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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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Absicht
    war, das Fett an Munitionsfabriken zu liefern, die es
    einschmelzen würden, um Glycerin für den Sprengstoff von
    Bomben und Haubitzenmunition zu gewinnen. Kitchen Fats
    for Victory. Nach dem Krieg erfuhr ich dann, daß man es zu Seife verarbeitet hatte. Schmutz wirkt demoralisierend, und die Streitkräfte hatten sich mit unserem Fett gewaschen. Aber
    hätte man Zivilisten aufgefordert, Fett für Seife mitzubringen, hätte das wenig romantisch geklungen. Auch nicht besonders
    hygienisch. Deshalb ließ die Regierung verlauten, unser
    Gebrauchtfett werde gebraucht, um Leute in die Luft zu
    sprengen, und schwuppdiwupp war die Heimatfront gewonnen.

    Wie dem auch sei, ich schnitt drei zu vier ab. Ich setzte einen
    ›Knallfrosch‹ hinters Second, was heißen soll, daß ich meinen
    ersten kommerziellen Base Hit landete. Eine Fußzeile aus GIs
    gab mir eine stehende Ovation – aus purer Erleichterung, daß
    die Hellbender heute nicht schlimmer stinken würden als das
    Stadion, was gestern abend der Fall gewesen war. Sie liebten
    es, daß ich dem Spiel Würze gab.
    Hoey, der den Coach am First machte, kam
    rübergeschlendert, als ich spornstreichs kehrtmachte und zum
    First zurückkehrte. Der Centerfielder hatte den Wurf nur
    angetäuscht, eine Drohung, die ich nicht besonders ernst
    genommen hatte.
    »Nicht, daß dir der Jubel zu Kopf steigt. Das tun die auch,
    wenn ‘ne niedliche alte Lady über ‘ne Popcorn-Schachtel
    stolpert.«
    Ich sah zu, wie Charlie Snow, ein super Schlagmann, in
    Stellung ging und seine Spikes mit einem Louisville-Slugger
    beklopfte, an dem er so lange gedrechselt hatte, bis das Ding
    wie eine gertenschlanke Champagnerflasche aussah.
    »Ich an deiner Stelle würde mich schämen, so das First zu
    erreichen«, sagte Hoey, »mit so ‘ner todmüden Möwe, wie du
    sie da rübergescheucht hast.«
    Ich zuckte die Achseln. Mein Schlagschnitt lag voll bei
    tausend – vorerst jedenfalls.
    »Gib acht auf O’Connors Pick-off.* Wenn du hier ›aus‹
    gemacht wirst, hättest du auch vorbeischlagen können.«
    »Zurück in die Box«, sagte Happy Polidori, der
    Schiedsrichter, »und laß den Jungen zufrieden.«*
    »Leck mich, Polidori. Die Kids haben Mäusespeck im Kopf.
    Ist mein Job, ihnen auf die Sprünge zu helfen.«
    »Mach den Mund zu und beweg deinen Hintern«, sagte
    Polidori.

    Ohne daß mir jemand ein Startzeichen gab, stahl ich beim
    ersten Wurf von O’Connor das Second. Die GIs sprangen auf
    die Füße und brüllten. Der Catcher von Lanett machte nicht
    mal den Versuch, mich ›aus‹ zu werfen. Ich machte Hoey ein
    Handzeichen – um ihm zu sagen, daß ich okay war – nicht um
    mich lustig zu machen –, doch er stieß eine rote Dreckfontäne
    aus dem Boden und zeigte ›Aus‹ für mich an.
    Snow schlug einen weiten Ball ins Rightfield. Ich erreichte
    das Home Base. So ging es das ganze Spiel über. Wir siegten
    mit acht zu drei – wie gesagt, kein Zuckerschlecken, aber auch keine Knochenarbeit. Die anderen zwei Treffer von mir waren
    ein Abtropfer zum First und ein Ball, der in hohem Bogen von
    der Hartgummiplatte des Pitchers abprallte. Hoey zerriß sich
    auch darüber das Maul. Glückstreffer, meinte er, und ich sollte, wenn ich das nächste Mal in die Kirche ging, bei der Kollekte
    einen Hunderter spendieren. Ein bißchen fühlte ich mich
    betrogen, als der Rightfielder der Linenmakers meinen
    weitesten Ball einholte und gegen die Belk-Gallant -Reklame nagelte, was zum vorletzten ›Aus‹ führte.
    Hoey klatschte Beifall für diesen Coup. Er mochte es, wenn
    man mir bei einem blindlings geschlagenen Ball einen vier-zu-
    ∗
    vier Trip vermasselte.
    Am Short lieferte ich allerdings einen perfekten Kampf.
    Obwohl Mariani große Bogen gespuckt hatte, schlug er gar
    nicht gut. Junior und ich holten ihn dauernd aus der Bredouille, indem wir Double Plays spielten oder potentielle Rollbälle
    abblockten, um Home Runs zu verhindern. Bei unseren Double
    Plays klickten wir wie Kastagnetten.
    »Zum vierten Mal heute«, erklärte Milt Frye über
    Lautsprecher, »hat es eine Double-Play-Kombination zwischen

    ∗ vier-zu-vier Trip meint, daß der betreffende Spieler viermal am Schlag und ebensooft auf Base war

    Boles, Heggie und Clerval gegeben – das hatten wir seit ‘39
    nicht mehr.«
    Pfiffe, Applaus, Trampeln. Mrs. Atwill stieg in eine
    Schnellversion von I Get a Kick Out of You.
    »Danny Boles stammt aus Tenkiller, Oklahoma«, sagte Frye.
    Dann, nach einer Kunstpause: »Der Junge

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