Brüchige Siege
wehenden Bändern. In der einen
Hand die Strohtasche, in der anderen die Stöckelschuhe, lief
sie auf Zehen zur nächsten Treppe und tippelte ins Parterre.
Bevor ich mehr über sie in Erfahrung bringen konnte, war sie
auf und davon – eine tolle Frau, die echt wußte, wie man
Kleider trug. (Sie wußte auch, wie man keine trug.) Und sie wußte, daß ich ein phantastischer Shortstop war. Das machte mich stutzig – nicht, daß ihr mein Spiel gefiel – nein, der
Ausdruck an sich.
Ich rührte mich nicht. Das heißt, ich rührte mich nicht vom
Fleck. Ein alter, einäugiger Freund fand die Stalltür und
steckte neugierig den Kopf ins Freie. Ich war eben dabei, ihn
zu besänftigen, als Skinny Dobbs die Haupttreppe heraufkam,
er schlurfte wie ein Betrunkener. Dobbs peilte Curridens
Zimmer an, das auch seins war. Er hatte keinen Kater, er war
bloß mit dem Schlaf zurück. Mein Spezi war inzwischen
verrunzelt. (Nicht Dobbs.) Dobbs hatte bestimmt auf einem
Sofa im Clubraum gepennt und eben von Curridens Frau
erfahren, daß die eheliche Visite vorbei war.
Ich pirschte die Treppe hinauf, machte noch einen Abstecher
ins feuchte Etagenklo und legte mich wieder aufs Bett. Machte
allerdings kaum ein Auge zu Ich sah immerzu die
splitternackte Lady im Treppenhaus.
Es hieß, die CVL habe von vorneherein auch sonntags gespielt.
Man nannte Dixieland auch Bible Belt.* Selbst mittwochs konnten Straßenprediger in Highbridge mit ihrem mächtigen
Redeschwall eine stattliche Anzahl von Ja-Sagern um sich
versammeln. Doch niemand hatte etwas gegen Baseball am
Sonntag. Die Spiele fanden nach dem Kirchgang statt und kamen gleich hinter Gott, Fahne, Mutterschaft und Jagd.
Fadeaway Ankers trat im letzten Spiel gegen Lanett an –
nach zwei oder drei Tagen Schonung, je nachdem ob man es
wie Fadeaway oder wie Mister Jay-Mac sah. Er grinste beim
Aufwärmen und zupfte und strich an sich herum und warf
fauchende Bazooka-Bälle, als genieße er seinen Auftritt, was
er vermutlich auch tat. Wie ein ausgehungerter Bluetick* nach
dem nächsten Suppenknochen giert, so gierte er danach, den
ersten Schlagmann der Linenmakers ›aus‹ zu werfen. Und er
warf ihn ›aus‹.
Mister JayMac hatte auch mich, Junior und Skinny
aufgestellt. Inoffiziell war heute Tag der Anfänger. Offiziell war War Bonds Day.*
Im Outfield hatten die Platzwarte über einige der größten
Reklametafeln War-Bonds-Banner gehängt, natürlich mit dem Okay der jeweiligen Gesellschaft, deren Reklame verdeckt
wurde:
IT’S TEN MINUTES TO MIDNIGHT!
WAKE UP, AMERICANS…
YOUR COUNTRY’S MOST FATEFUL HOUR IS NEAR!
DON’T BE TIGHTER WITH YOUR MONEY THAN
WITH THE LIVES OF YOUR SONS!
MONEY TO PAY FOR THE WAR, YES;
BUT NONE AT ALL FOR FRILLS IN THE
CIVIL OPERATIONS OF ANY OF OUR
GOVERNING BODIES.
∗
THAT IS THE EDICT OF THE AMERICAN PEOPLE.
Weder Skinny noch Curriden machten den Eindruck, als wären
sie auf Zack. Obwohl Curriden nicht zeitig aufgestanden war,
um zur Kirche zu gehen, kriegte er jetzt kaum seinen Hintern
geschleppt. Dieses Mädel im Handtuch hätte ihm ebensogut
‘nen Kühlschrank auf den Rücken binden können, so wenig
Mumm hatte er. Skinny gab da schon ein besseres Bild ab; er
konnte laufen und werfen. Nur manchmal blieb er plötzlich
stehen und riß die Augen auf, als wolle er durch die Augäpfel
Luft holen.
Nach der zweiten Schlagrunde fragte Mister Jay-Mac die
beiden: »Was tut euch weh, Gentlemen? Seid ihr vergangene
Nacht aufgeblieben und habt Wollpopel gezupft? Ich könnte
schwören, Mr. Curriden, mit etwas Rouge auf den Wangen
wird Sie jeder für tot halten.« Statt Curriden stellte er Hoey ans Third, und das Rightfield sollte Evans übernehmen.
Hoey sagte prompt: »Warum stellen Sie nicht Dumbo ans
Third und lassen mich da weitermachen, wo ich Freitag
aufgehört habe? Sir.«
∗ ES IST ZEHN VOR ZWÖLF!
WACHT AUF, AMERIKANER…
EUREM LAND SCHLÄGT DIE STUNDE DES SCHICKSALS!
SEID NICHT GEIZIGER MIT EUREM GELD ALS
MIT DEM LEBEN EURER SÖHNE!
GELD FÜR DEN KRIEG, JA;
ABER KEINEN HELLER FÜR ÜBERFLÜSSIGE
ZIVILE MASSNAHMEN UNSERER REGIERUNG.
DAS IST DER WILLE DES AMERIKANISCHEN VOLKES.
Mister JayMac sah ihn bloß an, mit Augen so todblau wie die
Haarspülung einer alten Lady. Von da
an, muß ich sagen, lieferte Hoey in meiner unmittelbaren
Nachbarschaft und auf Curridens Position ein tadelloses Spiel.
Kein rechtshändiger Linenmaker konnte Fadeaways Screw-
Bälle schlagen, und kein
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