriß sich
auch darüber das Maul. Glückstreffer, meinte er, und ich sollte, wenn ich das nächste Mal in die Kirche ging, bei der Kollekte
einen Hunderter spendieren. Ein bißchen fühlte ich mich
betrogen, als der Rightfielder der Linenmakers meinen
weitesten Ball einholte und gegen die Belk-Gallant -Reklame nagelte, was zum vorletzten ›Aus‹ führte.
Hoey klatschte Beifall für diesen Coup. Er mochte es, wenn
man mir bei einem blindlings geschlagenen Ball einen vier-zu-
∗
vier Trip vermasselte.
Am Short lieferte ich allerdings einen perfekten Kampf.
Obwohl Mariani große Bogen gespuckt hatte, schlug er gar
nicht gut. Junior und ich holten ihn dauernd aus der Bredouille, indem wir Double Plays spielten oder potentielle Rollbälle
abblockten, um Home Runs zu verhindern. Bei unseren Double
Plays klickten wir wie Kastagnetten.
»Zum vierten Mal heute«, erklärte Milt Frye über
Lautsprecher, »hat es eine Double-Play-Kombination zwischen
∗ vier-zu-vier Trip meint, daß der betreffende Spieler viermal am Schlag und ebensooft auf Base war
Boles, Heggie und Clerval gegeben – das hatten wir seit ‘39
nicht mehr.«
Pfiffe, Applaus, Trampeln. Mrs. Atwill stieg in eine
Schnellversion von I Get a Kick Out of You.
»Danny Boles stammt aus Tenkiller, Oklahoma«, sagte Frye.
Dann, nach einer Kunstpause: »Der Junge
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