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Brüchige Siege

Brüchige Siege

Titel: Brüchige Siege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bishop
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wehenden Bändern. In der einen
    Hand die Strohtasche, in der anderen die Stöckelschuhe, lief
    sie auf Zehen zur nächsten Treppe und tippelte ins Parterre.
    Bevor ich mehr über sie in Erfahrung bringen konnte, war sie
    auf und davon – eine tolle Frau, die echt wußte, wie man
    Kleider trug. (Sie wußte auch, wie man keine trug.) Und sie wußte, daß ich ein phantastischer Shortstop war. Das machte mich stutzig – nicht, daß ihr mein Spiel gefiel – nein, der
    Ausdruck an sich.
    Ich rührte mich nicht. Das heißt, ich rührte mich nicht vom
    Fleck. Ein alter, einäugiger Freund fand die Stalltür und
    steckte neugierig den Kopf ins Freie. Ich war eben dabei, ihn
    zu besänftigen, als Skinny Dobbs die Haupttreppe heraufkam,
    er schlurfte wie ein Betrunkener. Dobbs peilte Curridens
    Zimmer an, das auch seins war. Er hatte keinen Kater, er war
    bloß mit dem Schlaf zurück. Mein Spezi war inzwischen
    verrunzelt. (Nicht Dobbs.) Dobbs hatte bestimmt auf einem
    Sofa im Clubraum gepennt und eben von Curridens Frau
    erfahren, daß die eheliche Visite vorbei war.
    Ich pirschte die Treppe hinauf, machte noch einen Abstecher
    ins feuchte Etagenklo und legte mich wieder aufs Bett. Machte

    allerdings kaum ein Auge zu Ich sah immerzu die
    splitternackte Lady im Treppenhaus.

    Es hieß, die CVL habe von vorneherein auch sonntags gespielt.
    Man nannte Dixieland auch Bible Belt.* Selbst mittwochs konnten Straßenprediger in Highbridge mit ihrem mächtigen
    Redeschwall eine stattliche Anzahl von Ja-Sagern um sich
    versammeln. Doch niemand hatte etwas gegen Baseball am
    Sonntag. Die Spiele fanden nach dem Kirchgang statt und kamen gleich hinter Gott, Fahne, Mutterschaft und Jagd.
    Fadeaway Ankers trat im letzten Spiel gegen Lanett an –
    nach zwei oder drei Tagen Schonung, je nachdem ob man es
    wie Fadeaway oder wie Mister Jay-Mac sah. Er grinste beim
    Aufwärmen und zupfte und strich an sich herum und warf
    fauchende Bazooka-Bälle, als genieße er seinen Auftritt, was
    er vermutlich auch tat. Wie ein ausgehungerter Bluetick* nach
    dem nächsten Suppenknochen giert, so gierte er danach, den
    ersten Schlagmann der Linenmakers ›aus‹ zu werfen. Und er
    warf ihn ›aus‹.
    Mister JayMac hatte auch mich, Junior und Skinny
    aufgestellt. Inoffiziell war heute Tag der Anfänger. Offiziell war War Bonds Day.*
    Im Outfield hatten die Platzwarte über einige der größten
    Reklametafeln War-Bonds-Banner gehängt, natürlich mit dem Okay der jeweiligen Gesellschaft, deren Reklame verdeckt
    wurde:

    IT’S TEN MINUTES TO MIDNIGHT!
    WAKE UP, AMERICANS…
    YOUR COUNTRY’S MOST FATEFUL HOUR IS NEAR!
    DON’T BE TIGHTER WITH YOUR MONEY THAN
    WITH THE LIVES OF YOUR SONS!

    MONEY TO PAY FOR THE WAR, YES;
    BUT NONE AT ALL FOR FRILLS IN THE
    CIVIL OPERATIONS OF ANY OF OUR
    GOVERNING BODIES.
    ∗
    THAT IS THE EDICT OF THE AMERICAN PEOPLE.

    Weder Skinny noch Curriden machten den Eindruck, als wären
    sie auf Zack. Obwohl Curriden nicht zeitig aufgestanden war,
    um zur Kirche zu gehen, kriegte er jetzt kaum seinen Hintern
    geschleppt. Dieses Mädel im Handtuch hätte ihm ebensogut
    ‘nen Kühlschrank auf den Rücken binden können, so wenig
    Mumm hatte er. Skinny gab da schon ein besseres Bild ab; er
    konnte laufen und werfen. Nur manchmal blieb er plötzlich
    stehen und riß die Augen auf, als wolle er durch die Augäpfel
    Luft holen.
    Nach der zweiten Schlagrunde fragte Mister Jay-Mac die
    beiden: »Was tut euch weh, Gentlemen? Seid ihr vergangene
    Nacht aufgeblieben und habt Wollpopel gezupft? Ich könnte
    schwören, Mr. Curriden, mit etwas Rouge auf den Wangen
    wird Sie jeder für tot halten.« Statt Curriden stellte er Hoey ans Third, und das Rightfield sollte Evans übernehmen.
    Hoey sagte prompt: »Warum stellen Sie nicht Dumbo ans
    Third und lassen mich da weitermachen, wo ich Freitag
    aufgehört habe? Sir.«

    ∗ ES IST ZEHN VOR ZWÖLF!
    WACHT AUF, AMERIKANER…
    EUREM LAND SCHLÄGT DIE STUNDE DES SCHICKSALS!
    SEID NICHT GEIZIGER MIT EUREM GELD ALS
    MIT DEM LEBEN EURER SÖHNE!
    GELD FÜR DEN KRIEG, JA;
    ABER KEINEN HELLER FÜR ÜBERFLÜSSIGE
    ZIVILE MASSNAHMEN UNSERER REGIERUNG.
    DAS IST DER WILLE DES AMERIKANISCHEN VOLKES.

    Mister JayMac sah ihn bloß an, mit Augen so todblau wie die
    Haarspülung einer alten Lady. Von da
    an, muß ich sagen, lieferte Hoey in meiner unmittelbaren
    Nachbarschaft und auf Curridens Position ein tadelloses Spiel.
    Kein rechtshändiger Linenmaker konnte Fadeaways Screw-
    Bälle schlagen, und kein

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